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Marathon

Marathon

Titel: Marathon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Frangenberg
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versagt, waren für ihre Unwissenheit bestraft
worden.
    »Leiden
Polizisten eigentlich darunter, wenn sie den Tod eines Menschen
nicht verhindert haben?«, fragte er sich. »Oder stumpft
man im Laufe der Zeit so ab, dass es einem egal wird? Einer mehr
oder weniger spielt doch keine Rolle.«
    Leuschen
hinterließ eine hübsche Frau. Da konnte man Mitleid
haben. Die beiden anderen waren armselige Kreaturen. Denen
würde keiner nachtrauern. Er hatte sie bestraft. Nach all den
Jahren endlich bestraft. Würden die Menschen das verstehen
können?
    Er wollte, dass die
Leichen gefunden wurden. Er wollte, dass sie von Polizisten
begafft, bestaunt und aufgeschnitten wurden, ohne dass man
verstand, warum sie sterben mussten. Rätselspiele. Sie sollten
ratlos vor den Leichen stehen, sich erfolglos den Kopf zermartern
müssen, um dann irgendwann die Akte zu schließen und die
Morde als »ungeklärte Fälle« abzuheften.
Vielleicht unterschätzte er sie auch, diese Polizisten. Aber
selbst wenn sie irgendwann die Zusammenhänge begreifen
würden, müssten sie sich eingestehen, nur zugesehen zu
haben.
    »Elf,
zweiundzwanzig, dreißig - so schwer kann das doch nicht
sein«, fluchte er.
    Selbst wenn
Höllerbach nicht durch Zufall gefunden wurde, so hätten
doch ein paar kluge Polizisten das Rätsel lösen
können. Würden sie die Zahlen veröffentlichen,
könnte es ihnen jemand erklären. Das Telefon würde
nicht stillstehen. Tausende waren in der Stadt, von denen
wahrscheinlich die meisten wussten, was die Zahlen bedeuten.
Lösungsmenge.
    »Genau, das war
es. So werden wir es machen«, sagte er zu sich selbst, zog
sich seinen Regenmantel an und ging vor die Tür.
    Er fuhr mit der
Straßenbahn ins Stadtzentrum, stieg im Hauptbahnhof aus und
begann im Regen mit der Suche nach einer Telefonzelle. Das war in
Köln nicht so einfach, denn von denen gab es nur noch wenige,
und die, die es noch gab, waren längst keine Zellen
mehr.
    »Das ist das
Ende jeder Privatheit«, brummte er, als er endlich eine
dieser silbernen, offenen Telefonstangen sah. »Alle
brüllen ihr Privatleben über die Straße. Ob mit dem
Handy oder diesen Scheißdingern hier.«
    Er sah sich um. Nur
wenige Menschen waren bei diesem Wetter noch auf der Straße.
Auch ohne Zelle würde er ungestört Ungeheuerliches sagen
können.
    »Hallo, hier
spricht der Mann, der Frank Vosskamp, Klaus Leuschen und Michael
Höllerbach erstochen hat. Verbinden Sie mich mit den Leuten,
die dafür zuständig sind.«
    Er stellte sich vor,
wie während der langen Zeit, in der man ihn verbinden wollte,
wie im Fernsehkrimi die Fangschaltung in Gang gebracht wurde. Er
schaute auf seine Armbanduhr. Mehr als drei Minuten wollte er hier
nicht auf dem Präsentierteller stehen. Er hörte ein
Klacken in der Leitung.
    »Remmer,
Mordkommission. Sie wollten mich sprechen«, hörte er am
anderen Ende der Leitung eine Frau sagen. 
    »Wenn Sie
Höllerbach finden wollen, bevor er anfängt zu stinken,
machen Sie sich Gedanken über die Zahl auf dem
Bild.«
    »Wer spricht
da?«, fragte Remmer scheinheilig. Nur der Mörder konnte
etwas von den Zahlen an den Wänden und auf dem Bild
wissen.
    »Lassen Sie den
Unsinn. Veröffentlichen Sie die Zahlen im Radio und in der
Zeitung, dann dauert es keine zehn Minuten, bis Sie das tote
Schwein gefunden haben.«
    Er legte auf und
freute sich diebisch. Das hatte ihm richtig Spaß gemacht. Er
ging schnellen Schritts Richtung Appellhofplatz, um dort mit der
nächsten Bahn zurückzufahren. Ob man ihn tatsächlich
mit einer Fangschaltung oder etwas Ähnlichem versucht hatte
ausfindig zu machen, erfuhr er nicht. Von der Polizei war weit und
breit keine Spur.
    »Ihr seid
einfach zu langsam«, lachte er, als er in die U-Bahn
stieg.

35
    »Sind wir zu
blöd?«, brüllte Remmer dem Telefon hinterher, das
sie über den Besprechungstisch geworfen hatte. »Der
macht mit uns den Larry.«
    Sie ließ den
Blick langsam durch den Raum wandern, schaute in die müden
Augen ihrer Kollegen, bis sie an der Psychologin hängen blieb,
die ihnen seit gestern zugeteilt war.
    Dr. Felicitas
Stahlinger stand in einem engen Kostüm im Türrahmen. Das
war genau der Typ Frau, den Remmer gar nicht mochte. Fein angezogen
und doch ohne Stil, angepasst und immer bereit, in jeden Arsch zu
kriechen, der ihr Karriere versprach, um dann hinterher über
den Arsch von dem Arsch ohne Hemmungen abzulästern. Sie hielt
nicht viel von der dreißigjährigen Frau, die sich seit
einigen Monaten bemühte, das angelesene

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