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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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und einem Schutzhelm eine kleine Absperrung aus transportablen Metallstäben aufbaute. Dann zwängte er sich in einen Kanalschacht. Ben holte sich eine zweite Tasse und wartete, bis Elmar wieder nach oben kam. Während der Kanalmeister den Deckel über dem Revisionsschacht verschloss und sein Arbeitsmaterial im Auto verstaute, schlenderte Ben zu seinem Rad.
    Er fuhr Elmars Innenstadtrevier ab und entdeckte ein paar Minuten später den orangefarbenen Kombi in der Brückenstraße. Ben ließ das Rad ausrollen, stieg ab und schob es über den Bürgersteig.
    Der Wagen parkte zwischen zwei Bars. Blitzschnell griff Ben durch die offene Scheibe der Fahrertür und schnappte sich das Handy vom Armaturenbrett. Er schlenderte weiter und betrachtete die Auslagen der Geschäfte. Zuerst verstand er nicht, was da in den Schaufenstern präsentiert wurde, bis ihm klar wurde, dass es sich um Sexshops handelte.
    Wo war der Kanalarbeiter?
    Elmar trat direkt vor ihm mit einem Karton unter dem Arm aus einer bimmelnden Ladentür. Ben fürchtete schon, er liefe ihm ins Rad, aber der Mann wich im letzten Moment erstaunlich geschickt aus. Soweit Ben die Firmenbezeichnung richtig deutete, führte der Laden Anglerbedarf.
    Die elektronisch abgespielte Melodie des Präludium Nr. 1, äußerst schrill und obendrein noch etwas zu schnell, nervte seine Ohren. Mist, der Ton kam aus seiner Brusttasche und war so laut, dass Elmar es noch hören musste. Wenn er sich jetzt nach dem Kanalarbeiter umdrehte, würde er sich verraten. Ein paar Meter weiter nahm er das Telefon aus der Tasche. Der Ton wurde noch aufdringlicher. Ben drückte den Empfangsknopf und sagte: »Shit happens.« In der Leitung war Schweigen, dann wurde aufgelegt. Er tippte eine lange Zahlenfolge ein. Eine Zeit lang hörte er der vertrauten Stimme zu, die ihm in seiner Muttersprache von Ton zu Ton die Zeit ansagte. Dann steckte er das Handy mit intakter Verbindung in die Brusttasche.
    *
    Das Loch in der Wand war an einer niedrigeren Stelle als zuvor. Diesmal behinderte der Rock Gabi kaum, als sie erst ein Bein durch die Öffnung schob und dann, die Waffe im Anschlag, hindurchschlüpfte. Harry folgte ihr. Es rumpelte, als ob Möbel umgestoßen würden.
    »Alles in Ordnung?«, flüsterte Walde durch die Öffnung.
    »Keine Ahnung, hier steht alles voller Gerümpel«, kam es halblaut von Gabi zurück.
    Der Lichtkegel von Waldes Taschenlampe erfasste zerbrochene Ziegel, die hinter dem Wanddurchbruch am Boden lagen. Hüfthohe Holzkisten standen kreuz und quer durcheinander. Walde folgte seinen Kollegen, die sich geduckt an den Kisten vorbei bewegten. Hinter ihm stolperte Zelig über den Ziegelhaufen. Dabei ließ er seine Taschenlampe auf den Steinboden fallen.
    »Ich habe mitgeholfen, die Höhlen von Qumran zu erforschen, aber inzwischen habe ich wohl ein paar Jahre zu viel hinter dem Schreibtisch verbracht«, murmelte Zelig, als Walde ihm die verlorene Taschenlampe reichte.
    »Wo sind wir hier?«
    Zelig leuchtete über das Deckengewölbe, das nach Waldes Schätzung an die vier Meter hoch war. »Das ist vielleicht hundert Jahre alt, wilhelminische Zeit, ich kann mir schon denken, wo wir hier sind.«
    Vorne duckten sich Gabi und Harry. Ein Licht näherte sich in hohem Tempo.
    »Achtung!«, zischte Gabi.
    Die vier gingen in Deckung.
    »Zwick mich! Wenns sein muss, in den Hintern!«, flüsterte Gabi.
    »Was ist?«
    »Da, guck doch!«
    Ein Radfahrer kam herangesaust und verschwand, so schnell wie er aufgetaucht war, in einem Bogen hinter den dicken Gewölben.
    »Was war denn das?« Gabi schüttelte den Kopf.
    »Ein Radfahrer«, stellte Zelig fest.
    »Jetzt kommt wohl als nächstes eine Oma mit einem Einkaufswagen vorbei.« Gabi sicherte ihre Waffe und warf sie in ihre Handtasche zurück.
    »Genauer gesagt, war das wahrscheinlich ein Kellermeister, der gerade mit dem Fahrrad vorbeigebraust ist.«
    Sie verließen ihre Deckung und bogen in den Gang ein, in dem der Radfahrer verschwunden war. Der Gang war breit genug, dass sie in einer Reihe nebeneinander gehen konnten. Walde leuchtete in eine Nische, die mit aufeinander gestapelten Flaschen gefüllt war. Der Gang mündete in einen riesigen Weinkeller, der durch spärliches Deckenlicht beleuchtet wurde. Sie gingen zwischen langen Reihen von Holzfässern hindurch.
    »Einen guten Schluck hätten wir uns schon verdient«, meinte Zelig und klopfte im Vorbeigehen auf eines der Fässer. Es klang dumpf. »Voll bis obenhin, alles Eichenfässer.«
    Walde hielt

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