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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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oder die nach-Tänzerinnen; auch waren sie umringt von Schwärmen von Kindern jeden Alters. Doch manche der Gefährtinnen des kleinen Raja waren selbst noch kleine Mädchen und bis jetzt weder üppig im Fleisch stehend, noch geierhaften Auges noch rabenkrächzender Stimme; manche von ihnen waren auf ihre dunkelhäutige Weise sogar von zarter Anmut.
    »Ich bin offen gestanden ein bißchen überrascht«, wandte ich mich an den kleinen Raja, »daß Hoheit so viele Frauen haben. Eurer nicht zu übersehenden Abneigung der Dame Tofaa gegenüber nach zu urteilen, hatte ich angenommen…«
    »Nun ja, wenn sie Eure Gattin gewesen wäre, wie ich anfangs dachte, hätte ich Euch mit Konkubinen und nach-Tänzerinnen beschäftigt gehalten, um Euch abzulenken, während ich die Dame zur surata verführte. Aber eine Witwe? Welcher Mann möchte sich schon mit einer weggeworfenen Hülse begatten Einer-toten-Frau-die-darauf-wartet-zu-sterben -, vor allem, wo man doch noch so viele saftige Frauen hat und auch andere zu haben sind, von den stets nachwachsenden Jungfrauen ganz zu schweigen.«
    »Hm. Ich verstehe. Hoheit sind ein sehr männlicher Mann.«
    »Aha! Dann habt Ihr mich also für einen gandmara gehalten, ja? Für einen Mann, der Männer liebt und Frauen haßt? Schämt Euch, Marco-wallah! Ich will gern zugeben, daß ich wie jeder vernünftige Mann, was eine über längere Zeit bestehende Beziehung betrifft, denn doch einen stillen, willfährigen Knaben vorziehe, der sich zu benehmen weiß. Aber man hat schließlich seine Aufgaben und Verpflichtungen. Von einem Raja erwartet man, daß er eine zenana mit vielen Frauen darin unterhält, und deshalb tue ich das. Auch bin ich ihnen in regelmäßigem Turnus zu Diensten, selbst den jüngsten, sobald sie das erste Mal ihre Tage haben.«
    »Sie werden Eurer Hoheit vor ihrer ersten Menstruation verheiratet?«
    »Aber doch nicht nur meine Frauen, Marco-wallah. Jedes Mädchen in Indien. Eltern, die eine Tochter haben, müssen darauf bedacht sein, sie unter die Haube gebracht zu haben, bevor sie eine Frau ist und bevor irgendein Mißgeschick mit ihrer Jungfräulichkeit dafür sorgen würde, daß sie nicht mehr an einen Mann zu bringen ist. Außerdem machen sich die Eltern jedesmal, wenn die Tochter ihre Tage hat, des schrecklichen Verbrechens schuldig, ein Embryo sterben zu lassen, welches die Familie hätte weiter fortführen können. Es ist wohl gesagt: Wenn ein Mädchen mit zwölf noch unverheiratet ist, trinken die Ahnen im Jenseits traurig das Blut, das sie jeden Monat vergießt.«
    »Wohl gesagt, in der Tat.«
    »Um aber noch einmal auf meine eigenen Frauen zurückzukommen. Sie alle genießen die traditionellen Rechte, doch Königinnenrechte gehören nicht dazu, wie in weniger zivilisierten und kraftloseren Monarchien. An meinem Hof oder an meiner Regierung haben die Frauen keinen Anteil. Es ist wohl gesagt: Welcher Mann würde sich schon um das Krähen einer Henne kümmern? -Diese hier, zum Beispiel, ist meine Erste Gattin und dem Titel nach die Maharani; aber sie maßt sich nie an, auf dem Thron zu sitzen.«
    Ich verneigte mich höflich vor der Frau und sagte: »Hoheit!« Sie bedachte mich mit demselben stumpf-verächtlichen Blick, mit dem sie auch ihren Raja-Gatten bedacht hatte. Immer noch in dem Wunsch, höflich zu sein, fügte ich hinzu: »Hoheit haben einige entzückende Prinzen und Prinzessinnen.«
    Sie sagte immer noch nichts, doch da knurrte der kleine Raja: »Das sind keine Prinzen und Prinzessinnen. Setzt der Frau bloß keine Flausen in den Kopf!«
    Woraufhin ich einigermaßen aus der Fassung gebracht sagte: »Die königliche Linie beruht nicht auf dem Erstgeburtsrecht und der männlichen Erbfolge?«
    »Mein lieber Marco-wallah! Woher soll ich wissen, ob irgendeines von diesen Blagen wirklich meins ist?«
    »Nun ja, er… wirklich…« murmelte ich, peinlich berührt, daß Thema ausgerechnet vor der Frau und ihren Sprößlingen angeschnitten zu haben.
    »Ihr braucht nicht zu katzbuckeln, Marco-wallah! Die Maharani weiß, daß ich sie nicht persönlich kränken will. Ich weiß bei keiner einzigen meiner Frauen, ob ihre Kinder von mir stammen. Woher soll ich das wissen? Ihr könnt es ja auch nicht wissen, falls Ihr jemals heiratet und Kinder bekommt. So ist das nun mal im Leben!«
    Mit weit umfassender Handbewegung zeigte er auf die anderen Frauen, durch deren Gemächer wir hindurchkamen, und wiederholte:
    »So ist das nun mal. Kein Mann kann das wissen, jedenfalls nicht mit

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