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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Ostikan sitzt schlimm in der Klemme, und jeder Herrscher, der in der Klemme sitzt, kann das Leben für die um ihn herum dreifach zur Hölle machen.«
    Ich sagte: »Aber er kann doch gewiß nicht uns die Schuld in die
    Schuhe schieben.« »Wenn der Kopf schmerzt, kann der ganze Körper leiden. Ich halte es für das beste, wir lassen unsere Pferde beladen und ziehen bei Morgengrauen los. Gehen wir in unsere Kammer und fangen wir mit dem Packen an.«
    Dort gesellten sich die beiden Dominikaner zu uns und jammerten laut darüber, wie sehr sie das, was Kagig getan, mit Abscheu und Ekel erfüllte; als ob sie die einzigen wären, deren Gefühle verletzt worden waren.
    »Ho, ho«, sagte Onkel Mafio völlig humorlos. »Bei diesen Leuten handelt es sich um Mitchristen. Wartet nur, bis ihr echte Barbaren kennenlernt.«
    »Das ist es ja gerade, was uns am meisten beunruhigt«, sagte Bruder Guglielmo. »Wie wir gehört haben, sind derlei Grausamkeiten in der Äußeren Tatarei gang und gäbe.«
    Mein Vater erklärte ungerührt, er habe auch im Abendland
    Ungeheuerlichkeiten erlebt. »Trotzdem«, sagte Bruder Nicolö. »Wir fürchten, solchen Ungeheuern wie denen, zu denen Ihr uns bringen wollt, das Christentum nicht angemessen nahebringen zu können. Wir möchten, daß Ihr uns von dieser Predigermission befreit.«
    »Ach, was Ihr nicht sagt!« erklärte mein Onkel, hustete krächzend und spuckte den Schleim aus. »Ihr wollt uns also im Stich lassen, wo wir noch gar nicht richtig aufgebrochen sind? Nun, wünschen könnt ihr, was ihr wollt. Wir haben uns verpflichtet und ihr habt euch verpflichtet.«
    Frostig sagte Bruder Guglielmo: »Vielleicht hat Fra Nico es nicht deutlich genug ausgedrückt. Wir bitten Euch nicht um Erlaubnis, Messeri, sondern teilen Euch unseren Entschluß mit. Solche ungebärdigen Wilden zu bekehren -dazu gehörte schon jemand mit mehr Autorität, als wir sie haben. Und in der Heiligen Schrift steht geschrieben: ›Wende dich vom Bösen.‹ Und: ›Wer Pech angreift, der besudelt sich damit.‹ Wir lehnen es ab, weiter mit Euch zu ziehen.«
    »Ihr könnt unmöglich gemeint haben, dies sei ein leichtes Werk«, sagte mein Vater. »Wie es in dem alten Sprichwort heißt: Niemand kommt auf einem Kissen in den Himmel«.
    »Ein Kissen? Fichevole!« dröhnte mein Onkel und spielte auf eine ganz besondere Verwendung für ein Kissen an. »Wir
    haben gutes Geld bezahlt, um Pferde für diese beiden
    manfroditi zu kaufen!«
    »Wenn Ihr uns beschimpft, werdet Ihr uns nicht gerade
     
    bewegen, es uns noch einmal zu überlegen«, erklärte Bruder Nicolö hochmütig. »Gleich dem Apostel Paulus hüten wir uns vor profanem und unnützem Gerede. Das Schiff, das uns hierhergebracht, wird in Kürze nach Zypern auslaufen, und wir werden an Bord sein.«
    Mein Onkel hätte vermutlich endlos weitergewütet und den beiden Fratres Dinge an den Kopf geworfen, die sacerdoti nur selten zu hören bekommen, doch mein Vater gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen und sagte: »Was wir wollten, waren Sendboten der Kirche, um Kubilai Khan Wert und Überlegenheit des Christentums über andere Religionen zu beweisen. Diese Hasenfüße in Priestergewändern wären kaum die besten Beispiele, sie ihm vorzuführen. Geht auf Euer Schiff, Brüder, und Gott gehe mit Euch!«
    »Und möget Gott und ihr rasch gehen!« schnarrte mein Onkel. Nachdem sie ihre Habseligkeiten zusammengesucht hatten, verließen sie die Gemächer, und mein Vater brummelte: »Die beiden haben sich uns bloß angeschlossen, weil sie darin eine gute Entschuldigung sahen, von den verworfenen Frauen in Acre loszukommen. Und jetzt nehmen sie diesen häßlichen Zwischenfall zum Vorwand, um von uns loszukommen. Wir sind aufgefordert worden, hundert Priester zu bringen -was wir hatten, waren nicht mehr als zwei rückgratlose alte zitelle. Und jetzt haben wir nicht einmal die mehr.«
    »Ich kann den Verlust verschmerzen«, sagte mein Onkel Mafio. »Aber was jetzt? Ziehen wir weiter? Ohne einen einzigen Kleriker für den Khan?«
    »Wir haben versprochen zurückzukehren«, sagte mein Vater. »Und wir sind schon sehr lange fortgeblieben. Wenn wir nicht zurückkehren, glaubt der Khan überhaupt keinem mehr aus dem Westen. Es könnte sein, daß er allen reisenden Kaufleuten den Zugang zu seinem Reich verwehrte. Reisende Kaufleute sind auch wir -Kaufleute vor allem. Zwar können wir keine Priester vorweisen, aber Kapital haben wir genug -zafrän und Moschus von Hampig -, und das läßt sich zu

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