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Marcel Proust fuer Boshafte

Marcel Proust fuer Boshafte

Titel: Marcel Proust fuer Boshafte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Proust
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Mannes zu männlichen Reizen ihre Kompensation im angeborenen Hang zur weiblichen Toilette, in ihrer Erforschung und Kennerschaft hat.
    SZ 5, 292

    Ich tröste mich damit, an die Frauen zu denken, die ich gekannt habe, heute, wo es keine Eleganz mehr gibt. Doch wie sollten Leute, die diese furchtbaren Geschöpfe unter den aus einem Vogelhaus oder einem Gemüsegarten bestehenden Hüten anschauen, sich auch nur eine Vorstellung machen können, wie zauberhaft Madame Swann mit einer schlichten malvenfarbenen Kapotte oder einem kleinen Hut aussah, den nur eine einzige aufwärts gerichtete Irisblüte überragte?
    SZ 1, 613

    »Irgendwo muß er doch einfältig sein. Sie hat Füße wie Schleppkähne, einen Bart wie eine Amerikanerin und schmutzige Unterwäsche! Ich glaube, nicht mal ein kleines Fabrikmädchen würde so was anziehen wollen.«
    SZ 2, 564

    Er zögerte keinen Augenblick, wenn es sich darum handelte, ob bei dieser oder jener Gelegenheit ein Smoking oder ein Pyjama angebracht sei, hatte aber keine Ahnung davon, in welchem Fall man ein bestimmtes Wort verwenden kann oder nicht, ja nicht einmal von den einfachsten Regeln der französischen Sprache.
    SZ 2, 651

    »Sie ist tatsächlich sehr einfach angezogen. Aber einfach himmlisch. Und um das zu erreichen, was Sie einfach nennen, gibt sie ein Wahnsinnsgeld aus.«
    SZ 2, 660

    Später erzählte man Jean, Monsieur de Lomperolles besitze vierzig Perücken, von denen die eine jeweils einen um ein geringes kürzeren Haarschnitt aufweise. Wenn er bei der längsten angekommen war, setzte er ohne Übergang die kürzeste auf, um den Anschein zu erwecken, er lasse sich jeweils das Haar schneiden. Da von diesem Tag an sein Haar scheinbar wieder wachsen mußte, trug er jeden Tag vierzig Tage lang eine jeweils etwas langhaarigere Perücke.
    JS 2, 760f.

    Was ihre Toilette betrifft, gehörte sie zu jenen Personen, deren sämtliche Anstrengungen, schön zu erscheinen, nur dazu führen, sie häßlicher und lächerlicher erscheinen zu lassen.
    JS 2, 861

    »Ich habe eine alte Cousine von vierundachtzig Jahren, die das Bedürfnis hat, alle Abende ihre falschen Diamanten, ihre falschen Haare und ihre falschen Zähne an allen übelbeleumundeten Orten von Paris vorzuführen, und ich zweifle nicht daran, daß sie ihre falschen Diamanten, falschen Haare und falschen Zähne im Salon des Hauses Picpus vorführt, was ganz allerliebst ist.«
    NW 324

In bester Gesellschaft

    Bestimmte Formen der Existenz sind so wenig normal, daß sie zwangsläufig gewisse Fehlbildungen hervorbringen müssen, beispielsweise die Existenz, die der König in Versailles unter seinen Höflingen führte, seltsam wie die eines Pharao oder Dogen, und weit mehr noch als die des Königs die der Höflinge. Die Existenz der Dienstboten aber ist bestimmt von einer noch monströseren Seltsamkeit, die nur die Gewöhnung uns verbirgt.
    SZ 3, 85

    Oh, diese Aristokraten! Die Revolution hat unrecht getan, sie nicht alle zu köpfen. Das ist ein finsteres Lumpenpack, soweit sie nicht einfach infame Trottel sind.
    SZ 3, 212

    Eine große Dame sein heißt die Rolle einer großen Dame spielen, und das heißt zu einem Teil Schlichtheit spielen. Es ist dies ein Spiel, das sehr teuer wird, um so mehr als Schlichtheit nur unter der Bedingung bewundert wird, daß die anderen wissen, man könne auch anders als schlicht sein, man sei nämlich überaus reich.
    SZ 3, 325

    »Meine Schwägerin ist eine entzückende Frau, die sich einbildet, noch in der Zeit der Romane Balzacs zu leben, wo die Frauen auf die Politik Einfluß genommen haben. Der Umgang mit ihr könnte sich im gegenwärtigen Augenblick nur ungünstig für Sie auswirken, wie übrigens jeder Verkehr in der Gesellschaft.«
    SZ 3, 410

    Daß jemand den gleichen Namen trägt wie man selbst, ohne der gleichen Familie anzugehören, ist ein gewichtiger Grund, ihn zu verachten.
    SZ 3, 517

    In der vornehmen Welt ist man so daran gewöhnt, umworben zu werden, daß, wer sie meidet, wie ein Phönix erscheint und Aufmerksamkeit erregt.
    SZ 3, 529

    Für einen Guermantes (auch wenn er selber dumm war) bedeutete geistreich sein dasselbe wie Spitzzüngigkeit, die Gabe, Bosheiten zu sagen, sich durchzusetzen.
    SZ 3, 519

    Wenn eine kluge, gebildete, geistreiche Frau einen schüchternen Dummkopf geheiratet hatte, den man selten sah und von dem man niemals etwas hörte, fand Madame de Guermantes für sich selbst eines schönen Tages einen geistigen Genuß darin, nicht nur die Frau herabzusetzen,

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