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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Krappweis
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seine Flammenfaust: »Nun blicket zum Lindwurm; denn bald werd’ auch euch ich dort betten!«
    »Zwwwkmmmpf«, nuschelte Mara so eindringlich, wie man nurnuscheln konnte. Doch erst als sie verstohlen auf Siegfried zeigte, verstand der Professor endlich, was sie meinte.
    Gerade als Loge seine Fäuste aufflackern ließ, rief er zu ihm hinauf: »Halt ein, Feuerbringer; und höre, was ich hab zu sagen! Wohl sahen wir deine Kraft; so wirst du uns richten, wie es dir beliebt!«
    Sowohl Loge als auch Siegfried waren überrascht, als Professor Weissinger nun den Helden nach vorne schob und dem Feuergott betont salbungsvoll entgegenschmetterte: »Doch eher geziemt es wohl einem Gott, zu wählen den ehrvollen
Zweikampf

    Loge beugte sich hinunter und musterte den kühnen Recken mit argwöhnisch glühenden Augenschlitzen. Aber natürlich konnte er keinerlei Anzeichen entdecken, warum ihm dieses Menschlein gefährlicher werden sollte als der mächtige Lindwurm!
    »Bezwingst du den Siegfried, sind wir deine Sklaven und dein sei die Sigyn für ew’ge Zeit!«, tönte Professor Weissinger weiter und ignorierte Sygins erschrockenen Aufschrei: »Niemals! Niemals willige ich in diesen Handel ein! Eher will ich auf der Stelle sterben!«
    Mara wollte ihr gerade beruhigend zuflüstern, dass der Professor einen Plan hatte, als Sigyn ihr einen verstohlenen Blick zuwarf und sie erkannte, dass diese schon längst verstanden hatte und einfach nur ihre Rolle perfekt spielte.
    Sigyns dramatische Reaktion verfehlte tatsächlich nicht ihre Wirkung. Der Feuerbringer schien sich an ihrer Angst förmlich zu weiden: »Der Handel, er gelte; denn Lokis Weib gibt er mir, durch Ehre mir endlich gebunden!«
    Mit diesen Worten ließ Loge durch eine ausladende Handbewegung einen weiten Kreis aus kleinen Flammen aus dem Boden schlagen. Er selbst trat in den Ring hinein und baute sich dort mit verschränkten Armen auf, als wäre er sein eigenes eitles Standbild.
    »Wir haben Glück, Mara! Dieser Loge ist zwar mächtig, aber ganz offensichtlich auch ein mächtiger Vollidiot«, flüsterte der ProfessorMara zu. »Anscheinend weiß er auch nichts von der Siegfried-Sage, was mich sehr wundert. Aber ich schätze, im Moment sollten wir einfach froh darüber sein!«
    Siegfried, der kaum ein Wort verstanden hatte und seine eigene Sage und somit die Wirkung des Drachenbluts offenbar ebenso wenig kannte, wendete sich nun an Professor Weissinger und sprach zu ihm in seinem seltsamen Deutsch. Sofort raunte der Professor Mara die Übersetzung zu: »Wohl sehe ich, dass ihr viel Vertrauen in mich setzt, doch habt ihr mich nun dem Tode geweiht. Ohne Schrecken sehe ich ihm entgegen. Gehabt euch wohl.«
    Siegfried nahm also immer noch an, dass es am stumpfen Messer und nicht etwa an seiner plötzlich erlangten Unverwundbarkeit gelegen hatte, dass er keine Schnittwunde davongetragen hatte. Aber der Professor wagte es nicht, Siegfried aufzuklären. Er wollte auf keinen Fall riskieren, dem Feuerbringer ihren Trick preiszugeben.
    Siegfried wendete sich nun an Mara, kniete zu deren Schrecken vor ihr nieder und senkte sein Haupt. Dann sprach er wieder und der Professor übersetzte: »Nie sah ich mächtigeres Wirken als in Euch, edles Fräulein. Bereitwillig geh ich in die Flammen, um im Kampfe um Eure Freiheit zu sterben.«
    Er stand auf und verbeugte sich vor Mara, die überhaupt nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Schließlich entschied sie sich für den armseligsten Hofknicks der gesamten Menschheitsgeschichte. Kurz bevor sie ebenso einbeinig wie albern umzukippen drohte, schaffte sie es aber, ihre Knie wieder zu sortieren und quetschte sich zum Abschluss sogar noch eine Art Lächeln aus dem Gesicht.
    Siegfried war entweder Gentleman genug, um seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, oder er hielt dieses vermurkste Getaumel für eine Art magischen Zaubertanz. Auf jeden Fall neigte er noch einmal höflich sein blondes Haupt, verbeugte sich dann vor Sigyn und küsste
etwas
zu lang ihre Stirn, bevor er sich abwendete und ohneein weiteres Wort zu Loge in den Ring stieg. Kaum war er allerdings außer Hörweite, als Mara und Sigyn gleichzeitig ein Geräusch von sich gaben, das so ähnlich klang wie: »Aaahh …« Der Professor rollte seine Augen Richtung Himmel und schwieg.
    Erhobenen Hauptes zog Siegfried nun in einer feierlichen Geste sein Schwert und streckte es dem Feuerbringer entgegen. Der ließ noch einmal effektvoll die Fäuste aufflammen und seine

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