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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Wächter hier im vulcano immer besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen -und tun das vermutlich auch heute noch -, so dass selbst die kleinste Lampenflamme sorgfältig überwacht wird.«
    »Aber ja doch, sie...« »Halt du den Mund! Das tun sie, denn wenn nächtens eine solche Lampe zum Beispiel diese Holzplanken in Brand setzte, gäbe das dringende Hilferufe und würde schrecklich viel mit Wassereimern hin-und hergelaufen werden. Ein solcher Gefangener müßte aus der brennenden Zelle herausgelassen werden, um das Feuer zu löschen. Und im Rauch, und überhaupt dem ganzen Durcheinander, könnte dieser Gefangene es bis zum Gang der Giardmi Foschi auf der Kanalseite des Gefängnisses schaffen; er könnte dann die nicht festsitzende Steinplatte in der Wand dort herausheben, die nach draußen führt. Und wenn er das, sagen wir, morgen nacht
    schaffte, würde er höchstwahrscheinlich ein bateh vorfinden, das unmittelbar darunter auf dem Wasser dümpelt.« Endlich richtete Mafio die Augen wieder auf mich. Ich war viel
    zu sehr damit beschäftigt, mir auszudenken, was ich sagen könnte, doch der alte Mordecai war es, der ungefragt das Wort ergriff:
    »So was ist früher schon versucht und gemacht worden. Deshalb gibt es jetzt ein Gesetz, demzufolge jeder Gefangene, der versucht, einen Brand zu legen -gleichgültig, wie geringfügig sein ursprüngliches Vergehen auch sein mag -,
    selbst zum Tod durchs Feuer verurteilt wird. Ein solcher
     
    Urteilsspruch ist auch nicht anfechtbar.«
    Woraufhin Onkel Mafio sardonisch sagte: »Danke,
    Methusalem.« Und für mich bestimmt sagte er: »Da hast du
    noch einen guten Grund gehört, warum du es nicht nur
    versuchst, sondern auch wirklich schaffst.« Damit trat er gegen
    die Tür, um die Wache herbeizurufen.
     
    »Bis morgen abend, Neffe«, sagte er.
    Den größten Teil der Nacht über lag ich wach. Nicht, dass die
    Flucht eingehender Planung bedurfte; ich lag einfach wach da
    und freute mich auf die Aussicht, bald wieder frei zu sein. Der
     
    alte Cartafilo erhob sich unversehens wie aus tiefem Schlaf und
    sagte:
    »Ich hoffe, Eure Familie weiß, was sie tut. Denn ein weiteres
     
    Gesetz sagt, dass der nächste Anverwandte für sein Verhalten
    haftet. Ein Vater für den Sohn -khas vesholem -, ein Gatte für
    eine weibliche Gefangene, der Herr für den Sklaven. Gelingt
    einem Eingekerkerten die Flucht mittels Brandlegung, wird statt
    seiner der für ihn Verantwortliche dem Feuertod
    überantwortet.«
     
    »Um die Gesetze scheint mein Onkel sich nicht sonderlich
    große Sorgen zu machen«, sagte ich recht stolz. »Und Angst
    davor, verbrannt zu werden, hat er offenbar auch nicht. Aber
    ohne dass Ihr mitmacht, schaffe ich es nicht, Mordecai. Wir
    müssen versuchen, zusammen auszubrechen. Was sagt Ihr
    dazu?«
     
    Er versank eine Weile in Schweigen, und dann murmelte er:
    »Ich möchte meinen, der Feuertod ist dem langen Sterben
    aufgrund der petechie, der Gefängniskrankheit, vorzuziehen.
    Außerdem habe ich längst all meine Anverwandten überlebt.«
     
    So geschah es, dass wir am nächsten Abend, als das
    copnfuoco geläutet und die Wache uns befohlen hatte, das
    Lämpchen zu löschen, nur den pissota-Eimer darüberstülpten
    und das Flämmchen abschirmten. Nachdem die Wachen
    vorübergegangen waren, schüttete ich den größten Teil des
    Fischtrans auf die Planken unserer Pritschen aus. Mordecai
     
    opferte noch sein Übergewand -das von Mehltau und Schimmel ohnehin schon ganz spakig war und bestimmt die Rauchentwicklung förderte -, das wir unter meine Pritsche stopften und mit Hilfe des Lampendochts in Brand setzten. Binnen weniger Augenblicke war der gesamte Raum von Rauch erfüllt und fing das Holz knisternd an zu brennen. Mordecai und ich wedelten mit Händen und Armen, versuchten, Rauch zum Türloch hinauszutreiben, und riefen zeternd: »Fuoco! Alfuoco!« und hörten draußen auf dem Gang viel Füßegetrappel.
    Genauso, wie mein Onkel es vorausgesagt, kam es zu Aufregung und Durcheinander, und Mordecai und mir wurde befohlen, die Zelle zu verlassen, damit die Männer mit den Wassereimern hineinkriechen konnten. Rauch wölkte sich zugleich mit uns ins Freie, und die Wachen schoben uns beiseite, damit wir ihnen nicht im Weg standen. Es stand eine ganze Menge auf dem Gang, doch gaben sie auf uns wenig acht. So schlichen wir uns im Schutz von Rauch und Dunkelheit immer weiter den Gang hinunter, bis wir an eine Biegung gelangten. »Jetzt hier entlang« sagte Mordecai und

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