Marco Polo der Besessene 2
die Kissen gleichenden dunkelbraunen Brüste, woraufhin irgendwo unten auf dem Deck ein Malayu eine Art von angstvollem Gewieher ausstieß. »Hochgewölbt sind sie wahrhaftig und dicht beieinander geschmiegt wie zwei brütende Wiedehopfe, ohne Lücke dazwischen. Die idealen Hindubrüste. Man schiebe ein Blatt Papier in den engen Zwischenraum, und es wird sich dort halten. Und was das betrifft, daß Ihr Euren linga dazwischenlegen könntet -nein, das schlagt Euch nur aus dem Kopf, aber überlegt, welche Empfindungen es auslösen würde, wenn Ihr ihn in das schwellende, weiche, warme Fleisch dort betten würdet. Und beachtet die Brustwarzen, wie Daumen, und ihre Höfe, wie Untertassen, und alles schwarz wie die Nacht vor der goldbraunen Haut. Wenn Ihr Euch Eure nach-Mädchen anseht, Marco-wallah, vergeßt nicht, Euch ihre Brüste besonders genau anzusehen und feucht daran zu lecken, denn viele Frauen versuchende Männer zu betrügen, indem sie Hof und Warze mit alkohl nachfärben. Ich selbstverständlich nicht. Diese herrlich strotzenden Brustwarzen sind echt und wurden mir von Vishnu, dem Allerhalter, geschenkt. Es kommt nicht von ungefähr, daß meine edlen Eltern mich Göttergeschenk nannten. Erblühen tat ich mit acht Jahren, war mit zehn eine Frau und mit zwölf eine verheiratete Frau. Ach, seht nur die Brustwarzen, wie sie zucken und sich recken und stehen, wiewohl nur Euer heißhungriger Blick darüber hingegangen ist. Denkt nur, was sie erst tun, wenn sie tatsächlich berührt und gestreichelt werden! Aber nein, nein, Marco-wallah -denkt nicht einmal im Traum daran, sie zu berühren.«
»Sehr wohl.«
Geradezu schmollend bedeckte sie sich wieder, und die zahlreichen Malayu, die sich hinter nahe gelegenen Decksaufbauten versteckt hatten, zerstreuten sich und gingen ihrer Arbeit nach.
»Die Liste der Eigenschaften, die für Hindus die Schönheit beim Manne ausmachen, werde ich nicht aufzählen, Marcowallah«, sagte Tofaa steif, »denn davon habt Ihr beklagenswert wenig. Ihr seid ja nicht einmal hübsch. Die Brauen eines hübschen Mannes treffen sich über seiner Nase, und seine Nase ist lang und hängt herab. Die Nase meines lieben, verstorbenen Gatten war so lang wie sein königlicher Stammbaum. Doch wie ich gesagt, ich will nicht Eure Mängel aufzählen. Das gehört
sich für eine Dame wie mich einfach nicht.«
»Ach, bitte, Tofaa, bitte, bitte, benehmt Euch wie eine Dame!«
Vielleicht war sie für Hindubegriffe eine Schönheit -ja, sie war es in der Tat, wie mir hinterher von vielen bewundernden Hindumännern bestätigt wurde, die mich um meine Begleiterin freimütig beneideten -, doch konnte ich mir kein anderes Volk vorstellen, bei denen sie zumindest als passabel gegolten hätte, höchstens vielleicht die Mien oder die Bho. Trotz Tofaas von allen zu beobachtenden und von vielen verfolgten täglichen Waschungen gelang es ihr irgendwie nie, richtig sauber zu werden. Da war selbstverständlich immer der rote Punkt auf ihrer Stirn, und stets grauer Grind um die Enkel und noch dunklerer Schmutz zwischen ihren Zehen. Doch wenn ich auch nicht behaupten kann, daß der Rest ihrer Person, von dem Punkt auf der Stirn bis zu dem Schmutz zwischen den Zehen, etwa verkrustet gewesen wäre wie bei den Mien und den Bho -sie hatte gleichwohl immer und überall etwas Schmuddeliges.
Hui-sheng war in Pagan auf Ava-Weise stets barfuß gegangen, und Arùn hatte das ihr Leben lang getan - trotzdem waren ihre Füße, selbst wenn sie einen ganzen Tag lang durch die staubigen Straßen der Stadt gelaufen waren, immer noch zum Küssen süß und sauber gewesen. Ich konnte es mir beim besten Willen nicht erklären, wie Tofaa es fertigbrachte, immer und ewig so schmutzige Füße zu haben, besonders hier draußen auf See, wo sie sich doch an gar nichts beschmutzen konnte und es nur frische Luft und blitzende Gischt gab. Möglich, daß es an dem Öl der Indiennuß lag, mit dem sie sich nach dem Waschen jeden Tag einrieb. Ihr verstorbener Gatte hatte ihr kaum etwas an persönlichen Habseligkeiten gelassen: höchstens eine Lederflasche mit dem Nußöl und einen Lederbeutel, der eine Anzahl von Holzspänen enthielt. Als ihr Arbeitgeber hatte ich ihr freiwillig eine neue, aus Saris und anderen Kleidungsstücken bestehende Garderobe gekauft. Doch die Lederbehälter hatte sie als nicht minder lebensnotwendig betrachtet und mitgebracht. Ich hatte gewußt, daß das Öl der Indiennuß dazu diente, sie stets und ständig fettig aussehen zu
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