Marco Polo der Besessene 2
Mittag, doch Hui-sheng und ich kehrten in unsere Wohnung zurück und wiesen Arùn an, uns ein Bad zu bereiten, damit wir den Elefantengeruch loswurden. (Dabei ist das in Wahrheit gar kein so unangenehmer Geruch: Man stelle sich den Duft eines Beutels aus gutem Leder vor, der mit süßem Heu gefüllt ist.)
Flink und fröhlich machte das Mädchen sich ans Werk, füllte die Teak-Wanne und entkleidete sich zusammen mit uns. Doch als Hui-sheng und ich bereits im Wasser waren und Arùn auf dem Wannenrand saß und sich anschickte, sich zwischen uns hineinzugleiten zu lassen, hinderte ich sie einen Moment daran. Ich wollte mir nur einen kleinen Scherz erlauben, denn wir drei gingen mittlerweile sehr unbekümmert und frei miteinander um, ja, konnten uns sogar schon recht gut miteinander verständigen. Sanft drückte ich dem Mädchen die Knie auseinander, langte zwischen die Beine und fuhr mit der Fingerspitze über den feinen Haarflaum, der ihre rosa Teile säumte, lenkte dann Huishengs Aufmerksamkeit darauf und sagte: »Schau -der Schwanz des heiligen weißen Elefanten.«
Hui-sheng löste sich in lautlosem Gelächter auf, was Arùn veranlaßte, besorgt an sich herniederzublicken, um zu sehen, was mit ihrem Körper nicht stimme. Doch als ich ihr -unter nicht unbeträchtlichen Schwierigkeiten -den Scherz dolmetschte, fing auch Arùn an, fröhlich darüber zu lachen. Es war vermutlich das erste und das letzte Mal in der Geschichte der Menschheit, daß eine Frau es gutmütig als Schmeichelei auffaßte, mit einem Elefanten verglichen worden zu sein. Im Gegenzug nannte Arùn mich nicht mehr U Marco wie bisher, sondern U Saathvan Gajah, was, wie ich schließlich herausfand, »U sechzigjähriger Elefant« bedeutete. Doch nahm ich das meinerseits gutmütig hin, als auch sie mir zu verstehen gab, es handele sich um ein besonders großes Kompliment. Ein sechzigjähriger Elefantenbulle galt in ganz Champa als Gipfel der Stärke, der Männlichkeit und der Manneskraft.
Ein paar Abende darauf brachte Arùn ein paar Dinge, die sie uns zeigen wollte -mata ling, wie sie sie nannte, »Liebesglöckchen«; und sagte dann mit einem mutwilligen Grinsen »aukàn« -, so daß ich annahm, sie schlage diese Dinge als Bereicherung unserer abendlichen Kurzweil vor. Sie hielt mir eine Handvoll mata ling hin, die aussahen wie kleine Kamelglocken, eine jede haselnußgroß und aus einer guten Goldlegierung gegossen. Hui-sheng und ich nahmen je eine und schüttelten sie, woraufhin irgendein Kügelchen im Inneren leise klirrte. Freilich wiesen die Glöckchen keine Öffnungen auf, die es einem erlaubten, sie an irgendwelchen Kleidern oder am Zaumzeug eines Kamels oder irgend etwas sonst zu befestigen; wir kamen daher nicht darauf, wozu sie nun wirklich dienen sollten, sahen Arùn nur verwirrt an und warteten, das sie uns auf die Sprünge half.
Das dauerte freilich eine ganze Zeit lang, es mußte viel wiederholt und manche Verständnislosigkeit behoben werden. Doch schließlich erklärte Arùn -vornehmlich damit, daß sie mehrere Male das Wort kwe ausstieß und dazu verschiedene Gesten machte -, daß die mata ling gedacht waren, unter die Haut des männlichen Glieds eingepflanzt zu werden. Als ich das begriff, fing ich an zu lachen, weil ich das Ganze für einen Witz hielt. Dann jedoch begriff ich, daß das Mädchen es ernst meinte, und so stieß ich Laute aus, die erschrockene Abwehr, ja, blankes Entsetzen bekundeten. Hui-sheng gab mir zu verstehen, ich solle still und ruhig sein, Arùn solle fortfahren zu erklären. Was sie tat -und ich glaube, von allen Absonderlichkeiten, denen ich auf meinen Reisen begegnet bin, muß das mata ling die allerabsonderlichste gewesen sein.
Erfunden, sagte Arùn, habe sie in alter Zeit eine Myama-Königin von Ava, deren königlicher Gemahl den Umgang mit kleinen Jungen dem mit ihr bedauerlicherweise vorgezogen habe. Die Königin habe mata ling aus Messing gefertigt, heimlich -wie, verriet Arùn uns leider nicht -die Haut des königlichen kwe aufgeschlitzt, eine Reihe der kleinen Glöckchen hineinpraktiziert und das Ganze wieder zugenäht. Fürderhin sei der König nun außerstande gewesen, sein plötzlich weit mächtigeres Organ in die kleinen Öffnungen kleiner Jungen zu schieben, und habe daher mit dem aufnahmefähigeren hiì seiner Königin vorliebnehmen müssen. Irgendwie -und abermals verriet Arùn uns nicht, wie -hätten die anderen Frauen von Ava davon gehört und ihre eigenen Männer bewogen, dem königlichen
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