Marco Polo der Besessene 2
Beispiel zu folgen. Woraufhin sowohl Frauen wie Männer fanden, die mata ling seien nicht nur sehr elegant, sondern steigerten auch noch ihrer beider Lust um ein Vielfaches, da die Männer einen weit größeren Stammumfang aufwiesen als zuvor und die Vibration der mata ling bei beiden am aukàn Beteiligten eine unsäglich neue und genußreiche Empfindung hervorrief.
Die mata ling würden, so Arùn, auch heute noch und nur in Ava hergestellt, und zwar von bestimmten alten Frauen, die sich darauf verstanden, sie schmerzlos und unbeschadet und an den wirksamsten Stellen des kwe einzupflanzen. Jeder Mann, der es sich leisten konnte, lasse sich zumindest ein solches Glöckchen einpflanzen, und wer es sich leisten konnte, besaß möglicherweise hinterher ein kwe, das mehr wert sei als seine ganze Geldbörse -und auch mehr wiege als diese. Sie selbst, sagte Arùn, habe vorher einen Myama-Herrn gehabt, dessen kwe selbst in ruhendem Zustand ausgesehen habe wie eine knorrige Holzkeule, doch wenn aufgerichtet -»Amé!« Sie fügte noch hinzu, die Liebesglöckchen seien im Lauf der Jahrhunderte immer weiter vervollkommnet worden. Zunächst einmal hätten die Avaer Heilkundigen eine Verfügung erlassen, derzufolge sie aus unangreifbarem Gold hergestellt werden müßten statt aus Messing, damit es zu keinen Entzündungen unter der empfindlichen kwe-Haut komme. Und außerdem hätten die alten Frauen, die sich des Glöckchenmachens befleißigten, eine ganz neue und überaus pikante Eigenschaft der mata ling erfunden.
Arùn führte es uns vor. Einige von den kleinen Dingern waren nur Glöckchen oder Rasseln, wie wir wohl bemerkt hatten, und die Kügelchen in ihrem Inneren vibrierten nur, wenn sie geschüttelt würden. Einige andere -Arùn zeigte sie uns -lagen genauso reglos da wie die anderen, wenn man sie auf den Tisch legte. Doch dann legte sie uns je ein solches Glöckchen in die Hand und ließ uns die Hände darum schließen. Hui-sheng und ich zuckten vor Überraschung ein wenig zusammen, als die Wärme unserer Hände die kleinen goldenen Glöckchen nach einer Weile mit Leben zu erfüllen schien, gleichsam als wären es Eier, aus denen gleich geschlüpft werden sollte; denn sie fingen ganz von sich aus an, zu zittern und zu zucken.
Diese neue und verbesserte mata ling-Art, sagte Arùn, enthalte irgendein unsterbliches Lebewesen oder eine Substanz -um was es sich handelte, wollten die alten Frauen nie preisgeben -, das für gewöhnlich ruhig in seiner kleinen Goldhülle unter der Haut eines männlichen kwe schlafe. Werde der kwe jedoch in die hiì einer Frau eingeführt, wache der kleine Schläfer auf, rüttle sich und schüttle sich und -beteuerte Arùn ernst -Mann und Frau könnten still beieinanderliegen, ohne sich im geringsten zu regen und trotzdem mit Hilfe der geschäftigen kleinen Liebesglöckchen sämtliche Empfindungen und die ständig größer werdende Erregung und schließlich die berstende Lust des Höhepunkts genießen. Mit anderen Worten könnten sie immer und immer wieder aukàn machen, ohne sich auch nur im geringsten anzustrengen.
Als Arùn - ganz außer Atem von der eigenen Anstrengung des Erklärens - geendet hatte, merkte ich, daß sie und Hui-sheng mich forschend betrachteten. Laut sagte ich: »Nein!« und das nicht nur einmal, sondern mehrere Male und in verschiedenen Sprachen und mit nachdrücklich unterstreichenden Gesten. Die Vorstellung, sich der mata ling beim aukàn zu bedienen, war verführerisch, aber ich hatte keine Lust, mich heimlich durch
irgendeine Paganer Hintertür zu schleichen und irgendeine alte Hexe irgend etwas an mir vornehmen zu lassen; das machte ich unmißverständlich klar.
Hui-sheng und Arùn taten so, als wären sie enttäuscht und schmollten, doch in Wahrheit versuchten sie nur, über die Heftigkeit meiner Weigerung nicht in Lachen auszubrechen. Sodann tauschten sie einen Blick, gleichsam als wollten sie fragen: »Wer von uns soll denn nun anfangen?« und Arùn nickte leicht, als wollte sie Hui-sheng zu verstehen geben, daß es ihr ja doch leichterfalle, sich bei mir verständlich zu machen. Das tat Hui-sheng denn auch. Sie wies darauf hin, einziger Zweck der mata ling sei es schließlich, zusammen mit dem männlichen kwe in das weibliche AH hineingesteckt zu werden, nicht notwendigerweise jedoch als Teil des kwe. Ob ich denn keine Lust hätte, es einmal auszuprobieren, erkundigte sie sich mit größtem Zartgefühl (und nicht wenig belustigt), und zu tun, was wir sonst doch
Weitere Kostenlose Bücher