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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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gewaltiger Mann. Auf derselben Insel Srihalam ist heute noch ein Fußabdruck von ihm zu sehen. Und danach zu urteilen, muß Buddha neun Ellen groß gewesen sein.«
    »Amé!« entfuhr es daraufhin echogleich mir. »Das heißt vierzig Handbreit. Macht dreizehneinhalb Fuß. Dann muß der Buddha ein Goliath gewesen sein.«
    »Nun ja, wenn er in sieben-oder achttausend Jahren wieder auf die Erde kommt, wird er, wie wir erwarten, achtzig Ellen groß sein.«
    »Dann haben seine Anhänger bestimmt keine Schwierigkeiten, ihn zu erkennen, wie das bei Jesus wohl der Fall wäre«, erklärte ich. »Aber was ist denn aus seinem heiligen Zahn geworden?«
    Der pongyi schniefte leise. »Der König, Der Davonlief, hat ihn bei seiner Flucht entwendet und ist auf und davon damit. Ein wahrhaft fluchwürdiges Sakrileg! Kein Mensch weiß, warum er das getan hat. Es wird angenommen, daß er nach Indien entfliehen wollte, und in Indien wird Buddha nicht mehr verehrt.«
    »Aber der König ist doch bloß bis Akyab gekommen und dort gestorben«, murmelte ich. »Möglich also, daß der Zahn sich noch unter seinen Sachen befindet.«
    Hoffnungsvoll und doch schicksalsergeben zuckte der pongyi mit den Achseln und fuhr dann fort, uns noch weitere von den bewundernswerten Schätzen des Ananda-Tempels zu zeigen. In mir jedoch nahm eine Idee Gestalt an, und sobald die Höflichkeit es mir gestattete, brach ich den Rundgang für heute ab, dankte dem pongyi für seine Freundlichkeiten, trieb Huisheng und Yissun an, eiligst zum Palast zurückzukehren, und weihte sie unterwegs in meinen Plan ein. Im Palast bat ich unverzüglich um Audienz beim Wang Bayan und erzählte auch diesem davon.
    »Wenn es mir gelingt, den Zahn wiederzubeschaffen, soll er mein Geschenk an Kubilai sein. Wenn auch der Buddha nicht gerade der Gott ist, den er verehrt - der Zahn eines Gottes dürfte eine Kostbarkeit sein, die noch nie ein Herrscher sein eigen genannt hat. Selbst im Christentum, wo es viele Reliquien gibt Splitter vom Echten Kreuz, die Heiligen Nägel, das Heilige Schweißtuch -, vom Corpus Christi selbst ist bis auf ein paar Tropfen vom Heiligen Blut nichts übriggeblieben. Der Khakhan sollte sich freuen und stolz darauf sein, Buddhas Zahn zu besitzen.«
    »Wenn Ihr ihn wiederbeschaffen könnt«, sagte Bayan. »Ich selbst habe nicht mal meine eigenen zurückbekommen, sonst brauchte ich nicht dieses Folterinstrument im Mund zu tragen. Wie wollt Ihr vorgehen?«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Wang Bayan, werde ich von hier hinunterziehen zu dem Seehafen Akyab und mir den Ort ansehen, an dem der König starb, sein Gepäck durchsuchen und verhören, wen ich von seiner Familie noch finde. Der Zahn müßte da sein. Hui-sheng würde ich solange gern unter Eurem Schutz zurücklassen. Ich weiß jetzt, wie gefährlich es ist, durch diese Lande zu reisen; dem möchte ich sie nicht mehr aussetzen, nur dann, wenn wir zurückkehren nach Khanbalik. Ihre Dienerin kümmert sich sehr gut um sie, und unsere anderen Bediensteten desgleichen; Ihr braucht nur zu erlauben, daß sie weiterhin hier im Palast wohnt. Außerdem möchte ich darum bitten, daß Yissun als Dolmetsch weiterhin bei mir bleibt, denn ich brauche ihn. Und ich würde Euch gern um zwei Pferde bitten. Wir werden mit leichtem Gepäck reiten, damit wir schnell vorankommen.«
    »Ihr wißt, daß Ihr mich nicht hättet zu fragen brauchen, Marco, denn Ihr tragt die pai-tzu-Plakette des Khakhan. Das ist alle Autorität, die Ihr braucht. Ich danke Euch jedoch dafür, daß Ihr so höflich wart, mich dennoch zu bitten; selbstverständlich habt Ihr meine Erlaubnis -und mein Versprechen, daß Eurer Dame kein Leids geschieht. Und meine besten Wünsche für den Erfolg Eures Unternehmens.« Er schloß mit dem traditionellen mongolischen Lebewohl: »Euch ein gutes Pferd und eine weite Ebene, bis wir uns wiedersehen.«
    4
     
    Mein Vorhaben ließ sich, wie es sich herausstellte, nicht so leicht und auch nicht so rasch erledigen, wie ich gedacht hatte, obwohl ich im allgemeinen schon Glück hatte und mir weitgehende Hilfe dabei zuteil wurde. So wurde ich zunächst einmal in der schmutzigen Hafenstadt Akyab am Meer von dem sardar empfangen, dem Bayan das Kommando über die mongolische Besatzungsmacht übertragen hatte, einem gewissen Shaibani. Dieser hieß mich herzlich, ja, geradezu hocherfreut in dem Haus willkommen, das er zu seiner Residenz requiriert hatte. Es war das schönste Haus in Akyab, was allerdings nicht viel heißen will.
    »Sain bina«,

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