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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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anders als heute. Ich kann Ihnen nichts
erzählen.«
    »Weil Sie nicht
können oder nicht wollen?«
    »Weil ich nicht
darf.«
    Remmer wartete in der
Hoffnung, Höllerbach würde eine Erklärung folgen
lassen, doch die kam nicht.
    »Ich muss
kotzen«, sagte er stattdessen, jetzt wieder völlig
unaufgeregt.
    Mit Mühe
kletterte er aus dem Sofa und schleppte sich zum Klo neben der
Haustür. Als Remmer und Gröber gingen, hörten sie
die unangenehmen Geräusche einer unfreiwilligen
Magenentleerung.
    »Was für
ein Typ, total kaputt«, grunzte Gröber. 
    Es war zu spät,
um die Nachbarschaft nach Höllerbach auszufragen. Es war auch
zu dunkel, um den Wagen zu bemerken, der auf der
gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte,
während sie den besoffenen Höllerbach befragt
hatten.

23
    Er wusste, dass
Höllerbach noch wach war, also war es ein Leichtes, sich
Zugang zu dem Haus zu verschaffen. Kaum war das Auto mit den beiden
Polizisten um die Ecke gebogen, stand er vor der Tür und
klingelte. Er zog die Handschuhe stramm und strich sein Haar
zurück. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Höllerbach
achtlos öffnete. Fleischgestank.
    »Na, Frau
Kommissar, haben Sie was vergessen?«, brummte der betrunkene
Mann abwesend, während er zurück ins Wohnzimmer schlich
und die Haustür hinter sich offen ließ.
    Er trat ein und
schloss die Tür selbst. Der Flur führte in das hell
erleuchtete Wohnzimmer, aus dem der bestialische Gestank drang. Er
strich mit seinem Zeigefinger über das kleine Brett, das
über dem Heizkörper als Ablage für Schlüssel
diente, und wischte eine dicke Staubschicht ab.
Endzeitaussicht.
    »Ich habe Sie
verstanden. Auch wenn ich total besoffen bin, Frau
Kommissar«, grölte Höllerbach aus dem Wohnzimmer.
»Aber, Herr, äh, Frau Kommissar, ich glaube, dass Sie
mich nicht verstanden haben. Ich kann nicht helfen. Ich kann
niemandem helfen. Und mir kann auch keiner mehr helfen. Da ist ein
Wahnsinniger unterwegs, wissen Sie? Vielleicht kommt er auch zu
mir. Wer weiß das schon?« Jetzt sang Höllerbach
fast. »Oh, wer weiß das schon?«
    »Ich bin schon
da«, sagte er leise, als er in das Zimmer trat. »Nett
hast du's hier, Penner.«
    Der Penner starrte ihm
ins Gesicht, die Augen wie den Mund weit aufgerissen, Spucke lief
ihm aus dem Mundwinkel. Höllerbach begann rhythmisch seinen
Kopf vor- und zurückzubewegen, atmete schwer.
    »Bist doch ein
bisschen überrascht, oder?«
    Höllerbach
schnappte nach Luft und schüttelte den Kopf, ohne das
Hin-und-Her-Gewackel einzustellen.
    Er baute sich vor
Höllerbach auf, öffnete seinen schwarzen Trenchcoat und
zog ein glänzendes Messer aus einem Köcher, den er an der
Innentasche seines Trenchcoats befestigt hatte. Die lange Klinge
funkelte, als er die Waffe hob. Schlachtfest. Genau in dem Moment,
in dem er zustechen wollte, kehrte das Leben zurück in den
Betrunkenen. Er rollte sich auf dem Sofa zur Seite und ließ
sich auf den Boden fallen. Der Messerstich ging ins
Leere.
    »Mich bekommst
du nicht!«, brüllte Höllerbach, während er
sich an dem Stuhl, auf dem eben noch der Kommissar gesessen hatte,
hochzog. Ein lächerlicher Versuch. Höllerbach griff nach
einer Weinflasche und zerschlug sie an der Heizungsverkleidung.
Breitbeinig suchte er Halt, um sich dem Angreifer zu
stellen.
    Er wich einen Schritt
zurück, aber nur, um dann mit zwei schnellen Schritten wieder
anzugreifen. Höllerbach streckte ihm die kaputte Flasche
entgegen, versuchte, ihn damit im Gesicht zu treffen. Die armselige
Gestalt schwankte, sodass sie sich mit der Linken am Fensterbrett
festhalten musste. Höllerbach schien auf einen neuen
Messerstich gefasst, nicht aber auf den gewaltigen Tritt, den er ihm
jetzt verpasste. Höllerbach jaulte auf und krümmte sich,
da zerschnitt er ihm die Sehnen im rechten Arm. Höllerbach
ließ die Flasche fallen und schrie vor Schmerz. Der
Überlebenswille des Betrunkenen überraschte ihn.
Höllerbach trat die Flucht nach vorn an, indem er ihm vor
Schmerz gebückt seinen Kopf mit aller Kraft in den Magen
rammte. Er verlor das Gleichgewicht, stolperte zurück und fiel
über den Wohnzimmertisch. Er riss Zeitungen, den Bilderrahmen
und das Pornoheft mit sich, als er zwischen Couch und Tisch
hinknallte. Für einen kurzen Moment war er nicht mehr Herr der
Lage. Er sah, wie seinem Opfer wie einem Selbstmörder das Blut
aus dem Arm floss und es mit der linken Hand nach dem Stuhl griff,
um ihn ihm über den Kopf zu ziehen. Er musste sich doch ein
wenig anstrengen,

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