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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Sicherheit, daß er der Vater der Kinder seiner Frau ist. Nicht einmal bei einem dem Anschein nach liebevollen und getreuen Eheweib. Und auch nicht bei einer Frau, die so häßlich ist, daß selbst ein paraiyar sie nicht anrühren würde. Nicht einmal bei einer Frau, die so verkrüppelt ist, daß sie eigentlich keine Seitensprünge machen kann. Eine Frau findet eben immer eine Möglichkeit und einen Liebhaber und einen dunklen Ort.«
    »Aber Hoheit -die jungen kleinen Mädchen, die Ihr heiratet, bevor sie überhaupt empfangen können…«
    »Wer weiß das -auch bei denen? Ich kann nicht immer sofort zur Stelle sein, wenn sie das erste Mal ihre Tage haben. Es ist wohl gesagt: Selbst wenn eine Frau ihren Vater, ihren Bruder oder ihren Sohn heimlich sieht, wird ihre yoni feucht.«
    »Aber irgend jemand müßt Ihr Euren Thron doch vererben, Hoheit! Wem denn, wenn nicht dem, von dem Ihr annehmt, er sei Euer Sohn oder Eure Tochter?«
    »Dem erstgeborenen Sohn meiner Schwester, wie das alle Rajas tun. In jedem indischen Königshaus verläuft die Erbfolge über die Schwester. Denn versteht -meine Schwester ist unzweifelhaft von meinem Blute. Selbst wenn unsere königliche Mutter unserem königlichen Vater untreu war und gleichgültig, ob meine Schwester und ich von verschiedenen Liebhabern gezeugt wurden, entstammen wir doch demselben Schoß.«
    »Ich verstehe. Und dann, ungeachtet der Tatsache, wer nun der Vater ihres Erstgeborenen ist…«
    »Nun, selbstverständlich hoffe ich, das ich das bin. Immerhin habe ich meine älteste Schwester zu einer meiner ersten Frauen gemacht -die fünfte oder sechste war sie, welche genau, weiß ich nicht mehr -, und sie hat mir, glaube ich, sieben Kinder geboren, die alle meine sein sollen. Doch der älteste Sohn selbst wenn er nicht von mir wäre -wäre immer noch mein
    Neffe, und so bleibt die königliche Blutlinie ungebrochen intakt, und er wird der nächste Raja hier werden.«
    Wir verließen die zenana ganz in der Nähe jenes Palastflügels/ in dem die Küche lag, und hörten von dort immer noch Gestöhn, Gewimmere und wie Fäuste auf den Boden hämmerten. Der kleine Raja fragte mich, ob ich mich eine Weile allein amüsieren könne, denn er habe noch ein paar königliche Pflichten zu erfüllen.
    »Geht noch einmal zurück in die zenana, wenn Ihr mögt«, schlug er vor. »Obwohl ich mir Mühe gebe, immer nur Frauen meiner eigenen weißen Hautfarbe zu heiraten, bringen sie enttäuschend oft Kinder mit dunkler Hautfarbe zur Welt. Ein bißchen von Eurem Samen, Marco-wallah, könnte die Linie etwas aufhellen.« Um nicht unhöflich zu sein, murmelte ich etwas von einem Keuschheitsgelübde, das ich abgelegt hätte, und sagte, ich würde schon etwas finden, das mich beschäftigte. Ich sah dem kleinen Raja nach, wie er großspurig davonstolzierte; der Mann tat mir ausgesprochen leid. Da war er nun ein richtiger Herrscher mit der Macht über Leben und Tod seiner Untertanen, und war der winzige Hahn eines ganzen Hühnerhofs -und war doch unendlich viel ärmer und schwächer und weniger zufrieden als ich, der ich nur ein Reisender war, der nur eine Frau zum Herzen und zum Lieben hatte, die ich für den Rest meines Lebens zu behalten gedachte; doch das war Huisheng. Das erinnerte mich: Ich konnte jetzt auf meine zeitweilige Mitreisende verzichten. So machte ich mich auf die Suche nach Tofaa, die heute morgen, als ich unsere Gemächer verlassen, laut geschnarcht hatte. Jetzt fand ich sie auf der Palastterrasse, von wo aus sie mit düsterer Stirn beobachtete, wie die düstere Krishna-Feier auf dem Platz zu ihren Füßen immer noch im Gange war.
    Sie sagte sofort vorwurfsvoll: »Ich rieche pachouli an Euch, Marco-wallah! Ihr habt bei einer parfümierten Frau gelegen. Ach, und das nach so einer bewundernswert langen sündenlosen Zeit, die Ihr Euch mir gegenüber so anständig verhalten habt.«
    Darauf ging ich nicht ein, sondern sagte: »Ich bin gekommen, Tofaa, um Euch zu sagen, daß Ihr von dem niedrigen Posten als Dolmetsch zurücktreten könnt, wann immer Ihr wünscht, und…«
    »Ich hab's gewußt! Ich war zu züchtig und zu damenhaft! Jetzt habt Ihr Euch von irgendeiner schamlosen und zudringlichen Palastschlampe verführen lassen. Ach, Ihr Männer!«
    Auch darauf ging ich nicht ein. »Wie versprochen, werde ich dafür sorgen, daß Ihr sicher in Eure Heimat zurückreisen könnt.«
    »So sehr liegt Euch daran, mich loszuwerden! Meine vornehme Keuschheit wirkt auf Eure Verdorbenheit wie ein

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