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Marc Levy

Marc Levy

Titel: Marc Levy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solange du da bist
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sehr freundlich von Ihnen, mich zum Essen einzuladen, aber so viele Umstände wollte ich Ihnen gar nicht machen.«
    »Was mir Umstände macht, ist, dass Sie nicht müde werden, mich mit Ihren abstrusen Geschichten zu behelligen.«
    »Wenn sie so abstrus sind, wie Sie meinen, dann werde ich Ihnen nicht mehr lange damit auf die Nerven fallen. Sie sind also Architekt?«
    »Das wissen Sie bereits!«
    »Und womit befassen Sie sich?«
    »Mein Steckenpferd ist der Erhalt unseres kulturellen Erbes.«
    »Das heißt?«
    »Alte Gebäude restaurieren, ihre Substanz dabei erhalten und sie zugleich aufbauen, um sie den modernen
    Lebensbedingungen anzupassen.«
    Pilguez hatte richtig getippt, Arthur ließ sich fesseln von dem Thema, auf das er ihn lenkte. Doch was Pilguez dabei entdeckte, war, dass es auch ihn faszinierte, und so fiel der alte Inspektor seiner eigenen List zum Opfer; er, der Arthur hatte aus der Reserve locken wollen, um an ihn heranzukommen, ließ sich von der Erzählung seines Verdächtigen mitreißen.
    Arthur hielt ihm eine komplette Vorlesung zur
    Architekturgeschichte, von der antiken über die traditionelle bis hin zur modernen und zeitgenössischen Baukunst. Der alte Cop hörte wie gebannt zu und stellte ihm Fragen über Fragen, die Arthur sachkundig beantwortete. Das Gespräch zog sich über zwei Stunden hin, ohne dass ihnen die Zeit lang wurde.
    Pilguez erfuhr, wie seine Stadt nach dem großen Erdbeben wieder aufgebaut worden war, lernte die Geschichte einzelner Gebäude kennen, an denen er tagtäglich vorüberkam, und hörte eine ganze Reihe von Anekdoten über die Entstehung der 203
    Städte und Straßen, in denen wir wohnen.
    Sie tranken einen Kaffee nach dem anderen, und die verblüffte Lauren beobachtete, ohne eine Miene zu verziehen, wie zwischen Arthur und dem Inspektor eine seltsame Vertrautheit entstand.
    Nach einem Exkurs über die Entstehung der Golden-Gate-Bridge berührte Pilguez Arthurs Hand, um ihn zu unterbrechen, und wechselte unvermittelt das Thema. Er wolle von Mann zu Mann mit ihm reden, ohne seine Dienstmarke. Er sei ein alter Polizist, sein Instinkt habe ihn noch nie getäuscht, und er wolle unbedingt verstehen. Er fühle und er wisse, dass der Körper dieser Frau in dem verschlossenen Zimmer am Ende des Flurs versteckt sei. Trotzdem verstehe er das Motiv für die Entführung nicht. Arthur schien ihm der Typ Mann, den jeder Vater gern zum Sohn hätte, er fand ihn vernünftig, gebildet, liebenswürdig, warum also nahm er das Risiko auf sich, alles zu zerstören, indem er den Körper einer im Koma liegenden Frau verschwinden ließ?
    »Schade, ich dachte, wir wären uns wirklich sympathisch«, sagte Arthur und stand auf.
    »Aber so ist es doch auch, damit hat das nichts zu tun oder, besser gesagt, genau deswegen bin ich hier. Ich bin mir sicher, dass Sie einen wirklich guten Grund dafür haben, und ich biete Ihnen meine Hilfe an.«
    Er wollte vollkommen offen zu ihm sein und vertraute ihm als erstes an, dass er bis zum Abend gar keinen Durchsuchungsbefehl bekommen würde, da er nicht genügend Beweise habe. Er würde nach San Francisco fahren, mit dem Untersuchungsrichter verhandeln und ihn überzeugen müssen, aber das würde er schaffen. Gewiss, es würde ihn drei oder vier Tage kosten, genügend Zeit für Arthur, den Körper irgendwo anders hinzubringen, aber er versicherte ihm, dass das eine Dummheit wäre. Er kannte sein Motiv nicht, aber er würde sein Leben auseinander nehmen. Noch konnte er ihm helfen, und er 204
    bot es ihm an, wenn Arthur einwilligen würde, mit ihm zu reden und ihm sein Geheimnis zu offenbaren. Mit ironischem Unterton entgegnete Arthur, dass er das großzügige Angebot des Inspektors und sein Wohlwollen zu schätzen wisse, zugleich aber erstaunt darüber sei, dass er ihm im Verlauf einer zweistündigen Unterhaltung so sehr hatte ans Herz wachsen können. Außerdem verstehe er seinen Gast ebenso wenig wie dieser ihn. Er tauche bei ihm auf, werde hereingebeten, zu Tisch geladen, und versteife sich darauf, ihn ohne Beweis noch Motiv eines ganz und gar absurden Verbrechens zu bezichtigen.
    »Nein, Sie sind es, der sich versteift«, gab Pilguez zurück.
    »Aus welchem Grund also sollten Sie mir helfen wollen, wenn ich Ihr Täter bin, abgesehen von Ihrem Rätsel, das Sie lösen wollen?«
    Der alte Bulle erklärte ihm in aller Aufrichtigkeit, er habe es in seinem Beruf schon mit einer stattlichen Anzahl von Fällen zu tun gehabt hätte, schmutzigen Verbrechen mit

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