Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
stand Loge mit ausgebreiteten Beinen und nahm scheinbar den gesamten Himmel ein. Wie durch einen Nebel nahm Mara wahr, dass auch die anderen Menschen nun den Feuerbringer sehen konnten. Die Angstschreie schwollen an zu einem Geräusch, das Mara glaubte, keine Sekunde mehr ertragen zu können.
Wehe, Völva; wage nicht, zu trotzen, wer kam um zu herrschen.
»Hör auf mit deiner Stabreimerei, und sag mir, was du von mir willst!«, brüllte Mara dem Feuerbringer über den Lärm entgegen. »Warum zeigst du mir das alles?!«
Wirst mir dienen, willst du dies nicht erwirken.
Und mit diesen Worten deutete er mit seinem brennenden Zeigefinger auf sie herunter und hob seine Stimme, als wolle er der ganzen Welt etwas zurufen.
Menschen; meine Gnade ihr seht, müsst richten das Mädchen.
Dann lachte Loge sein grollendes Lachen, während Mara sofort die Blicke der gepeinigten Menschen rundherum spürte, als wären es Hunderte Nadelstiche!
»Was? Nein! Ich will doch helfen! Ich … ich weiß nur nicht, wie!«, rief sie erschrocken, während die Menge Mara einkreiste und dabei immer näher rückte. Schon griffen Hände nach ihr, verschmiert mit Asche und Blut, verzweifelte Hände, getrieben von der Hoffnung, dass der Albtraum enden würde, wenn nur dieses Mädchen verstummte …
Mara schlug um sich, versuchte, sich loszureißen, aber es waren zu viele …
Plötzlich schrie die Menge auf, und Leute sprangen auseinander, als etwas mitten zwischen ihnen dumpf aufschlug. Für ein paar Sekunden ließen sie von Mara ab, und so konnte auch sie sehen, was …
Sie blickte in das rußgeschwärzte Gesicht von Professor Weissinger. Sein Mund stand offen, der Blick vom Tod gebrochen, und über ihr dröhnte das grausame Gelächter von Loge, dem Feuerbringer.
Mara schrie …
Kapitel 4
D as macht dann hundertdreiundzwanzig Euro und fünfzig Cent, bitte. Brauchen Sie eine Quittung?«
Der Professor schreckte hoch und Mara mit ihm. Sie erinnerte sich jetzt erst, dass sie ihn die ganze Zeit über festgehalten hatte.
»H… haben Sie … «, stotterte Mara leise.
Der Professor nickte, und Mara konnte nur erahnen, was er bei alldem empfunden haben mochte.
Dafür waren die Flammen um die Taxifahrerin verschwunden. Wie es schien, hatte der Feuerbringer hiermit klargemacht, was passieren würde, wenn Mara sich nicht ab sofort aus seinen Plänen raushielt.
»Hallo? Was soll das denn jetzt? Es war Ihnen doch hoffentlich klar, dass ich Sie nicht für Dreifuffzig stundenlang durch die Stadt gondeln kann, oder?«
Die Stimme der Fahrerin riss Mara und den Professor aus ihren Überlegungen, und Professor Weissinger fingerte zittrig nach seinem Geldbeutel.
»Hier, stimmt so«, sagte er und reichte der Taxifahrerin ein paar Scheine. »Bitte keine Quittung.«
Steffi war schon ausgestiegen, und auch Mara schälte sich jetzt aus dem Sitz und stieg aus. Ihre Knie waren weich und irgendwie erwartete sie jeden Moment, dass plötzlich überall Flammen hervorschlugen und Menschen in Panik davonliefen. Nichts dergleichen passierte.
Mara sah sich um. Es war noch ziemlich hell für acht Uhr abends, und gerade hatten die Geschäfte geschlossen. Menschen pilgerten zu Parkplätzen, Bushaltestellen und U-Bahn-Eingängen. Der Taxistand am Odeonsplatz war so gelegen, dass man direkt auf die Feldherrnhalle blickte, im Rücken das Siegestor.
Der Professor tauchte neben Mara auf und streckte sich ächzend. »So, lass uns mal rüber gehen in den Hofgarten und von dort die Lage sondieren. Nicht, dass wir wieder der Gassner in die Arme laufen.«
Mara nickte und versuchte, ein paar Mal entspannt durchzuatmen. Immerhin brannte keiner mehr rund um sie herum.
Sie ließ sich ein paar Meter hinter Steffi und den Professor zurückfallen. Sie wollte nicht noch einmal hören, was sie gerade erst erlebt hatte. Ganz im Gegenteil. Sie sah, wie schockiert Steffi von den Schilderungen ihres Exmannes war. Dann verstummte Professor Weissinger, und die beiden blieben stehen.
Mara schloss zu ihnen auf, und für eine Weile sagte keiner ein Wort. Schließlich legte der Professor einen Arm um Mara und sprach mit sanfter Stimme: »Glaub ihm nicht. Ich weiß, es ist schwer. Aber wie du siehst, lebe ich, und wir haben noch alle Chancen.«
Steffi sah Mara mitfühlend an. »Reinhold hat recht, Mara. Dich trifft keine Schuld, egal ob … «
Die Worte sprudelten förmlich aus Mara heraus: »Aber er hat doch gesagt, dass ich dafür verantwortlich bin! Ich bin schuld an der ganzen
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