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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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zusammen.«
    »Da gibt es leider nicht viel Neues.« Harry schlug seinen Block, wie Walde bemerkte, an einer leeren Seite auf. »Die ersten Ermittlungen haben uns praktisch kaum weiter gebracht. Wir haben einen Zeugen, der zur ungefähren Tatzeit einen roten Honda Civic gesehen hat. Es gibt Fasern vom Zaun, eine Reifenspur, Fingerabdruck, Schuhabdruck, Patronenhülsen. Der oder die Eindringlinge wurden wahrscheinlich überrascht, was dem Opfer zum Verhängnis wurde. Fest steht, dass nichts im Lager fehlt.«
    »Weil nichts da war«, sagte Walde, »Aber die Einbrecher haben wohl nicht gewusst, dass die Kriegsmunition bereits weggeschafft war.«
    »Das heißt, wir drücken den Resetknopf und fangen wieder von vorn an«, sagte Harry und hämmerte mit der Radiergummiseite seines Bleistift auf den Schreibblock.
    »War’s das bei dir?«, fragte Gabi. Harry legte den Bleistift hin und hob seine Schultern.
    »Zur Sache in den Kaiserthermen«, hob Gabi an. »Der römische Abwasserkanal …«
    »Die so genannte Cloaca Maxima«, sagte Grabbe.
    »Richtig«, stimmte sie ihm im lobenden Ton einer Lehrerin bei. »Verlief früher von den Thermen schnurgerade zur Mosel. Heute reicht der Gang gerade noch bis zu …« Sie blickte Grabbe an.
    »Zum Hallenbad«, komplettierte dieser.
    »Richtig, und was liegt neben dem Hallenbad?«
    »Das Polizeipräsidium?«, fragte Musterschüler Grabbe.
    »Richtig!«
    »Da sind wir doch gar nicht mehr«, warf Harry ein.
    »Wir sind zwar umgezogen, es ist keine Kripo mehr da, aber es gibt noch genug Kollegen von der Schupo und das Labor. Und was hat er benutzt, um sich den Weg durch den Tunnel zu bahnen?« Nun bezog sie auch die übrigen der Runde in die Lehrstunde ein.
    »Sprengstoff der Sorte Goma II, wie ihn die Terroristen in Madrid benutzt haben«, sagte Grabbe.
    »Und das erzählst du erst jetzt?«, beschwerte sich Walde.
    »Ich sagte doch, dass ich von der SpuSi komme, aber das interessiert euch ja nicht«, versuchte Grabbe sich zu wehren. »Und da ist noch was …«
    Walde konnte nicht ergründen, warum Grabbe plötzlich schwieg. Wollte er sie auf die Folter spannen, war er beleidigt oder schämte er sich, dass er nicht gleich mit seinen Informationen herausgerückt war?
    »Ja?«, versuchte er seinen Kollegen anzutreiben.
    »Der Fingerabdruck am Kaugummi auf dem Bewegungsmelder der Baracke stimmt mit dem auf dem Gitter in den Kaiserthermen überein!« Grabbe seufzte.
    »Was sagst du?«
    Grabbe wiederholte den Satz wortwörtlich.
    »Was soll das heißen?« Harry ließ den Mund offen.
    »Dass die Kacke am dampfen ist«, sagte Gabi. »Dieser Lutz hatte großes Glück, dass er nicht abgeknallt wurde. Ich wette, der hat die Knarre noch.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und rührte einen weiteren Löffel Zucker hinein. »Mensch, ist der bitter.«
    »Ich fasse mal zusammen«, sagte Walde. »Jemand bricht ins Munitionslager ein, tötet dabei einen Mitarbeiter. Dann sprengt er einen Durchbruch in einem unterirdischen Tunnel frei und schlägt einen Zeugen nieder.«
    »Du meinst, es ist ein und derselbe Täter in Welschbillig und Trier?«, fragte Grabbe.
    Walde nickte.
    »Der Sprengstoff ist meiner Meinung nach das größte Problem«, meinte Harry.
    Walde nickte. »Der Fall hat inzwischen eine Dimension angenommen, die …«
    »Du willst doch nicht freiwillig das LKA einschalten?«, unterbrach ihn Gabi.
    »Es wäre absolut unverantwortlich, die Geschichte unter den Teppich zu kehren.«
    »Da wären ja auch noch die Antikenfestspiele«, meldete sich Monika zu Wort.
    »Die nicht in den Kaiserthermen, sondern im Amphitheater stattfinden.«
    »Dennoch müssen auch dort entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Das Amphitheater ist unterirdisch mindestens ebenso gefährdet, weil es ähnliche Möglichkeiten bietet. Unter den Zuschauertribünen befindet sich ein einziger großer Hohlraum.«
    »Das sehe ich genauso«, sagte Meier und zündete sich am glimmenden Stummel die nächste Zigarette an. »Wir brauchen alle zur Verfügung stehenden Kräfte. Weiß Stiermann, was los ist?«
     
    Zelig war telefonisch nicht in seinem Büro zu erreichen. Nur zögernd gab die Sekretärin Walde die Handynummer ihres Chefs, der auf Inspektionstour zu verschiedenen Grabungsstätten war. Der Kommissar hinterließ ihm in der Mailbox die Nachricht, dass er sich dringend bei ihm melden solle.
    »Der Präsident erwartet uns.« Monika stand in der offenen Tür. Walde nahm den Notizblock und erhob sich.

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