Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
was wollten sie von ihm? Was war denn seine Aufgabe? Das sieht doch jeder, und ein Gott schon dreimal, dass der damit nur Mist anstellt! Der Mann ist ein Mörder, verdammt noch mal«, schimpfte Mara und war erstaunt, als sie eine weitere Antwort bekam.
»Ja, ein Mörder schlief in dem Mann mit dem Namen der Jöten, und dies ist es, was die Götter von ihm wünschten«, sagte Munin.
Und Mara verstand. »Thurisaz sollte Loki töten«, sagte sie leise. Darum hatten die Götter ihn zuerst ausgewählt! Na klar, ein typischer Männerjob. Geh da hin, und hau wem die Rübe runter, dachte sie. Gleichzeitig regte sich aber auch Zweifel in ihr. Thurisaz war ein Feigling. Er hatte Thumelicus in den Rücken geschossen, wie die ganz besonders fiesen Bösewichte in den alten Westernfilmen. Und der sollte vor Loki treten und ihn töten? Niemals hätte er das gewagt. Nur ein Blick aus Lokis düsteren Augen, und der Typ hätte sich hinter dem nächsten Stalaktiten versteckt. Oder Stalagmiten? Mist, sie konnte sich einfach nicht merken, welche Tropfsteine oben und welche unten waren. Wie auch immer, auf jeden Fall gab es hier noch ein Rätsel zu lösen, und das hatte garantiert was mit Loge, dem Feuerbringer, zu tun.
Aber jetzt hatte sie erst einmal einen anderen Job, und diesmal hatte Mara vor, nicht so planlos vorzugehen wie sonst. Dazu musste sie aber noch eine Sache wissen. »Hugin, Munin. Bitte beantwortet mir doch einfach nur noch diese eine letzte Frage … vorerst. Was genau hatten die beiden Söhne von Thor denn so drauf?«
»Magni und Móð, Spross der Furcht des Riesen«, begann Hugin, und Mara versuchte, ihr Hirn auf Rätselraten umzustellen. Verdammt, das wird wohl nix ohne den Professor, dachte sie. Aber gleichzeitig dämmerte ihr, dass Spross der Furcht des Riesen wohl Thor selbst war. Schließlich war Thor bekannt als Riesen-Töter, also war Furcht vor ihm angebracht.
»Wahre Söhne sind Magni und Móð; der eine seines Vaters Kraft im Kampfe, der andere seines Vaters Wut in der Schlacht«, sprachen Hugin und Munin im Chor, dann sahen sie Mara aus ihren schwarzen Knopfaugen an.
»Wähle weise, kleine Wala; wie du wütest mit der Söhne Wesen«, sagten sie, breiteten die Flügel aus und flatterten einfach davon.
»So viel zum Thema Wir sind immer da «, murmelte Mara. Aber sie wusste jetzt, dass die beiden Raben immer dann zur Stelle sein würden, wenn sie auch etwas zu geben hatten. Das war ihre Aufgabe und erfüllte sie.
Sie spürte in sich hinein, und tatsächlich fühlte sie exakt das, was die Raben ihr gesagt hatten. Das hier war Maggis Kraft, und das da war Mosis Kampfeswut. Eindeutig.
Es ist einfach viel, viel cooler wenn ich das weiß, denn da tu ich jetzt noch ein bisschen Hirn von mir selbst dazu, und dann ist das eine gute Mischung, lachte Mara in sich hinein und war selbst ganz erstaunt darüber, wie schnell sie sich dank der Götterkräfte erholte. Eben noch hatte sie da unten gehockt und geweint, und jetzt wäre sie am liebsten in diesen Feldherrnkeller hinuntergestapft, um Thurisaz mal kräftig die Rübe zu polieren. Und zwar mit dem Puschelmonster als Knüppel. HA!
Sie zwang sich dazu, das Hirn wieder einzuschalten, und es war tatsächlich gar nicht so einfach. Es fühlte sich so an, als würden die beiden Thorssöhne in ihrem Kopf mit den Schwertern rasseln und dauernd Attacke! rufen.
STOP!, kommandierte sich Mara selbst. Erst einmal einen Plan. Und dafür will ich den Professor wiederhaben …
Ihr Geist war schneller in der Luft, als sie Los geht’s denken konnte, und sie sah noch, wie ihr Körper erschlaffte und abermals an der Marmorwand zusammensackte. Eigentlich hatte sie großen Respekt vor dem Astralreisendings und wollte auf keinen Fall, dass ihr Körper wieder auf der Suche nach ihrem Geist auf Wandschaft ging. Aber diese Art der Fortbewegung war im Moment der schnellste und sicherste Weg, um rauszufinden, was los war.
Muss mich eben beeilen, bevor mich wer so findet!, dachte sie, raste wie der Blitz über die Feldherrnhalle und schwebte nun hoch über dem Odeonsplatz.
Um diese Uhrzeit war hier nicht mehr so arg viel los, und so erkannte sie den Professor und die beiden Polizisten schon von Weitem. Sie war ebenso erleichtert wie erstaunt, denn eigentlich hatte sie etwas anderes befürchtet. Nach der Nummer, die er sich mit Kornbichel geleistet hatte, wäre Mara kaum verwundert gewesen, wenn er längst in einem Verhörraum hockte, wo ihn Frau Gassner mit einer Lampe
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