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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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kalt«, stimmte ich zu. »Ich zittere, obwohl ich
    vollständig angekleidet bin. Ich würde ja hingehen und noch ein
    paar Decken holen, aber ich möchte die Kamele nicht wecken.
    Bring du doch deine Decken mit, dann baue ich dein Zelt ab,
    und wir können auch das zum Zudecken benutzen. Wenn du
    dich neben mich legst und wir all dies über uns decken, müßte
    es angenehm warm sein.«
     
    Genau das taten wir denn auch. Aziz wand sich wie ein kleiner
    nackter Molch aus seinem Zelt heraus und glitt in meines
    herein. Mich in der Kälte beeilend, schüttelte ich die tragenden
    Stecken aus den Säumen seiner Zeltbahn und legte diese auf
    die Decken, unter denen der Junge lag. Sodann kuschelte ich
    mich neben ihn und ließ nur den Kopf, die Arme und den
    shimshirim Freien. Bald hörte ich auf, mit den Zähnen zu
    klappern, doch innerlich zitterte ich auf andere Weise, nicht vor
    Kälte, sondern der Wärme, Nähe und Weichheit des kleinen
    Knabenkörpers wegen. Dieser schmiegte sich innig an mich,
    und ich argwöhnte, daß er das mit Absicht tat. Gleich darauf
    war ich mir dessen sicher, denn er nestelte die Schnur meines
    pai-jamah auf, kuschelte sich mit seinem nackten Leib an mein
    nacktes Hinterteil und tat dann noch etwas viel Intimeres. Ich
    mußte schlucken und hörte ihn flüstern: »Wärmt Euch das nicht
    noch mehr?«
     
    Wärmen war nicht das richtige Wort dafür. Seine Schwester
    Sitare hatte damit großgetan, daß er sich vorzüglich auf seine
    Kunst verstehe, und in der Tat verstand er sich offensichtlich
    darauf, jene Drüse zu reizen, die Nasenloch »die Mandel im
    Inneren« genannt hatte, denn mein Glied reckte sich und wurde
    so steif wie ein Zeltstecken, den man in seinen Saum
    hineinstecken will. Was dann geschehen wäre, weiß ich nicht.
    Man könnte sagen, daß ich meine Wache sträflich
    vernachlässigte, aber ich glaube, die Karauna hätten sich
    trotzdem ungesehen herangeschlichen und zugeschlagen,
    selbst wenn ich aufmerksamer gewesen wäre. Irgend etwas traf
    mich am Hinterkopf, und zwar so hart, daß die schwarze Nacht
     
    um mich herum noch schwärzer wurde, und als ich wieder zu Bewußtsein kam, spürte ich, daß ich unter Schmerzen an den Haaren über Gras und Sand geschleift wurde.
    Man zerrte mich dorthin, wo das Lagerfeuer neu entfacht wurde -aber es war keiner von uns, der mich an den Haaren zog. Die Eindringlinge waren Männer, verglichen mit denen die Mongolen, die uns zuvor besucht hatten, wie elegante Höflinge von verfeinerter Lebensart wirkten. Es waren ihrer sieben verdreckte und zerlumpte, häßliche Burschen, die es irgendwie fertigbrachten, obwohl sie nie lächelten, ständig die vorstehenden Zähne gebleckt zu halten. Jeder von ihnen hatte ein Pferd, auch dieses wieder klein wie die Mongolenpferde, aber abgemagert, daß man die Rippen bei ihnen zählen konnte, und überdies beulenübersät und voller Schwären. Und noch etwas fiel mir trotz meines benebelten Zustands an diesen Pferden auf: sie hatten keine Ohren.
    Einer der Marodeure schichtete das Feuer auf, andere schleiften meine Gefährten herbei, und alle redeten sie mit hoher Fistelstimme in einer Sprache, die ich noch nie gehört hatte. Einzig Nasenloch schien sie zu verstehen, denn wenngleich sie ihn aus dem Schlaf gerissen und herumgestoßen hatten und der Schrecken ihm in den Gliedern saß, bemühte er sich ausdrücklich, genau zu übersetzen und uns zuzuschreien:
    »Es sind Karauna! Sie sind halb verhungert. Sie sagen, sie bringen uns nicht um, wenn wir ihnen zu essen geben! Bitte, gütige Herren, im Namen Allahs, beeilt euch und zeigt ihnen den Proviant.«
    Die Karauna ließen uns alle neben dem Feuer liegen und schöpften dann hastig mit den Händen Wasser aus dem Quell und ließen es sich gierig den Schlund herunterlaufen. Gehorsam beeilten mein Vater und mein Onkel sich, unsere Vorräte herbeizuholen. Ich lag immer noch am Boden und schüttelte den Kopf in dem Bemühen, den Schmerz und das Dröhnen und den Nebel daraus zu verscheuchen. Nasenloch bemühte sich, unterwürfig und geschäftig zu wirken und war
    wohl halb von Sinnen vor Angst; gleichwohl rief er immer
     
    wieder:
    »Sie sagen, sie wollen uns vier weder ausrauben noch töten.
    Selbstverständlich lügen sie und werden das doch tun, aber
    erst, nachdem wir vier sie satt gemacht haben. Deshalb laßt
    uns ihnen Essen geben, solange noch etwas zu essen da ist.
    Wir alle vier!«
     
    Vornehmlich mit dem Durcheinander in meinem Kopf
    beschäftigt,

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