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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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Vorwarnung beenden; zu jedwedem Zeitpunkt kann sie dir sagen, dass es vorbei ist, dass sie das Konto schließt und du kein neues mehr bekommen wirst. Was würdest du tun?«
    Er verstand nicht so recht.
    »Dabei ist es ganz einfach, es ist ein Spiel. Jeden Morgen beim Aufwachen bekommst du 86.400 Dollar, mit der einzigen Auflage, dass du sie im Laufe des Tages ausgeben und das übrige Geld, wenn du zu Bett gehst, wieder zurückgeben musst. Aber dieses Geschenk des Himmels oder dieses Spiel kann jeden Moment zu Ende sein, verstehst du? Die Frage ist 200
    jetzt: Was würdest du mit so einem Geschenk tun?«
    Er antwortete, ohne nachzudenken, dass er jeden Dollar dafür verwenden würde, sich selbst und den Menschen, die er liebte, eine Freude zu machen. Mit jedem Cent, den er von der magischen Bank erhielte, würde er sein Leben und das der Menschen in seiner Umgebung verschönern. »Auch das von Leuten, die ich nicht kenne, ganz gewiss, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es schaffen würde, allein für mich und meine Freunde 86.400 Dollar pro Tag auszugeben. Aber worauf willst du hinaus?«
    »Wir alle haben so eine magische Bank«, erwiderte Lauren,
    »es ist die Zeit! Das Füllhorn der Sekunden, die verstreichen!
    Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86.400
    Sekunden Leben für den Tag, und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt der Zauber von neuem, aber die Bank kann unser Konto zu jeder Zeit ohne Vorwarnung auflösen: Das Leben kann jeden Moment zu Ende sein. Was machen wir also aus unseren 86.400 täglichen Sekunden? Sind sie nicht viel mehr wert als die gleiche Menge Dollars?«
    Seit ihrem Unfall wurde ihr jeden Tag aufs neue bewusst, wie wenige Menschen den Wert der Zeit zu bemessen und zu schätzen verstanden. Und sie erzählte ihm das Fazit ihrer Geschichte: »Du möchtest begreifen, was ein Jahr Leben bedeutet: Frag einen Studenten, der gerade durch sein Examen gefallen ist. Was ein Monat Leben bedeutet: Frag eine Mutter, die eine Frühgeburt hatte und darauf wartet, ihr Kind heil und gesund in die Arme schließen zu können. Eine Woche: Befrage einen Mann, der in einer Fabrik oder in einem Bergwerk arbeitet, um seine Familie zu ernähren. Ein Tag: Frag zwei Verliebte, die das nächste Wiedersehen nicht erwarten können.
    Eine Sekunde: Sieh dir den Gesichtsausdruck eines Menschen an, der eben um ein Haar einem Autounfall 201
    entronnen ist. Und der Bruchteil einer Sekunde: Frag einen Sportler, der bei den Olympischen Spielen Silber gewonnen hat und nicht Gold, wofür er jahrelang trainiert hat. Das Leben ist wunderbar, Arthur, und ich weiß, wovon ich spreche, denn seit meinem Unfall ist mir der' Wert jedes einzelnen Augenblicks so voll bewusst - Ich bitte dich also, lass uns jede Sekunde, die uns doch bleibt, auskosten.«
    Arthur nahm sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: »Eine Sekunde mit dir ist mehr Wert als jede andere.« So verbrachten sie den Rest der Nacht eng umschlungen vor dem Kamin. Erst gegen Morgen überraschte sie der Schlaf, aber der Sturm hatte sich nicht gelegt.
    Das Klingeln seines Handys weckte Arthur gegen zehn Uhr.
    Es war Pilguez, der ihn bat, vorbeikommen zu dürfen, er wolle mit ihm spähen und sich für sein Verhalten am Tage zuvor entschuldigen. Arthur zögerte, er war sich nicht sicher, ob der Mann versuchte, ihn auszutricksen, oder ob er es ernst meinte.
    Er dachte an den strömenden Regen, der es ihnen nicht erlauben würde, im Freien zu bleiben, und vermutete, dass Pilguez diesen Vorwand nutzen würde, um ins Haus zu gelangen. Ohne weiter zu überlegen, lud er ihn zum Mittagessen in seine Küche ein. Vielleicht, um stärker zu erscheinen als der andere, verwirrender. Lauren sagte nichts dazu, ein melancholisches Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch Arthur bemerkte es nicht.
    Der Inspektor erschien zwei Stunden später. Als Arthur ihm öffnete, fegte eine heftige Bö in den Flur, und Pilguez musste ihm helfen, die Tür wieder zuzudrücken.
    »Das ist ein Orkan!« rief er.
    »Sie sind aber sicher nicht gekommen, um mit mir über das Wetter zu sprechen.«
    Lauren folgte ihnen in die Küche. Pilguez ließ seinen Trenchcoat auf einen Stuhl fallen und setzte sich an den Tisch, der für zwei gedeckt war. Es gab Salat mit gegrilltem Huhn, 202
    ein Omelett mit Pilzen und dazu einen Cabernet aus dem Napa Valley.
    »Es ist

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