Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
nickte gnädig. »Warum nicht? Leg los, nerviges kleines Mädchen.«
»Warum sind Sie eigentlich böse geworden?«, fragte Mara und meinte die Frage wirklich ernst. »Ich meine, Sie sind jetzt vielleicht nicht die Witzkanone, aber ansonsten … Sie können gut reden, haben eine tolle Stimme, sehen okay aus, und wenn man Sie so sieht, könnte man meinen, Sie sind eigentlich ganz nett. Und dann erschaffen Sie einen Feuerbringer, weil Sie einen eigenen Gott haben wollen, der Ihnen nach der Pfeife tanzt, bringen Thumelicus um, obwohl der Ihnen nichts getan hat … also fast nix, egal. Auf jeden Fall machen Sie lauter fiese Sachen. Das versteh ich nicht.«
Thurisaz sah Mara seltsam an. Dann zuckte er mit den Schultern. »Keine Ahnung«, sagte er und legte den Zeigefinger in Denkerpose ans Kinn. »Mal sehen, ich hatte eine tolle Kindheit, meine Eltern haben mich geliebt, ich hatte einen Hund, um den ich mich gekümmert habe, und hatte nie das Gefühl, ihn quälen zu müssen. Ich war beliebt in der Schule, fast immer Schülersprecher, hatte gute Noten, wurde nie ausgegrenzt, Theatergruppe, Schülerzeitung, AG Umwelt … hm. Also ich denke, mir ist einfach langweilig, weil alles so schrecklich gut läuft in meinem wunderbaren Leben, tschau.«
Der Professor stieß Mara heftig zur Seite und warf sich selbst zu Boden. Der Feuerball aus Thurisaz’ Fingern verfehlte sie nur um Haaresbreite, und Mara spürte die Hitze, als er über ihnen hinwegbrauste.
»Trennen!«, rief der Professor ihr zu, und Mara verstand. Sie rappelte sich auf und lief nach links. Dummerweise hatte sich der Professor für die gleiche Richtung entschieden, und so standen sie nun wieder nebeneinander wie eine doppelte Zielscheibe!
»Verd…«, fluchte Professor Weissinger, und die beiden brauchten einen Moment zu lange, um auszuknobeln, wer jetzt eigentlich wo lang lief! Mara war es diesmal, die das Richtige tat: Sie stieß den Professor mit einem heftigen Stoß vor den Brustkorb von sich weg, machte selbst einen Satz rückwärts, und der Feuerstoß raste zwischen ihnen hindurch.
»Bleibt doch einfach stehen, dann dauert es nicht so lang!«, feixte Thurisaz und schmetterte einen weiteren Feuerstoß direkt vor ihnen in den verwitterten Stein. »Wenn ich euch nur einen Streifschuss verpasse, dann liegt ihr am Ende hier ewig rum und blutet alles voll, bis ihr endlich ganz jämmerlich und qualvoll eingeht! Es ist doch wirklich besser für uns alle, wenn ich gleich voll auf die Zwölf treffe, und es ist BUMMS vorbei!«
Dann lachte er wieder sein nervtötendes Lachen, und Mara nutzte die Chance.
Maggi und Mosi?, rief sie in sich hinein.
Jetzt .
Woah, alles klar!, dachte Mara, als sich ihr Blickfeld augenblicklich blutrot verengte. Sie versuchte, Thurisaz genau in dem hellen Punkt zu positionieren, der in der Mitte übrigblieb, aber es war kaum möglich. Schon kochte das Blut in ihr hoch, und der Zorn stieg ihr bis in die Stirn, wo er explodierte wie ein blutroter Goldregen. Nicht DAS wieder!
Ihr erster Impuls war, abermals dagegen anzukämpfen. Aber schon fühlte sie sich von der unzähmbaren Kraft in die Ecke gedrückt.
Gleich hock ich wieder hinter der Scheibe und schrei nur noch klein gedruckt!, dachte sie. Was mach ich nur?
Und da fiel ihr etwas auf.
Sie kannte dieses Gefühl irgendwoher … Na klar! So ähnlich hatte sie sich gefühlt, als der Zweig versucht hatte, ihr die Vision von Loki zu zeigen und sie sich so sehr dagegen gewehrt hatte! Es war schmerzhaft gewesen – und zwar für sie beide. Die Bilder waren schließlich so brutal auf sie eingeprasselt, dass sie fast den Verstand verloren hätte.
Und warum?
Weil ich mich gewehrt hab wie verrückt, und weil ich gut darin bin, mich zu wehren. Die Bilder wollten aber in meinen Kopf. Mussten …
Je mehr sie sich gewehrt hatte, desto brutaler war der Ansturm gewesen.
Je mehr sie sich jetzt wehrte, desto mehr drehten Maggi und Mosi auf.
Alles klar.
»Mara! Nicht schon wieder! Bitte!«, hörte sie Professor Weissinger rufen, doch sie wusste jetzt, wie es richtig war.
Maggi und Mosi, ihr macht das, dachte sie nur, öffnete die Türen zu ihrem Bewusstsein und übergab ganz freiwillig die Kontrolle.
Die nächsten Minuten sah Mara nur zu. Und zwar sich selbst, wie sie hin und her rannte, sich duckte, sprang und geschickt auswich, während Thurisaz wie von Sinnen Feuer nach ihr schleuderte.
Weiß der Typ, dass er aussieht wie das Klischee vom Klischee einer japanischen Animéserie?, fragte sich
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