Mara und der Feuerbringer, Band 3: Götterdämmerung (German Edition)
Steffi. »Reinhold liebt es, Namen fallen zu lassen, damit irgendwer nachfragt. Tut das bloß nicht.«
»Spielverderberin«, murmelte Professor Weissinger. »Wie dem auch sei, auf jeden Fall müsste Maras hochverehrte Mutter laut Sigyns Erklärung über beträchtliche Kräfte verfügen.«
Er wendete sich an Maras Mutter. »Na, was sagen Sie denn dazu, Frau Lorbeer?«
»Ich denke«, begann Maras Mutter. »Nein, ich weiß, dass sie recht hat.«
Mara wusste einfach überhaupt nicht mehr, was sie sagen sollte. Also sagte sie nichts. Sie wusste nur leider im Moment auch nicht, was sie denken sollte. Nun war es aber nicht möglich, nichts zu denken. Ganz im Gegenteil überschlugen sich die Gedanken seit mehreren Minuten in Maras Kopf, als säßen sie in einem multidimensionalen Kettenkarussell.
»Ich weiß zwar immer noch nicht recht, warum ich ausgerechnet immer und immer wieder diese Sache mit Drusus erleben durfte«, sprach Christa Lorbeer gerade weiter. »Es gibt doch sicher noch viele andere Momente im Leben einer oder mehrerer Seherinnen. Aber wie ich vorhin sagte, ich glaube, dass ich uns jetzt hier helfen kann. Und es hat irgendetwas zu tun mit Drusus … oder seinem Tod … oder … «
Da machte es in Maras Kopf endlich Klick .
»Na, wegen des Wassers!«, rief sie aufgeregt. »Das ist ein Hinweis, Mama! Dein Talent hat dich angebrüllt! So wie die Zweige bei dem Baumsprechseminar! Nur diesmal hast du es mitbekommen, weil du ausgeknockt warst!«
»Sie hat es mitbekommen , weil sie ausgeknockt war?«, fragte Steffi leise in Richtung ihres Exmannes, doch der reagierte nicht.
»Bitte? Welche Zweige?«, sagte Mama stattdessen, doch Mara überging die Frage. »Erklär ich dir mal später, versprochen. Auf jeden Fall hat deine Kraft zu dir gesprochen, Mama: Weil ich nämlich auch am allerbesten damit klarkomme, wenn ich irgendwas mit Wasser machen kann.«
»Ha! Na, das passt aber auch so was von perfekt aufeinander«, warf der Professor ein. »Eure Vorfahrin Freyja ist schließlich die Tochter unseres Lieblingsmeeresgottes Njörðr. Und laut der Ynglinga-Sage ist sie auch die Lehrerin der Magie für die Götter.«
»Nur für die Götter, die auch einer Lehrerin bedurften«, warf Loki da ungewöhnlich maulig ein. Er wirkte insgesamt nicht so arg begeistert von der langen Reihe der Erkenntnisse. Mara war klar, dass er sich am wohlsten fühlte, wenn er derjenige mit den größten Kräften war und diese am liebsten dann einsetzte, wenn wirklich jeder zuschaute.
Nun mag es enden; leiden müsst ihr,
lodernde Lohe wird lecken!,
dröhnte es hinter ihnen und alle fuhren herum.
»Verdammt«, zischte der Professor. »Er hält sich jetzt wohl für mächtig genug für einen Angriff.«
»Das wundert mich nicht«, sagte Steffi. »Erstaunlich, dass er überhaupt so lange gewartet hat.«
Da machte Loki eine einladende Geste in Richtung des Feuerbringers. »Wohlan, nachdem wir also nun Verwandte der liebreizenden Freyja unter uns haben, möchten diese uns vielleicht die Ehre zuteil haben lassen, uns ein wenig ihrer Kunst zu beweisen?«
»Ich will’s gerne versuchen«, gab Christa Lorbeer zurück und trat aus dem Schatten der Mauer in das rötliche Licht von Loge.
»Warte, Mama!«, rief Mara. »Lass uns das bitte zusammen machen, wenn das irgendwie geht. Ich hab zwar grad keine Kräfte, aber ich hab dafür schon Übung. Und ich hab das da.«
Mara hob ihren Stab in die Höhe und nahm Mamas Hand. Sie führte die Hand an das Holz und das Gefühl war: Wow …
Kapitel 15
D arum hab ich dich auch rufen gehört, Mama!, dachte Mara. Eigentlich hab ich dich gar nicht gehört, sondern du hast in meinem Kopf gesprochen. Wahnsinn!
Mama antwortete so mühelos, als hätten sie immer schon über Gedanken miteinander kommuniziert: Ja, das ist wirklich unglaublich und ganz wunderbar, Schatz. Aber jetzt sag mir mal bitte, was wir machen. Hui, dieser Stab ist ganz schön kalt, Maramaus.
Bitte nenn mich jetzt nicht Maramaus, Mama.
Hört doch keiner. Also, was machen wir?
Wir suchen erst mal Wasser, Mama. Und zwar im Boden …
Die Unterhaltung raste in Sekundenbruchteilen dahin, und Mama hatte anscheinend ebenso großes Vergnügen daran wie Mara selbst.
Aha, da spür ich aber kein Wasser, Maramaus.
Mama, bitte …
Ich meine, Mara . Aber da ist trotzdem kein Wasser.
Das spürst du SO schnell. Boah …
Ja, aber schau dich mal um. Ist das nicht auch eigentlich alles Wasser?
Ihre Mutter lenkte den Stab in die Luft und deutete
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