Mara und der Feuerbringer
Feuerbringers in den Flammen sichtbar. Während das Feuer nochseine Arme und Beine formte, wendete er bereits seinen wütenden Blick hin und her.
Der Professor war halb reitend, halb liegend auf Granis Rücken dort angekommen, wo der Lindwurm ihn am besten sehen konnte: direkt vor seiner Schnauze.
Mutig reckte der Professor sein Kinn vor und rief dem Lindwurm in der historischen Sprache entgegen: » Ir sult uns hoeren, Fafnir, der fiuric man ist fiurens waltære, im stat der sin nach iuwerm schatze! Betwinge în, so sull der lohe erleschen – unde din guot, so du besezzen, sull andrest das dîne sîn!«
Mara verstand kaum ein Wort, sah aber zutiefst befriedigt, wie der Lindwurm namens Fafnir seinen Kopf hob und den sich immer weiter festigenden Loge mit einer Wut anfunkelte, die weit über bloße Mordlust hinausging …
Da ballte aber auch der Feuerbringer selbst seine flammenden Fäuste, trat aus der Glut und grollte dem Professor entgegen: »Nicht sprech’ ich des Lindwurm Zunge, drum sag mir, was du hast gesprochen!«
»Herrje natürlich, Wagner’sche Stabreime«, grummelte der Professor. »Führt sich hier groß auf und versteht nicht mal Mittelhochdeutsch, dieser Operetten-Gott.« Doch da kam ihm anscheinend eine Idee, wie er im wahrsten Sinne des Wortes noch mehr Öl ins Feuer gießen konnte. Mit geschwollener Stimme rief er dem Feuerbringer zu: »Ehre dir, Loge, oh … lodernde … mächtige Lohe! Dies ist Fafnir, dir als Fafner bekannt, er kam … äh … zu verlöschen die Flammen! Ist dem Fafnir der Sieg, dann seine wird sein auch die Sigyn!«
Als Loge den Professor daraufhin wütend anstierte, deutete der zur Sicherheit lieber noch mal über die Schulter zum Lindwurm. »Hat
der da
gesagt, ich übersetz’ nur.«
Da verengten sich Loges Augen zu weiß glühenden Schlitzenund er dröhnte zurück: »Nicht siegen der Fafner wird, vergehen soll er im Flackern der Flammen!« Und als Zeichen seiner Macht ließ er rund um den Lindwurm das Feuer auflodern! Der kreischte so ohrenbetäubend zurück, dass sich alle die Ohren zuhalten mussten. Gleichzeitig richtete der Lindwurm sich zu einer imposanten Drohgebärde auf. Das vordere Drittel des Viehs war nun aufrecht wie das einer Klapperschlange und dabei schwang es die krallenbewehrten Klauen hin und her durch die heiße Luft, dass der mächtige Luftzug die Flammen ringsherum für einen Moment fast verlöschte.
»Herr Professor! Kommen Sie da weg!«, schrie Mara. Der hatte das schon längst vor, die Frage war nur: Wie?
Hilflos zog Professor Weissinger an den Zügeln und erreichte nur, dass das Ross sich zwischen den beiden nahenden Giganten wiehernd im Kreis drehte. Und trotz des anhaltenden Kreischens des Lindwurms vernahm Mara auch noch mit Schrecken den ersten von vier wohlvertrauten Sätzen:
Hohen Mut verleiht deine Macht
;
Mara fiel sofort auf, dass es deutlich mehr Stimmen waren als beim letzten Mal. Schon flackerte Loges Feuer viel heller und nun brüllte auch er dem Monster einen Kampfschrei entgegen. Wäre es nicht so heiß gewesen, Mara wäre das Blut in den Adern gefroren.
grimmig und groß wächst in dir die Kraft!
Der Feuerbringer glühte wie geschmolzenes Eisen in einem Hochofen – so viel Energie gewann er aus den vielstimmigen Versen. Aber noch griff er nicht an, ließ nur seine Fäuste meterhoch auflodern. Auch der Lindwurm fauchte, kreischte und schnitt mit seinen Krallendurch die Luft. Trotzdem schien er einen Heidenrespekt vor der Flammengestalt zu haben!
Zur leckenden Lohe dich wieder zu wandeln
,
Der Professor war inzwischen halb von dem Rücken des Hengstes gerutscht und hielt sich krampfhaft an den Zügeln fest, was das arme Pferd dazu veranlasste, sich nun andersherum im Kreis zu drehen.
spürst du die lockende Lust …
Da fiel Mara ein, dass Siegfried ja nur sein Pferd zurückpfeifen musste. Moment mal, wo ist der eigentlich?, fragte sie sich und drehte sich nach ihm um. Was sie sah, ließ ihr die Kinnlade herunterklappen.
Ihr Held war nicht mehr bei der Sache. Okay, er war durchaus bei der Sache, aber bei der falschen! Denn im Moment hielt er Sigyns Hände in den seinen und sie selbst mit seinem Blick festgenagelt. Außerdem verringerte sich der Abstand zwischen ihren Lippen gerade signifikant! Sigyn schien sich noch mit einem letzten Fünkchen Willen gegen die lockende Versuchung zu wehren, aber für Mara war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis …
»SIEGFRIED!«, schrie Mara und deutete wild in die Richtung des
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