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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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größeren über und drehte sich wie ein Mannequin auf dem Laufsteg.
    »Wie gefalle ich dir?«
    »Du hast den Kittel von Bronswick mitgehen lassen!«
    »Wer ist das?«
    »Ein bedeutender Kardiologe. Das gibt dicke Luft im Krankenhaus, ich sehe schon die Flut von Hausmitteilungen an allen Schwarzen Brettern. Der Leiter der Sicherheitsabteilung wird ordentlich eins aufs Dach kriegen. Bronswick ist der griesgrämigste und eingebildetste Gott in Weiß vom ganzen Memorial.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mich jemand als falschen Doc Bronswick entlarvt?«
    Sie beruhigte ihn, das Risiko sei sehr gering, er müsste schon besonderes Pech haben, denn das Personal wechsle am Wochenende und auch für die Nachtschicht. Es bestünde also kaum Gefahr, dass er jemandem aus Bronswicks Team begegnete. Am Sonntagabend sei das Krankenhaus ein ganz anderes, mit anderen Leuten und einer anderen Atmosphäre.
    »Und schau mal, ich habe sogar ein Stethoskop.«
    »Häng es dir um den Hals!«
    Er tat es.
    »Du siehst ungeheuer sexy aus als Arzt, weißt du das?« sagte 108
    sie mit sehr sanfter und sehr weiblicher Stimme.
    Arthur errötete leicht. Sie nahm seine Hand und streichelte seine Finger, sah zu ihm auf und sagte in einem ebenso sanften Ton:
    »Danke für alles, was du für mich tust. So hat sich noch nie jemand für mich eingesetzt.«
    »Eben, deswegen ist Zorro ja jetzt hier!«
    Sie stand auf, ihr Gesicht war ganz nah an seinem. Sie sahen sich in die Augen. Er nahm sie in die Arme, fuhr mit der Hand über ihren Nacken und drückte ihren Kopf zärtlich an seine Schulter.
    »Wir haben noch viel zu tun«, sagte er zu ihr. »Ich muß mich an die Arbeit machen.«
    Er löste sich von ihr, um sich wieder an seinen Schreibtisch zu setzen. Sie zog sich leise ins Schlafzimmer zurück, ohne jedoch die Tür zu schließen. Er saß bis spät in der Nacht vor dem Bildschirm, tippte anhand seiner Notizen hin und wieder eine Textzeile in den Computer und unterbrach sich nur ein paarmal kurz, um etwas zu essen. Da hörte er, wie der Fernseher anging. »Wie hast du das geschafft?« fragte er laut.
    Es kam keine Antwort. Er stand auf, ging hinüber und steckte den Kopf durch den Türspalt. Lauren lag bäuchlings auf dem Bett. Sie löste den Blick vom Bildschirm und lächelte ihn vergnügt an. Er erwiderte ihr Lächeln und kehrte an seine Tastatur zurück. Als er sicher sein konnte, dass sie in ihren Film vertieft war, stand er auf und ging an seinen Sekretär.
    Daraus holte er eine Schachtel hervor, die er auf den Schreibtisch stellte und lange ansah, bevor er sie öffnete. Sie war so groß wie ein Schuhkarton und mit einem im Laufe der Jahre verschlissenen Stoff bezogen. Er holte tief Luft und hob den Deckel ab; die Schachtel enthielt einen Stapel Briefe, die mit einer Paketschnur zusammengebunden waren. Er nahm einen Umschlag, der deutlich dicker war als die anderen, und öffnete ihn. Ein versiegelter Brief und ein Bund großer, 109
    schwerer Schlüssel fielen aus dem Kuvert, er nahm sie an sich, ließ sie in seinen Händen leise klirren und lächelte still. Den Brief las er nicht, sondern schob ihn zusammen mit dem Schlüsselbund in die Tasche seines Jacketts. Dann schaltete er den Computer aus und ging in sein Zimmer. Lauren saß am Fuß des Bettes und schaute sich eine Seifenoper an. Sie hatte ihr Haar gelöst, sie schien ruhig und gelassen.
    »Soweit ist alles fertig«, sagte er.
    »Nochmal, warum tust du das alles?«
    »Was macht das für einen Unterschied, wozu willst du es wissen?«
    »Einfach so.«
    Er ging ins Bad. Als sie die Dusche plätschern hörte, strich sie über den Teppich. Durch die Bewegung ihrer Hand wurde der Flor statisch geladen und richtete sich auf. Arthur kam, in ein Frotteehandtuch gewickelt, zurück.
    »Ich muß jetzt schlafen gehen, damit ich morgen fit bin.«
    Sie trat zu ihm und küsste ihn auf die Stirn.
    »Gute Nacht dann, bis morgen«, sagte sie und verließ das Zimmer.
    Der folgende Tag verstrich im trägen Minutentakt verschlafener Sonntage. Die Sonne spielte mit ein paar Regenschauern Verstecken. Sie sprachen wenig. Von Zeit zu Zeit sah Lauren ihn fest an und fragte noch einmal, ob er sich auch sicher sei, dass er weitermachen wolle, aber er gab keine Antwort mehr. Mittags gingen sie am Meer spazieren.
    »Komm, lass uns bis hinunter ans Wasser gehen, ich möchte dir ein paar Dinge sagen.« Er hatte ihr den Arm um die Schulter gelegt.
    »Schau dir genau an, was um uns ist«, begann er, als die Wellen

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