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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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anzunehmen und in der Hoffnung, irgendwo ein neues, ein anständiges Leben anzufangen.«
    »Jetzt tut mir der arme Hasenfuß von König geradezu leid.«
    »Ja, bloß um unterwegs ab und zu eine anständige Mahlzeit zu sich zu nehmen und in einem richtigen Bett schlafen zu können, mußte er bei Dorfschulzen und Herbergswirten schwer bezahlen, denn alle von ihnen waren ihm böse und feindselig gesinnt und nahmen jede Gelegenheit wahr, ihn zu übervorteilen. Man hat mir berichtet, daß er verarmt und nahezu von allen verlassen hier in Akyab angekommen sei. Nur eine seiner weniger bedeutenden und jüngeren Frauen und ein paar alte Diener waren bei ihm geblieben -und eine nicht mehr prall gefüllte Börse. Die Stadt zeigte sich auch nicht gerade von ihrer gastfreundlichsten Seite. Immerhin gelang es ihm, unten in einer Herberge am Hafen Unterkunft für sich und den Rest seiner Habe und seines Gefolges zu finden. Wollte er jedoch überleben, mußte er weiter, hinüber nach Indien, was bedeutete, daß er für sich und seine kleine Gesellschaft die Überfahrt bezahlen mußte. Selbstverständlich läßt jeder Schiffskapitän sich den Transport eines jeden Flüchtlings hoch bezahlen, den eines Verzweifelten jedoch besonders -er ein König auf der Flucht, und die erobernden Mongolen ihm dicht auf den Fersen. Ich weiß nicht, welcher Preis gefordert wurde, aber es war mehr, als er hatte.«
    Ich nickte. »Da hat er versucht, das bißchen, das er hatte, zu vervielfachen - und suchte die Spielhallen auf.«
    »Ja. Und wie wohl bekannt ist, beißen den letzten die Hunde. Der König würfelte und verlor binnen weniger Tage alles, was er hatte. Gold, Juwelen, Kleidung, anderes Hab und Gut. Darunter, wie ich vermute, wohl auch den heiligen Zahn, hinter dem Ihr her seid, Älterer Bruder. Er spielte gegen alle und jeden. Verspielte seine Krone, seine alten Diener, jenen Zahn, von dem Ihr sprecht, seine königlichen Gewänder -wer will wissen, was er an die Bewohner von Akyab hier verlor und was an die Matrosen, die den Hafen inzwischen längst wieder verlassen haben.«
    »Vakh!« fluchte ich mißmutig.

»Zuletzt war dem König von Ava nichts weiter geblieben als die eigene Person und die Kleider, die er auf dem Leibe trug und eine Frau, die verloren in der Herberge unten am Hafen auf ihn wartete. An diesem allerletzten, verzweifelten Spieltag erbot der König sich selbst zu setzen; wenn er verlor, der Sklave des Gewinners zu werden. Ich weiß nicht, wer diesen Einsatz annahm oder wieviel er dagegensetzte, um einen König zu gewinnen.«
    »Und der König hat selbstverständlich verloren.«
    »Selbstverständlich. Alle in der Spielhalle hatten bereits nichts als Verachtung für ihn übrig gehabt -jetzt verachteten sie ihn womöglich noch mehr -, und sie müssen die Lippen geschürzt haben, als der verzweifelte Mann sagte: ›Haltet inne! Neben meiner eigenen Person habe ich noch einen anderen Besitz, eine wunderschöne Frau, die aus Bengalen stammt. Ohne mich ist sie mittellos. Warum ihr nicht die Möglichkeit geben, einen Herrn zu haben, der für sie sorgt. Ich setzte meine Frau, die Dame Tofaa Devata, auf einen allerletzten Wurf.‹ Der Einsatz wurde angenommen, die Würfel rollten, und er verlor.«
    »Nun, damit hatte es sich dann ja wohl«, sagte ich. »Alles zerronnen. Auch für mich ist das großes Pech. Nur, wieso hat es nun Grund zum Streit gegeben?«
    »Habt Geduld, Älterer Bruder. Der König bat um eine letzte Gunst. Er bat, ehe er sich in die Sklaverei auslieferte, hingehen und seiner Dame persönlich die traurige Nachricht überbringen zu dürfen. Selbst Spieler kennen so etwas wie Mitleid. Sie ließen ihn daher in die Herberge am Hafen geben. Er war immerhin so ehrenhaft, der Dame Tofaa rundheraus zu sagen, was er getan hatte; dann befahl er ihr, sich zu ihrem neuen Herrn in der Spielhalle zu begeben. Gehorsam machte sie sich auf den Weg, und der König nahm am Tisch Platz, um noch eine allerletzte Mahlzeit als freier Mann zu sich zu nehmen. Er stopfte sic h voll und trank, daß dem Herbergswirt die Augen übergingen, und verlangte nach immer mehr Essen und Trinken. Schließlich lief er bläulichrot an, fiel vom Schlagfluß getroffen zu Boden und starb.«
    »Das habe ich gehört. Und dann? Das ist doch noch kein Grund zu einem Streit. Der Mann, der ihn gewonnen hatte, besaß ihn ja immer noch, auch in totem Zustand.«
    »Habt noch ein wenig Geduld. Die Dame Tofaa meldete sich, wie ihr Gatte es ihr befohlen hatte, in der

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