Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
»Da hast du es, Mara! Das war einer der Trennungsgründe – live und in Farbe! Kaum hatte ich dieser Dame hier mal was Nettes gesagt, kam sofort die Frage: Was willst du?«
Steffi nickte und zeigte damit, dass sie nicht widersprach. Der Professor fuhr fort: »So war das jedes Mal, und darum hab ich es irgendwann gelassen! Und deine Mutter ist so anders, Mara! Sie ist herzlich, sie kann sich noch freuen, ohne sofort darüber nachzudenken, ob das jetzt richtig, gut, schlecht, falsch oder Bampf war, und vor allem schmettert sie nicht alles gleich wieder mit einem Spruch zurück an den Absender! Sie freut sich darüber, sie lächelt, als ob die Sonne aufgeht und fertig. Das gefällt mir!«
»Aber … aber sie ist … «, fing Mara an, doch der Professor unterbrach sie sofort wieder: »Ja, Mara, das ist sie wohl. Sie ist auf der Suche, sie ist falsch beraten und wirkt dadurch gelegentlich etwas wunderlich. Nun gut, vielleicht etwas öfter als gelegentlich, aber darum geht es nicht, denn das ist nur die Fassade. Innendrin ist deine Mutter ein ehrlicher, ganz lieber Mensch, der nur versucht, mit der Welt klarzukommen. Und ich persönlich glaube, dass das gar nicht so schwierig wäre, wenn sie sich selbst ein bisschen Ruhe gönnen würde und in sich hineinhorcht, anstatt dauernd selbst Lärm zu produzieren oder Dingen nachzulaufen, die sie nur ablenken. Ich glaube, ich habe das schon einmal gesagt: Deine Mutter sucht nach Antworten, Mara, und sie sucht einfach nur an der falschen Stelle.«
Mara sagte nichts mehr. So hatte sie Mama eigentlich noch nie gesehen. Gut, sie wusste natürlich, dass Mama ein lieber Mensch mit einem großen Herz war, aber die Art, wie sie es zeigte, war einfach viel zu oft so unglaublich … nervig!
Steffi hatte länger nichts gesagt, und als sie es dann doch tat, wirkte sie nachdenklich. »Tja, Reinhold, so gerne ich dir widerspreche, aber das mit den Nettigkeiten, das stimmt. Mein Mann hat sich da auch schon drüber beschwert, und dann haben wir einmal drüber geredet, und seitdem ist es gut. Denn wenn er mich kritisiert, dann werde ich nicht sauer, sondern ich höre es mir an, und wenn ich es ähnlich sehe, dann versuch ich es zu ändern. Aber als du es mir damals gesagt hast, hätte ich dich gerne in den Schlaf gewürgt.«
»Tja«, machte der Professor und zuckte mit den Achseln. »Das ist eben der Unterschied, wenn Menschen wirklich zusammenpassen und wenn nicht. Wir beide dachten ja auch erst, es wäre perfekt. Wir haben schließlich jede Menge gemeinsam. Aber wir sind nun mal wie die zwei Pluspole eines Magneten, und das führt leider zu Abstoßungserscheinungen. Mal ganz abgesehen davon, dass du glücklich bist mit deinem Herrn Abrakadabra, wie mir scheint.«
»Sehr«, antwortete Steffi ganz ohne Ironie. »Du weißt, dass ich dich nicht damit verletzen will, wenn ich sage, dass mein Ehemann der beste Ehemann der Welt ist, und ich ihn gegen nichts und niemanden tauschen würde.«
»Ja, das weiß ich, und ich kann auch nachvollziehen, warum. Bleiben wir bei dem Bild mit dem Magneten: Du bist eine starke Frau, die weiß, was sie will, mit einem großen Intellekt und viel Scharfsinn ausgestattet. Und dein Mann ist eben das exakte … «
»Wehe dir!«, sagte Steffi und hob die Faust.
»Was denn? Reine Physik!«, erwiderte der Professor und biss sich das Grinsen von den Lippen.
»Das fehlte noch, dass mir ein Germanistikus was von der Physik erzählt«, seufzte Steffi und sah Mara an. »Haben wir denn damit deine Frage beantwortet? Es wird nämlich langsam spät, und ich will unbedingt in dieses Seminar.«
Mara nickte. »Ja, das habt ihr gut erklärt und … vorgemacht … Danke. Und entschuldigen Sie, Herr Professor, wenn das jetzt doof war von mir … für Sie … ich wollte nur … «
Der Professor legt eine Hand auf Maras Schulter und drückte freundschaftlich zu. »Schon in Ordnung, Mara. Sie ist schließlich deine Mutter, und ich finde es ganz wunderbar, wie du dir um sie Gedanken machst. Ehrlich. Ich verspreche dir, dass ich nichts Böses im Sinn habe, ganz im Gegenteil. Außerdem gehören da ja zwei dazu. Und wenn wir uns da vergallopieren sollten und es alles ein einziges Gawargel gibt, dann weiß ich jetzt, dass du es mir sagen wirst. Das ist gut zu wissen.«
»Ach«, sagte Mara. »Ich denke, ihr beide seid ja schon groß und könnt das dann ganz gut selber entscheiden. Ich wollte nur wissen, was los ist, und jetzt weiß ich’s. Das reicht mir. Erst mal.«
»Erst mal?«,
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