Marc Levy
abgefragt. Ich wusste auch, wann es an der Zeit war, mich zurückzuziehen, Sie haben keine Ahnung, wie sie mir schon zu Lebzeiten gefehlt hat ...«
Mrs. Kline unterbrach sich, von einem unterdrückten Schluchzen geschüttelt. Arthur nahm sie bei den Schultern und entschuldigte sich.
»Ich kann nicht mehr«, sagte sie leise. »Verzeihen Sie mir und gehen Sie jetzt, ich hätte erst gar nicht mit Ihnen reden sollen.«
Arthur entschuldigte sich noch einmal, streichelte der Hündin über den Kopf und entfernte sich mit langsamen Schritten. Als er nach Hause kam, balancierte Lauren auf einem niedrigen Tischchen.
»Was machst du da?«
»Ich trainiere.«
»Aha.«
»Wie ist es gelaufen?«
Er erzählte ihr in allen Einzelheiten, wie die Begegnung verlaufen war, enttäuscht darüber, dass er ihre Mutter nicht hatte umstimmen können.
»Du hattest kaum eine Chance, sie ändert ihre Meinung nie, sie ist stur wie ein Maultier.«
»Verurteile sie nicht, sie leidet furchtbar.«
»Du hättest den idealen Schwiegersohn abgegeben.«
»Was genau willst du mir mit dieser Bemerkung sagen?«
»Nichts, du bist nur der Typ Mann, auf den Schwiegermütter stehen.«
»Ein ziemlich mittelmäßiger Kommentar, wie ich finde.
Außerdem ist das, glaube ich, gerade nicht die Frage.«
»Da gebe ich dir recht. Du wärst schließlich schon vor deiner 103
Hochzeit Witwer.«
»Was willst du mir in diesem säuerlichen Ton zu verstehen geben?«
»Nichts, ich will dir gar nichts zu verstehen geben. Also, dann gehe ich jetzt mal das Meer anschauen, solange mir das noch möglich ist.«
Im selben Augenblick verschwand sie.
»Was hat sie bloß?« sagte Arthur leise zu sich selbst. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, schaltete den Computer ein und begann, einen Plan auszuarbeiten. Im Auto, auf dem Weg von der Marina nach Hause, hatte er seinen Entschluss gefasst.
Es gab keine andere Möglichkeit mehr, die Zeit drängte, am Montag würden die Arzte Lauren »einschläfern«. Er stellte eine Liste all der Dinge auf, die er brauchen würde, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, dann druckte er die Datei aus und ging zum Telefon, um Paul anzurufen.
»Ich muß dich sofort sehen.«
»Ah, du bist zurück aus dem Jenseits!«
»Es ist dringend, Paul, ich brauche deine Hilfe.«
»Wo sollen wir uns treffen?«
»Wo du willst!«
»Dann komm zu mir.«
Paul empfing ihn eine halbe Stunde später. Sie setzten sich im Wohnzimmer auf die Couch.
»Was gibt es?«
»Du musst mir einen Gefallen tun, ohne mir Fragen zu stellen. Ich möchte, dass du mir hilft, einen Körper aus dem Krankenhaus zu entwenden.«
»Ist das eine Krimiserie? Erst das Gespenst, jetzt eine Leiche? Wenn das so weitergeht, kannst du bald auch meine haben, sie steht dir zur Verfügung!«
»Es ist keine Leiche.«
»Was ist es dann? Ein Kranker in Hochform?«
»Ich meine es ernst, Paul, und es ist sehr eilig.«
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»Ich darf dir keine Fragen stellen?«
»Es würde dir schwer fallen, die Antworten zu verstehen!«
»Weil ich zu blöd bin?«
»Weil niemand glauben kann, was ich gerade erlebe.«
»Probier's doch wenigstens mal.«
»Du musst mir helfen, den Körper einer Frau aus dem Krankenhaus zu holen; sie liegt im Koma, und am Montag sollen die „lebenserhaltenden Maßnahmen“ wie sie sagen, eingestellt werden. Und das will ich nicht.«
»Du hast dich in eine Frau verliebt, die im Koma liegt? Das also war deine Gespenstergeschichte?«
Arthur antwortete mit einem vagen »Hmm, hmm«. Paul holte tief Luft und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
»Für diese Geschichte wirst du deinem Analytiker zweitausend Dollar pro Sitzung zahlen müssen. Hast du dir das gut überlegt, bist du fest entschlossen?«
»Ich werde es tun, mit oder ohne deine Hilfe.«
»Du hast eine Schwäche für unkomplizierte
Angelegenheiten!«
»Du bist zu nichts verpflichtet, das weißt du.«
»Ja, ich weiß. Du kommst hier an, ich habe seit vierzehn Tagen nichts mehr von dir gehört, du siehst fix und fertig aus, du bittest mich, zehn Jahre Knast zu riskieren dafür, dass ich dir helfe, einen Körper aus einem Krankenhaus zu entführen.
Da kann ich nur noch beten, dass ich mich in den Dalai Lama verwandle, das ist meine einzige Chance. Was brauchst du?«
Arthur erklärte, was er vorhatte und was Paul dazu beitragen sollte. Vor allem brauchten sie einen Krankenwagen aus der Werkstatt seines Stiefvaters.
»Ah, mit dem Mann meiner Mutter soll ich mich auch noch anlegen! Ich bin wirklich froh,
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