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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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doppelzüngig. Jeder Ehemann hat das Recht, beim Glücksspiel jede seiner Frauen zu verpfänden, genauso, wie er das Recht hat, sie zu verkaufen, ihren Körper zu vermieten oder sich völlig von ihr zu
    scheiden.«
    Und andere erklärten nicht weniger laut:
    »Nein! Die Frau spricht die Wahrheit. Der Gatte hat sich verpfändet und sich damit auch sämtlicher Gattenrechte begeben. Er war im Augenblick des Spiels selbst ein Sklave, der gegen das Gesetz verstieß, als er Eigentum verpfändete, das er gar nicht hatte.«
    Ich hielt eine höchstrichterliche Hand in die Höhe, woraufhin sich Ruhe über den Raum senkte. In der Pose tiefsten Nachdenkens stützte ich das Kinn in die Hand, dachte jedoch mitnichten nach. Nicht einmal mir selbst gegenüber tat ich so, als wäre ich ein Mann von salomonischer Weisheit, ein Drakon oder ein schnell urteilender Khan Kubilai. Ich hatte nur meine Knabenzeit über im Alexander gelesen und erinnerte mich sehr wohl daran, wie dieser den nicht zu lösenden gordischen Knoten einfach zerschlagen hatte. Immerhin wollte ich so tun, als ob ich überlegte. Und während ich das tat, sagte ich beiläufig zu der Frau:
    »Dame Tofaa, ich bin hergekommen auf der Suche nach etwas, das Euer verstorbener Gatte bei sich hatte. Den Zahn Buddhas, den er aus dem Ananda-Tempel entwendet hat. Wißt Ihr, was ich meine.«
    »Jawohl, Hoher Herr Richter. Auch den hat er im Spiel verloren, wie ich leider sagen muß. Allerdings freut es mich, daß er dies tat, bevor er mich verpfändete, was doch beweist, daß er mir einen größeren Wert zumaß als der heiligen Reliquie.«
    »Das liegt auf der Hand. Wißt Ihr, wer den Zahn gewonnen hat?«
    »Jawohl, mein Herr. Der Kapitän des Chola-Perlenfischerbootes. Der hat ihn mit Freuden genommen, weil er überzeugt war, daß der Zahn seinen Tauchern viel Glück bringen würde. Das Boot ist schon vor Wochen davongesegelt.«
    »Habt Ihr eine Ahnung, wohin es gesegelt ist?«
    »Jawohl, Hoher Herr Richter. Nach Perlen taucht man nur an zwei Orten. Rund um die Insel Srihalam und vor der Cholamandal-Küste Groß-Indiens. Da der Kapitän dem Volk der Chola angehörte, ist er zweifellos an die Küste des mandalischen Festlands zurückgekehrt, das von den Chola bewohnt wird.«
    Die Männer im Raum brummten verdrossen über diesen dem Anschein nach nicht zur Sache gehörenden Wortwechsel, und der Sardar Shaibani bedachte mich mit einem flehentlichen Blick. Ich achtete weder auf sie noch auf ihn und sagte zu der Frau:
    »Dann muß ich dem Zahn bis an die Cholamandal-Küste folgen. Wenn Ihr als mein Dolmetscher mitkommen wollt, will ich Euch hinterher gern behilflich sein, Euren Weg zurück zu Eurer Familie in Bengalen zu finden.«
    Auf diese Worte hin bekamen die Männer etwas Aufsässiges und Meuterisches, und der Dame Tofaa gefielen sie auch nicht. Sie warf den Kopf in den Nacken, schaute mich über ihre Nase hinweg an und erklärte frostig: »Ich möchte meinem Hohen Herrn Richter doch zu bedenken geben, daß ich keine untergeordnete Arbeit annehmen kann. Ich bin von edler Geburt, die Witwe eines Königs und…«
    »… und die Sklavin des häßlichen Schurken dort drüben«, erklärte ich mit fester Stimme, »falls ich in diesem Verfahren zu einem Urteilsspruch komme, das zu seinen Gunsten ausfällt.«
    Woraufhin sie wichtigtuerisch -das heißt, laut vernehmlich schluckte und ihr Hochmut augenblicklich in Kriecherei umschlug. »Mein Hoher Herr Richter ist ein ebenso herrscherlicher Mann wie mein verstorbener Gatte. Wie könnte eine zarte junge Frau einem so beherrschenden Mann widerstehen? Selbstverständlich, mein Herr, bin ich bereit, Euch zu begleiten und für Euch zu arbeiten. Jawohl, Sklavinnenarbeit für Euch verrichten.«
    Sie war alles, bloß zart war sie nicht, und ich fühlte mich auch nicht geschmeichelt, daß sie mich mit dem König, Der Davonlief, verglich. Gleichwohl wandte ich mich an Yissun und sagte: »Ich habe entschieden. Tut es jetzt allen kund und zu wissen. Bei diesem Streit geht es darum, welcher Einsatz des verstorbenen Königs Vorrang hat. Die ganze Angelegenheit ist strittig. Von dem Augenblick an, da König Narasinhapati von seinem Thron in Pagan heruntergestiegen ist, hat er alle Rechte, seinen Besitz und Liegenschaften dem neuen Herrscher, dem Wang Bayan, übermacht. Was immer der verstorbene König hier in Akyab ausgab oder verschwendete oder verlor, war und ist immer noch rechtmäßiger Besitz des Wang, hier vertreten durch den Sardar

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