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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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spürte ich unbestimmt, daß er auch mich drängte,
    etwas Leben und Beweglichkeit zu zeigen. Infolgedessen raffte
    ich mich hoch und schickte mich an, ein paar getrocknete
    Aprikosen in einen mit Wasser gefüllten Topf zu schütten, um
    sie einzuweichen. Nun hörte ich auch Onkel Mafio laut rufen:
    »Wir müssen tun, was sie verlangen, wir vier. Aber während sie
    sich den Wanst vollschlagen, ergibt sich für uns vier vielleicht
    die Möglichkeit, an unsere Schwerter heranzukommen und zu
    kämpfen.«
     
    Endlich begriff ich, was gemeint war und was Nasenloch und er
    versuchten, uns klarzumachen. Aziz war nicht unter uns. Als die
    Karauna über uns hergefallen waren, hatten sie vier Zelte
    gesehen und vier Männer herausgezogen, und jetzt hatten sie
    vier Gefangene, die versuchten, ihnen aufs Wort zu gehorchen.
    Das lag nur daran, daß ich Aziz' Zelt abgebaut hatte. Als sie
    mich aus dem meinen herauszogen, hätte der Junge, da er sich
    an mich klammerte, mit herauskommen können, doch war das
    nicht geschehen. Immerhin mußte er begriffen haben, was
    geschah, und sich weiter versteckt halten, sonst... Der Junge
    hatte Mut. Vielleicht versuchte er es mit einer
    Verzweiflungstat...
     
    Einer der Karauna fauchte uns an. Nachdem sein Durst gestillt
    war, schien es ihm ein inniges Vergnügen zu bereiten, wie wir
    uns für ihn abmühten. Ganz der siegreiche Eroberer, schlug er
    sich mit der Faust auf die Brust und blökte eine ziemlich lange
    Rede heraus, die Nasenloch mit zitternder Stimme übersetzte:
     
    »Die Verfolger sind ihnen dicht auf den Fersen gewesen, und
    sie sind vor Hunger und Durst fast umgekommen. Sie haben
     
    mehrere Male die Venen ihrer Pferde geöffnet, um ihr Blut zu trinken. Aber dann waren die Pferde so geschwächt, daß sie Abstand davon nahmen, den Pferden aber zuletzt die Ohren abschnitten. Ayee, mashattah, ehe arz konam?...« Womit er sich einem wahren Wortschwall von Gebet überließ.
    Noch mehr legte sich das Durcheinander, nachdem die sieben Karauna aufhörten, um den Quell herumzuwirbeln und ihre mißhandelten Pferde heranließen und schließlich an die Stelle kamen, wo wir ums Feuer herum Eßbares bereitgelegt hatten. Mit gebleckten Zähnen und kehligen Lauten gaben sie uns zu verstehen, wir sollten ein Stück zurücktreten und sie nicht stören. Wir vier machten ein paar Schritte zurück, und die Karauna fielen über die Vorräte her. Gleich darauf herrschte wieder ein Heidendurcheinander. Plötzlich kamen noch drei Pferde aus dem Dunkel herangesprengt, auf denen drei schwertschwingende Reiter saßen.
    Die Patrouille der Mongolen war zurückgekehrt! Wahrscheinlich war es so, daß die Mongolen den Karauna die ganze Zeit irgendwo in der Nähe aufgelauert hatten, was nicht einmal ich als Lagerwache gemerkt hatte. Sie hatten gewußt, daß wir für die Karauna einen unwiderstehlichen Köder bildeten, und brauchten nur abzuwarten, bis die Banditen in die Falle tappten.
    Doch obwohl die Karauna überrumpelt worden waren, abgesessen und sich ganz auf das vor ihnen stehende Essen konzentriert hatten, ergaben sie sich nicht sofort und fielen auch nicht sogleich unter den blitzenden Schwerthieben. Zwei oder drei von den schmutzigbraunen Männern wurden unversehens vor unseren Augen leuchtend rot -Blut schoß ihnen aus den Wunden, die ihnen von den Mongolen beigebracht worden waren. Trotzdem rissen sie ebenso wie ihre nicht verwundeten Kameraden ihre Waffen aus der Scheide.
    Da die Mongolen zu Pferde herangesprengt waren, konnten sie nur diesen einen wirbelnden Hieb heruntersausen lassen, dann hatten ihre Reittiere sie ein kleines Stück aus dem Kampfgetümmel hinausgetragen. Ohne die Pferde zu wenden, sprangen sie aus dem Sattel und führten den Kampf zu Fuß
    weiter. Die Karauna jedoch hatten in ihrer Eßgier versäumt, ihre
    eigenen Pferde anzubinden, ihnen die Vorderbeine zu Schäkeln
    oder sie auch nur abzusatteln. Sie mußten in großer
    Versuchung gewesen sein, stehenzubleiben und -da es auch
    noch sieben gegen drei stand -um das vor ihnen ausgebreitete
    Essen zu kämpfen. Vermutlich liegt es daran, daß sie vom
    Hunger sehr geschwächt waren und wußten, gegen drei
    wohlgenährte Mongolen auch zu siebt nichts ausrichten zu
    können -jedenfalls sprangen sie stehenden Fußes auf ihre
    beklagenswert geschundenen Gäule, ließen die Schwerter jetzt
    auf die Waffen der zu Fuß kämpfenden Mongolen
    herniederblitzen, gaben ihren Pferden die Sporen und schossen
    aus dem Lichtkreis des Feuers

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