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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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treiben wir Handel
    mit ihnen?«
     
    Isidoro zuckte die Achseln: »Geschäft ist Geschäft.«
    »Nicht einmal die Päpste«, sagte Onkel Mafio, »haben jemals
    Abstand davon genommen, mit den Heiden Handel zu treiben,
    sofern dies Gewinn versprach. Der Papst und überhaupt jeder
    andere geschäftstüchtige Herrscher täte gut daran, auch mit
    dem noch ferneren Osten Handel zu treiben. Dort kann so
    mancher ein Vermögen machen. Wir wissen das, denn wir
    haben mit eigenen Augen gesehen, wie unendlich reich diese
    Länder sind. Unsere erste Reise war gewissermaßen nur eine
    Erkundungsfahrt; diesmal jedoch werden wir etwas mitnehmen,
    womit wir handeln können. Die Seidenstraße ist überaus
    beschwerlich zu benutzen, aber unmöglich ist das nicht. Wir
     
    sind jetzt zweimal durch diese Länder gezogen, hin und zurück.
    Und können es wieder tun.«
    »Wer immer der neue Papst sein wird«, erklärte mein Vater, »er
     
    sollte unserem Unternehmen seinen Segen geben. Rom ist die
    Angst in die Knochen gefahren, als es aussah, als ob die
    Mongolen Europa überrennen könnten. Doch die
    verschiedenen Mongolen-Khane scheinen ihre Khanate so weit
    nach Westen ausgedehnt zu haben, wie sie vorhatten. Das
    bedeutet, dass die Hauptbedrohung der Christenheit die
    Sarazenen sind. Deshalb sollte Rom die Gelegenheit begrüßen,
    mit den Mongolen ein Bündnis gegen den Islam zu schließen.
    Unsere Mission für den Khan Aller Khane könnte von
    allergrößter Bedeutung sein -für die Ziele unserer heiligen
    Mutter, der Kirche, genauso wie für den Wohlstand Venedigs.«
     
    »Und den des Hauses Polo«, ergänzte Fiordelisa, die jetzt eben
     
    diesem Hause angehörte.
    »Das vor allem«, erklärte Mafio. »Laß uns daher jetzt mit dem
    Schnabelwetzen aufhören und uns lieber ins Zeug legen, Nico.
    Wollen wir wieder über Konstantinopel reisen und uns unsere
    Priester dort zusammensuchen?«
     
    Mein Vater überlegte und sagte dann: »Nein. Die Priester dort
    sind zu verweichlicht -wie die Eunuchen. Eine Katze, die keine
    Krallen mehr hat, fängt keine Mäuse. Aber unter den
    Kreuzfahrern gibt es eine Menge junger Priester; das werden
    harte Männer sein, die an ein hartes Leben gewöhnt sind.
    Fahren wir ins Heilige Land, nach San Zuäne de Acre, wo die
    Kreuzfahrer im Augenblick ihr Lager aufgeschlagen haben.
    Doro, gibt es ein nach Osten fahrendes Schiff, das uns in Acre
    absetzen kann?«
     
    Der Schreiber sah in seinen Registern nach, und ich verließ das
    Lagerhaus, um Doris zu sagen, wohin ich zunächst fahren
    würde - und um ihr und Venedig Lebewohl zu sagen.
     
    Ein Vierteljahrhundert sollte vergehen, ehe ich beide wiedersah.
    Vieles sollte sich bis dahin verändert haben und wir älter
    geworden sein - nicht zuletzt selbstverständlich auch ich selbst.
    Aber Venedig sollte immer noch Venedig sein und - merkwürdig
     
    -auch Doris sollte irgendwie immer noch die Doris sein, die ich zurückgelassen hatte. Was sie gesagt hatte: dass sie keinem ihre Liebe schenken würde, ehe ich nicht zurückkäme -diese Worte können einen Zauber gewirkt haben, der dafür sorgte, dass sie sich in all den Jahren nicht veränderte. Denn sie sollte nach all den vielen Jahren immer noch die junge, hübsche und quicklebendige Doris sein, die ich verlassen hatte, so dass ich sie auf Anhieb wiedererkannte und mich auf der Stelle in sie verliebte. Zumindest sollte es mir so vorkommen.
    Doch die Geschichte werde ich erzählen, wenn es soweit ist.
     
    DIE LEVANTE
     
    Zur Vesperstunde eines blaugoldenen Tages liefen wir als einzige zahlende Passagiere mit der großen Frachtgaleasse, der Doge Anafesto, aus dem Malamoco-Hafenbecken am Lido aus. Die Galeasse war mit Nachschub -Waffen und Vorräten für die Kreuzfahrer beladen; sobald sie ihre Ladung in Acre gelöscht und uns an Land gesetzt hatte, sollte sie nach Alexandria weiterlaufen und dort eine für Venedig bestimmte Ladung Getreide übernehmen. Als das Schiff das Hafenbecken hinter sich hatte und auf die offene Adria hinauslief, nahmen die Ruderer die Riemen hoch, die Matrosen kletterten die beiden Masten empor und entrollten die anmutigen lateinischen Dreieckssegel. Das Segeltuch flatterte und knatterte, blähte sich dann in der Nachmittagsbrise und wogte so weiß und pausbäckig wie die Wolken über uns.
    »Welch ein herrlicher Tag!« rief ich aus. »Und welch ein
    wunderbares Schiff!« Mein Vater, der nie zum Schwärmen neigte, bedachte mich mit einem seiner erbaulichen Sprüche, die ihm so

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