Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Sie konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie ernsthaft eine Gedenktafel grüßen konnte, ohne dabei zu lachen.
Guten Morgen, Gedenktafel, na, wie läuft’s, alles nazimäßig soweit? Also echt!
Steffi meldet sich zu Wort. »Soweit ich weiß, standen auch rund um die Uhr zwei Soldaten daneben, um genau dafür zu sorgen. Und für jeden, der darauf keine Lust hatte oder Schmerzen im Arm vom dauernden Hitlergrüßen, gab es ja noch die Viscardigasse.«
»Stimmt!«, lachte der Professor. »Das sogenannte Drückeberger-Gasserl . Die liegt direkt hinter der Feldherrnhalle, und so konnte man die Gedenktafel umgehen.«
»Und wo hat jetzt der Thurisaz sein Seminar? Doch nicht da oben zwischen den Denkmälern?«, fragte Mara.
»Nein, nicht in der Feldherrnhalle, sondern im Feldherrn keller , Mara. Ich glaube, der Eingang ist links an der Seite. Aber wir beide sollten vorsichtig sein und uns da nicht blicken lassen«, mahnte Professor Weissinger.
»Ihr geht da sowieso nicht rein, sondern ich«, unterbrach Steffi. »Wofür hab ich mich sonst im Hotel versteckt wie ein Huhn? Noch kennt er mich nicht, also geh ich.«
»Und wie erfahren wir, was da drin passiert?«, wollte der Professor wissen.
»Indem ich es euch danach erzähle?«, antwortete Steffi.
»Und wenn was schiefgeht?«
»Dann machen wir eben ein Zeichen aus.«
»Und welches wäre das?«
»Wenn etwas schiefgeht, werde ich sehr, sehr laut schreien?«
»Ah. Ja, das ist … brillant«, seufzte der Professor.
Mara schaltete sich ein »Aber, aber, wenn etwas so sehr schiefgeht, dass Sie nicht mehr schreien können?«
»Mara Lorbeer, wenn meine Exfrau mal nicht mehr schreien kann … « begann Professor Weissinger und Steffi unterbrach ihn: »Schon klar, dann bin ich vermutlich tot.«
Mara sah die beiden schockiert an. Doch da grinste das Exehepaar, und Steffi knuffte den Professor spielerisch in die Seite.
»Ich kann dich wirklich nicht ausstehen«, sagte sie und lachte.
»Ich weiß, und bin dir dafür sehr dankbar«, antwortete der Professor und grinste.
»Hey!«, rief Mara da plötzlich, und beide sahen sie verwundert an. Doch ihr wurde das jetzt zu viel. »Ich versteh das nicht! Bitte erklären Sie mir das jetzt endlich mal!«
»Was verstehst du denn nicht?«, fragte Steffi und schien wirklich nicht zu wissen, was Mara meinte.
»Na, Sie beide!« Mara deutete zwischen ihr und dem Professor hin und her. »Ihr seid nicht mehr verheiratet, und trotzdem verhaltet ihr euch so, als wärt ihr … ich weiß nicht … zusammen !«
Steffi und Professor Weissinger sahen sich an, und ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. Das machte Mara aber nur noch wütender. »Ja genau, ihr grinst gleichzeitig, ihr wisst immer schon, was der andere gleich sagt, und ihr habt voll den Spaß zusammen, obwohl ihr euch dauernd streitet. Oder ihr streitet euch und lacht dabei dauernd! Was ich auch nicht verstehe, weil entweder man streitet oder man lacht. Das geht doch gar nicht!« Mara machte eine Pause, um Luft zu holen. Sie war, nach wie vor, nicht gerade die große Rednerin, aber manchmal musste es eben sein, und sie war gerade gut in Fahrt: »Außerdem haben Sie, Herr Professor, an meiner Mama … ähm … «
Sie sah ihn an. Dem Professor war das alles sichtlich unangenehm. Sofort verließ Mara wieder der Mut, und sie wurde still.
Steffi schaute den Professor mit großen Augen an. »Was hast du bitte an Maras Mama?«
»Na, rumgegraben«, murmelte Mara. So, jetzt ist es raus.
» Du hast … rumgegraben ? Ist das zu fassen!«, lachte Steffi. »Bitte, Mara, sei doch so lieb und beschreib das mal, damit ich mir das vorstellen kann.«
Mara schaute zu Boden. Das war ihr nun wirklich sehr unangenehm, aber sie hatte damit angefangen, sie wollte Klarheit, und darum musste das jetzt sein. »Na, er war … nett zu meiner Mama, und er hat sie zum Lachen gebracht, und er hat ihr Komplimente gemacht … und so.«
»Reinhold, du hast Komplimente gemacht?«, fragte Steffi amüsiert.
»Ja, das habe ich«, gab der Professor recht plötzlich zurück und sah Steffi überraschend ernst an. »Bei Maras Mutter ist es allerdings auch möglich , Komplimente zu machen, ohne dass man darauf gleich einen Spruch serviert bekommt. Maras Mutter freut sich nämlich über Komplimente und hält sie nicht für … «
»… Lügen, die doch letztlich nur zeigen, dass du irgendwas willst oder ausgefressen hast«, komplettierte Steffi seinen Satz.
Der Professor lachte trocken auf.
Weitere Kostenlose Bücher