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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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faulen Haut, während ihre Frauen sich abschuften, jedenfalls nicht die ganze Zeit. Nach dem Essen machten die Männer einen Rundgang durch das bok mit mir und zeigten mir andere Krieger, die damit beschäftigt waren, Pfeile zu befiedern, Rüstungen zu fertigen, Leder zu gerben, Klingen zu schmieden und andere Waffen herzustellen. Die Pfeilschmiede hatten einen guten Vorrat an gewöhnlichen Pfeilen gefertigt und waren an diesem Tage dabei, besondere, mit Löchern versehene Pfeilspitzen herzustellen, welche die Pfeile instand setzten, im Flug schrille Pfeif-und Heultöne hervorzurufen und den Feinden dadurch Furcht ins Herz pflanzten. Einige der Rüstungsschmiede hämmerten weithinhallend auf rotglühende Eisenbleche ein, um sie zu Harnischen für Männer und Pferde zu formen; andere taten das gleiche nur weniger lautstark mit cuirbouilli, weichgekochtem schwerem Leder, das man dann in Form gebracht und hat trocknen lassen -ein Prozeß, durch den es fast so hart wird wie Eisen. Die Gerber fertigten gerade breite, mit bunten Steinen verzierte Leibriemen -die nicht nur zum Schmuck dienten, wie die Männer mir versicherten, sondern dazu, die Träger vor Donner und Blitz zu schützen. Die Schwertschmiede fertigten furchterregende shimshirs und Dolche und versahen alte Klingen mit neuen Schneiden. Andere befestigten Griffe an Streitäxte, und einer war gerade dabei, eine Lanze mit einem sonderbaren Haken zu versehen, der aus der Klinge herausschaute - um den Gegner vom Sattel herunterzureißen, wie der Schmied mir erklärte.
    »Ein gestürzter Gegner läßt sich besser aufspießen«, fügte einer meiner Führer noch hinzu. »Der Boden gibt mehr Halt als die Luft, wenn man ihn durchbohren und darauf festnageln will.«
    »Allerdings haben wir etwas gegen allzu leichte Stöße«, sagte ein anderer. »Ist ein Gegner vom Pferd gestoßen, reiten wir ein Stück von der Stelle, wo er liegt, zurück und warten, bis er trotzig eine Herausforderung - oder aber um Gnade schreit.«
    »Ja, und dann gilt es, ihm die Lanze in den aufgerissenen Mund zu stoßen«, sagte ein anderer. »Ein tolles Ziel, den im Galopp zu treffen.«
    Derlei Bemerkungen versetzten meine Gastgeber in eine erinnerungsselige Stimmung, und sie fuhren fort, mir die Geschichten der verschiedenen Kriegszüge, Feldzüge und Schlachten ihres Volkes zu erzählen. Sie scheinen nie eine Niederlage haben einstecken müssen, immer waren es für die Mongolen nur Siege, Eroberungen und gewinnträchtige Plünderungen hinterher. Von den vielen Geschichten, die sie erzählten, erinnere ich mich an zwei mit besonderer Klarheit, denn bei diesen Kämpfen hatten die Mongolen es nicht nur mit anderen Menschen als Feinden zu tun, sondern mit Feuer und Eis.
    Sie berichteten, wie vor langer Zeit bei der Belagerung irgendeiner Stadt in Indien die ebenso feigen wie verschlagenen Hindu-Verteidiger versucht hatten, sie dadurch in die Flucht zu schlagen, daß sie ihnen einen Reitertrupp von besonderer Art entgegenschickten. Die Pferde trugen Reiter aus gehämmertem Kupfer in Menschenform; jeder der Angreifer war in Wirklichkeit ein Feuerofen, denn die Kupferhülle war mit brennenden Kohlen und ölgetränkter Baumwolle gefüllt. Ob die Hindus eine Feuersbrunst oder nur Verwirrung unter der Mongolen-Horde auslösen wollten, wurde nie bekannt. Denn die Metallmänner, die in Wirklichkeit Feueröfen waren, versengten ihre Reittiere, daß die Pferde anfingen zu bocken und sie abzuwerfen, woraufhin die Mongolen ungehindert in die Stadt einritten, sämtliche weniger brennenden Verteidiger abschlachteten und die Stadt nahmen.
    Ein andermal unternahmen die Mongolen einen Feldzug gegen einen wilden Stamm von Samojeden im kalten hohen Norden. Vor Beginn der Schlacht liefen Männer jenes Stammes an einen nahen Fluß, sprangen hinein und rollten sich hinterher im Ufersand. Die Wasser-und Schmutzschicht auf ihrem Körper ließen sie gefrieren, wiederholten diesen Vorgang mehrere Male, bis sie alle einen dicken Panzer aus Schlamm und Eis anhatten und sich sicher fühlten vor den Pfeilen und Klingen der Mongolen. Vielleicht waren sie das auch, aber die Eisrüstung machte die Samojeden so dick und unförmig, daß sie weder kämpfen noch ausweichen konnten und die Mongolen sie einfach unter den Hufen ihrer Rösser zermalmten.
    Es waren also Feuer wie Eis ohne jeden Erfolg gegen sie verwendet worden; sie selbst machten sich gelegentlich gleichfalls Wasser zunutze -und zwar durchaus erfolgreich. So belagerten die

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