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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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sich zu ihren Füßen brachen. »Schäumendes Wasser und die Erde, die sich davon nicht beeindrucken lässt; mächtige Berge, Bäume, das Licht, das jeder Minute des Tages einen anderen Schimmer, andere Farben verleiht; Vögel, die über 110
    unseren Köpfen kreisen; Fische, die versuchen, nicht den Möwen zur Beute zu fallen, während sie andere Fische jagen.
    Hör dir das harmonische Zusammenspiel der Geräusche an, die Wellen, den Wind und das Surren des Sandes. Und inmitten dieser unglaublichen Symphonie von Leben und Materie stehen wir, du und ich und alle anderen Menschen. Wie viele von ihnen sehen wohl, was ich dir gerade beschrieben habe?
    Wie viele sind sich jeden Morgen bewusst, was für ein Geschenk es ist, aufzuwachen und zu sehen, zu riechen, zu spüren, zu hören, zu empfinden? Wie viele von uns sind fähig, ihre Sorgen nur für einen Augenblick zu vergessen und dieses unglaubliche Schauspiel zu bewundern? Man möchte meinen, dass dem Menschen nichts weniger bewusst ist als sein eigenes Leben. Du, Lauren, machst es dir bewusst, weil du in Gefahr bist, und das macht dich einzigartig: Du brauchst die anderen, um ins Leben zurückzukehren. Um also die Frage zu beantworten, die du mir seit Tagen beharrlich immer wieder stellst: Wenn ich nichts riskiere, wird für dich all diese Schönheit, all diese Energie, all dieses Leben für immer verloren sein. Deshalb tue ich es. Dich wieder in die Welt zurückzuholen gibt meinem Leben einen Sinn. Denn schließlich: Wie oft werde ich die Chance bekommen, etwas wirklich Wichtiges zu tun?«
    Lauren sagte kein Wort, sondern sah ihn nur an. Schließlich senkte sie den Blick und starrte in den Sand. Nebeneinander her gingen sie zum Auto zurück.
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9
    Um zehn Uhr parkte Paul den Krankenwagen in Arthurs Garage und klingelte an der Tür. »Ich bin bereit«, sagte er.
    Arthur gab ihm eine Plastiktüte.
    »Zieh den Kittel hier an und setz die Brille auf.«
    »Wie war's noch mit einem falschen Bart?«
    »Ich erklär' dir alles unterwegs, komm, wir müssen los, damit wir pünktlich zum Schichtwechsel da sind. Lauren, du kommst mit, wir werden dich brauchen.«
    »Sprichst du mit deinem Phantom?« fragte Paul.
    »Mit jemandem, der bei uns ist, den du aber nicht sehen kannst.«
    »Das ist doch alles ein Scherz, Arthur, oder ist bei dir wirklich eine Sicherung durchgebrannt?«
    »Weder noch, man kann das unmöglich verstehen, also ist es zwecklos, es zu erklären.«
    »Am besten, ich verwandle mich jetzt und hier in eine Tafel Schokolade, dann vergeht die Zeit schneller, und ich mach' mir nicht so viele Gedanken in meinem Stanniolpapier.«
    »Gute Idee. Und jetzt beeil dich.«
    Sie gingen in die Tiefgarage, der eine als Arzt verkleidet, der andere als Rettungssanitäter.
    »Hat wohl schon den letzten Krieg mitgemacht, dein Krankenwagen!«
    »Entschuldige, ich hab' genommen, was ich finden konnte, und jetzt kriege ich auch noch einen Anschiss dafür! Ich glaub', ich spinne!«
    »War doch nur ein Scherz. Der Wagen ist absolut in Ordnung.«
    Paul setzte sich ans Steuer, Arthur auf den Beifahrersitz.
    Lauren rutschte zwischen sie.
    »Soll ich Blaulicht und Sirene einschalten, Herr Doktor?«
    »Kannst du mal versuchen, ein bisschen ernst zu sein?«
    112
    »O nein, mein Lieber, auf gar keinen Fall. Wenn ich ernsthaft versuche, mir darüber klar zu werden, dass ich gerade mit meinem Kompagnon in einem geborgten Krankenwagen sitze, um eine Leiche aus dem Krankenhaus zu entführen, dann könnte ich am Ende aufwachen, und dein ganzer Plan geht den Bach runter. Also werde ich alles tun, um so wenig ernst zu sein wie möglich, auf diese Weise kann ich mir einbilden, dass das alles nur eine Art Alptraum ist. Ein Gutes hat es immerhin: Sonst langweile ich mich am Sonntagabend immer zu Tode, da bringt das hier doch noch ein bisschen Abwechslung.«
    Lauren lachte.
    »Darüber musst du lachen?« fragte Arthur.
    »Kannst du nicht mal mit deinen Selbstgesprächen aufhören?«
    »Ich führe keine Selbstgespräche.«
    »O.k., da hinten sitzt dein Phantom! Aber tuschel wenigstens nicht ständig mit ihm herum, das macht mich nervös!«
    »Mit ihr!«
    »Was, ihr?«
    »Es ist eine Frau, und sie hört alles, was du sagst!«
    »O Mann, ich will auch solche Zigaretten wie du!«
    »Fahr!«
    »Seid ihr immer so, ihr beiden?« fragte Lauren.
    »Oft.«
    »Oft was?« fragte Paul.
    »Ich hab' nicht mit dir geredet.«
    Paul bremste abrupt.
    »He, was ist denn jetzt los?«
    »Also, jetzt hör bitte auf damit! Ganz

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