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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Zustimmung und Besänftigung. »Auf der anderen Seite kann auch ein Tiger bisweilen Milde walten lassen. Sosehr ich meinen Vetter dafür verachte, daß er sein mongolisches Erbe abgestreift hat -und sosehr ich die fortschreitende Entartung seines Hofes verabscheue -, würde ich euch vielleicht ziehen und euch seinem Hofstaat anschließen lassen. Ich könnte das, wenn ich wollte.«
    Als bewunderte er die Weisheit des Ilkhan Kaidu, schlug mein Vater die Hände zusammen und sagte entzückt: »Ganz offensichtlich erinnert sich der Herr Kaidu dann an die alte Han-Geschichte von der klugen Witwe Ling.«
    »Selbstverständlich«, sagte der Ilkhan. »An sie hatte ich ohnehin gedacht, als ich das sagte.« Er ließ sich dazu herab, meinem Vater immerhin ein frostiges Lächeln zu schenken. Dieser erwiderte das Lächeln aus vollem Herzen. Schweigen legte sich zwischen uns, bis Kaidu fortfuhr: »Allerdings wird diese Geschichte in vielen Variationen erzählt. In welcher Version habt Ihr sie gehört, uu, Gesetzesüberschreiter?«
    Mein Vater räusperte sich und hob dann an: »Ling war mit einem reichen Mann verheiratet, der Wein über alles liebte, so daß er sie ständig in die Weinhandlung schickte, um Flaschen für ihn zu holen. Da die Dame Ling um seine Gesundheit fürchtete, pflegte sie diese Besorgungen absichtlich in die Länge zu ziehen oder den Wein mit Wasser zu verdünnen, oder ihn zu verstecken -und all das, um ihn vom zu vielen Trinken abzuhalten. Schließlich kam es zu zwei Dingen. Die Dame Ling hörte auf, ihren Mann zu lieben, obwohl er reich war, und ihr fiel auf, was für ein hübscher Bursch der Verkäufer in der Weinhandlung war, wiewohl er nichts anderes war als ein einfacher Verkäufer. Fürderhin trug sie, wenn er es verlangte, immer bereitwillig die Flaschen herbei, schenkte ihm ein und redete ihm sogar zu zu trinken. Schließlich ging der Gatte elendiglich an Trinkerkrämpfen zugrunde, sie erbte seinen ganzen Reichtum und ehelichte den Weinverkäufer, und beide führten hinterher ein von Gütern gesegnetes, glückliches Leben.«
    »Ja«, sagte der Ilkhan. »Genau so geht die Geschichte.« Abermals breitete Schweigen sich aus; diesmal dauerte es länger als beim erstenmal. Dann sagte Kaidu mehr zu sich selbst als zu uns: »Ja, der Trunkenbold trug selbst zu seiner Verwesung bei, andere halfen ein wenig nach, bis er durch und durch verkommen war und ein Besserer ihn ersetzte. So heißt es in der Legende, und sie enthält einen sehr gesunden Wink.«
    Genauso leise sagte mein Onkel: »Nicht minder legendär ist die Geduld, mit welcher der Tiger seine Beute verfolgt.«
    Als wachte er aus einer Träumerei auf, schüttelte Kaidu sich und sagte: »Ein Tiger kann ebenso milde wie geduldig sein. Das habe ich bereits gesagt. Deshalb werde ich euch alle in Frieden ziehen lassen. Ich werde euch sogar eine Eskorte mitgeben, euch vor den Gefahren unterwegs zu schützen. Und Ihr, Priester -was macht es mir schon aus, selbst wenn Ihr meinen Vetter Kubilai und seinen gesamten Hof zu Eurer schwachmachenden Religion bekehrt. Ich kann nur hoffen, daß Ihr das tut, und wünsche Euch viel Erfolg.«
    »Ein Kopfnicken«, rief mein Vater aus, »wird weiter wahrgenommen als ein Donnerschlag. Ihr habt etwas Gutes getan, Herr Kaidu -etwas, wovon man noch lange sprechen wird.«
    »Nur eines noch«, sagte der Ilkhan, und wieder bekam seine Stimme etwas Hartes. »Von meiner Dame Ilkhatun, die eine Christin ist und es wissen sollte, habe ich erfahren, daß christliche Priester das Gelübde der Armut ablegen und nichts von materiellem Wert besitzen. Man hat mir aber auch gesagt, Ihr Männer wäret mit Pferden unterwegs, die reich mit Schätzen beladen sind.«
    Mein Vater warf meinem Onkel einen ärgerlichen Blick zu und sagte: »Nichts als Tand und Spielerei, Herr Kaidu. Die Sachen gehören aber keinem Priester, sondern sind für Euren Vetter Kubilai bestimmt. Es sind Ergebenheitsbeweise des Shah von Persien und des Sultan der India Aryana.«
    »Der Sultan ist mein Vasall und Untertan«, sagte Kaidu. »Er hat kein Recht zu verschenken, was mir gehört. Und der Shah ist Untertan meines Vetters, des Ilkhan Abagha, der kein Freund von mir ist. Was immer er schickt, gilt als Schmuggelgut, das eingezogen wird. Habt ihr mich verstanden, uu?«
    »Aber Herr Kaidu, wir haben versprochen…«
    »Ein gebrochenes Versprechen ist auch nicht mehr als zerbrochenes Gefäß. Der Töpfer kann jederzeit ein neues machen. Kümmert euch nicht um eure

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