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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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aufzufressen. Selbst wenn Ihr mutig und galant riskiertet, diesen Tod in Kauf zu nehmen, und mich mit Gewalt nehmt, würde ich dennoch als Schänderin gelten und derselben schaurigen Bestrafung verfallen. Würde in Indien jemals bekannt, daß Ihr Euren linga in meine yoni gesteckt habt -gleichgültig, ob ich ihn aktiv umschlossen oder mich nur passiv drein ergeben hätte -, verfielen wir beide schrecklicher Ungnade und wären in furchtbarer Gefahr. Selbstverständlich bin ich keine kanya, also keine grüne und unreife und langweilige Jungfrau. Da ich eine Witwe mit einiger Erfahrung bin -um nicht zu sagen von Talent und Fähigkeiten -und eine umfassende, warme, äußerst gleitfähige zankha besitze, ließe unsere Sünde sich körperlich nicht nachweisen. Auch würde ich meinen, diese barbarischen Matrosen würden überhaupt nicht merken, was wir zivilisierten Menschen unter uns machen. Infolgedessen würde in meiner Heimat nie bekannt werden, daß wir beide hier draußen auf dem sanften Wasser des Ozeans unter einem milden Mond leidenschaftlich der surata gefrönt haben. Gleichwohl müssen wir unverzüglich davon ablassen, sobald wir mein Heimatland betreten, denn Hindus haben eine wunderbare Nase, wenn es gilt, irgendeinen Skandal zu erschnüffeln. Sie würden Schimpf
    und Schande über uns ausgießen, uns häßlich verhöhnen, Schweigegeld verlangen und trotzdem tuscheln und klatschen.«
    Sie war weder mit ihrem Atem am Ende noch mit den Myriaden von Varianten dieses einen Themas, und so sagte ich nachsichtig: »Ich danke Euch für die nützlichen Instruktionen, Tofaa. Aber seid beruhigt. Ich werde mich verhalten, wie der Anstand es gebietet.«
    »Ach?«
    »Nur eines möchte ich zu bedenken geben.«
    »Ja?«
    »Nennt die Besatzungsmitglieder nicht Matrosen. Sagt
    Seefahrer oder Seeleute.«
    »Umph.«
    Der Sardar Shaibani hatte sich sehr viel Mühe gegeben, ein gutes Schiff für uns zu finden und kein von Hindus gebautes Küsten-dinghi. Es handelte sich um ein solides arabisches qurqur-Kauffahrteischiff mit lateinischem Segel, das quer über die riesige Bucht von Bengalen laufen konnte und nicht den langen Weg die Küste entlang nehmen mußte. Die Mannschaft bestand aus sehr schwarzen, drahtigen und außerordentlich kleinen Männern eines Malayu genannten Volkes; nur der Kapitän war ein echter Araber, ein erfahrener, fähiger Mann. Sein Ziel war Hormuz, das weit im Westen in Persien gelegen war, doch hatte er sich (gegen entsprechende Bezahlung) bereit erklärt, mich und Tofaa bis an die Cholamandal-Küste mitzunehmen. Das bedeutete eine lange Fahrt, rund dreitausend li übers offene Meer, ohne jemals Land zu sehen, etwa halb so lang wie meine bisher längste Seereise, die von Venedig bis Acre. Der Kapitän warnte uns vor der Abfahrt, die Bucht könne ein richtiger Boots-Fresser sein. Befahrbar sei sie nur zwischen den Monaten September und März -wir machten sie im Oktober -, weil nur in dieser Zeit die Winde aus der richtigen Richtung kamen und das Wetter nicht mörderisch heiß war. Doch ausgerechnet in dieser Zeit, da die Bucht praktisch ein reichhaltig mit vielen Schiff gedeckter Tisch war, die nach Osten oder Westen darüber hinbrausten, braue sich dort häufig ein tai-feng-Sturm zusammen, der die Schiffe zum Kentern bringe und sie mit Mann und Maus verschlinge.
    Wir jedoch liefen in keinen Sturm hinein, und das Wetter blieb schön; nur nachts verdunkelte dichter Nebel häufig den Mond und die Sterne und hüllte uns in ein feuchtes, graues Gespinst ein. Das jedoch verlangsamte die Fahrt der qurqur nicht, denn der Kapitän konnte nach seiner bussola-Nadel steuern, nur mußte es scheußlich und unbehaglich für die halbnackte Mannschaft sein, die auf Deck schlief, denn der Nebel verfing sich in der Takelage, verdichtete sich und tropfte unablässig als Wasser auf die Schlafenden hernieder. Wir beiden Fahrgäste hatten jedoch jeder eine Kabine, wo es sehr angenehm war, bekamen auch genug zu essen, wenngleich die Kost nicht gerade überwältigend gut war, und wir wurden von der Mannschaft weder überfallen, noch ausgeraubt, noch belästigt. Der muslimische Kapitän verachtete die Hindus selbstverständlich noch mehr als die Christen, legte keinerlei Wert auf unsere Gesellschaft und hielt die Mannschaft stets in Trab. So waren Tofaa und ich darauf angewiesen, uns gegenseitig die Zeit zu vertreiben. Daß wir keinerlei Ablenkung hatten -außer zu beobachten, wie die fliegenden Fische über die Wellen flogen und die

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