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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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der es nicht besser aussah. Immerhin gab es
dort zwei Stühle, die er unbeholfen ins Wohnzimmer schleppte.
Er ließ sich auf die Couch fallen.
    »Darf ich Sie
fragen, was hier los ist?«
    »Das geht Sie
nichts an. Ist privat«, blaffte Höllerbach Remmer an und
legte die Füße auf den Tisch. Neben dem Sofa fand er
eine halb volle Flasche Ouzo, die er sich an den Hals
setzte.
    »Wohnen Sie hier
allein?«
    »Sieht so aus,
oder?«
    »Allein in einem
ganzen Haus?«
    Der stinkende Mann im
Trainingsanzug starrte Remmer an, als wenn er vergessen hätte,
dass er sie eben zur Tür hereingelassen hatte.
    »Gibt's
neuerdings 'ne Trinkerpolizei? Kontrollen durch Hausbesuche? Ist es
schon so weit in diesem Land? Wenigstens haben sie eine
hübsche Trinker-Polizistin geschickt. Sehr
nett.«
    Remmer nahm sich einen
der Stühle und setzte sich. Gröber drückte sich
unauffällig aus der Tür, um sich den Rest des Hauses
anzusehen.
    »Wir sind von
der Mordkommission. Wir ermitteln in den Mordfällen Frank
Vosskamp und Klaus Leuschen.« Remmer blieb sachlich und legte
eines der Geburtstagsfotos neben das Pornoheft. Ihr fiel auf, dass
Höllerbach sämtliche Kölner Tageszeitungen vom
selben Tag auf dem Tisch ausgebreitet hatte.
    »Ja, ja, Frank
und Klaus. Lange nichts mehr von ihnen gehört«,
nuschelte Höllerbach. »Ich kannte die mal ganz gut,
wissen Sie? Sehr gut. Ist aber auch privat, wissen Sie? Ich trinke
auf das Wohl der Verstorbenen, auf eine gute Fahrt zur Hölle.
Da gehören sie hin.«
    Höllerbach leerte
die Ouzo-Flasche und ließ sie fallen. Man konnte ihm
anmerken, dass ihm das Sprechen körperliches Leid bereitete.
Er kämpfte gegen den Würgereiz.
    »Es ist nichts
mehr privat, wenn jemand ermordet wird, Herr Höllerbach. Sagen
Sie uns, woher Sie die beiden kennen?«
    »Ist lange her.
Sehr lange her, habe die sehr lange nicht gesehen, die Herrschaften
…«
    »Woher kennen
Sie die beiden?«, fragte Remmer hartnäckig.
    »Wie man sich so
kennt eben. Vom Geburtstag zum Beispiel, wissen Sie doch.«
Höllerbach zeigte auf das Bild neben dem Pornoheft, das ihm
offenbar nicht peinlich war.
    »Waren Sie
befreundet?«
    »Oh, was
für eine schwere Frage. Befreundet. Was ist das? Kann man mal
befreundet gewesen sein und dann nicht mehr?«
    Remmer verstand
nicht.
    »Ich meine: Man
geht irgendwann mal durch dick und dünn zusammen, wir hatten
einen Heidenspaß, standen zusammen, wollten die Welt und die
Leute verändern, und dann ist plötzlich alles vorbei. Man
sieht sich nicht mehr, hört nichts mehr, bis eines Tages zwei
Bullen im Wohnzimmer stehen und nach den Knallköppen fragen.
Ist das Freundschaft?«
    »Man kann sich
aus den Augen verlieren. Das ist ganz normal, finde ich. Auch
Freunden passiert so was.«
    »Das ist ein
Scheiß, oder? Vielleicht ist das bei Frauen so. Männer
halten zusammen. Sonst sind es keine Freunde, verstehen sie? So was
müsste man doch wissen bei der Polizei.«
    Gröber kam
zurück ins Zimmer. Aus dem Schlafzimmer hatte er einen kleinen
Bilderrahmen mitgebracht. Hinter dem zersprungenen Glas
lächelten Höllerbach, eine brünette Frau und ein
kleines Mädchen. Ein Familienidyll. Höllerbach sah jung
und tatendurstig aus, das Haar mit Gel zurückgekämmt, mit
gepflegtem Drei-Tage-Bart, weißem Hemd mit bunter Krawatte,
Wange an Wange mit der fröhlich dreinschauenden Frau mit
kecker Nickelbrille. Das Kind sah Höllerbach sehr
ähnlich.
    »Ihre
Tochter?«, fragte Gröber und schmiss den Rahmen neben
die Kopie des Geburtstagsfotos.
    Höllerbach drehte
den Kopf weg. In seinen Augen sammelte sich Wasser.
    »Sie wohnen
nicht mehr hier«, sagte er leise, während er gegen die
Tränen ankämpfte. »Ich hab's kaputtgemacht. Aber
das geht Sie nichts an.«
    »Ist privat, wir
verstehen«, meinte Remmer ruhig.
    »Was ist mit
Vosskamp und Leuschen?«
    »Nichts.«
Jetzt weinte der Mann richtig. »Sie sind tot. Das wissen Sie
doch. Zur Hölle gefahren.«
    Gröber
stieß Remmer an. »Das hat keinen Sinn hier, lass uns
fahren, mir wird langsam schlecht«, flüsterte er der
Kollegin ins Ohr.   
    Remmer beugte sich vor
und forderte Höllerbach auf, sie anzusehen.
    »Wir
möchten Sie morgen früh bei uns im Präsidium sehen.
Haben Sie verstanden? Ein Kollege wird Sie morgen früh gegen
zehn abholen. Das müsste reichen, wenn Sie nun ins Bett gehen
und Ihren Rausch ausschlafen.«
    Erst nickte
Höllerbach wie ein kleines Kind, doch dann schlug er mit der
Faust auf den verdreckten
Tisch.       
    »Morgen ist
nichts

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