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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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auf einen großen Kindersegen. Darum bete ich zum lieben Gott. Sollte es Ihm jedoch in Seiner unendlichen Weisheit gefallen, mich unfruchtbar zu machen, würde ich mich bemühen, dieses Leid tapfer zu ertragen. Allerdings bin ich zuversichtlich, daß der liebe Gott gut zu mir ist.«
    »So etwas liegt nicht immer in der Hand des Herrn«, sagte ich. »Im Osten kennt man verschiedene Möglichkeiten, eine Empfängnis zu verhüten…«
    Donata holte vernehmlich Luft und bekreuzigte sich. »So etwas darfst du nie sagen! Von einer solchen schrecklichen Sünde solltest du nicht einmal sprechen! Was sollte der gute Pare Nardo sagen, wenn ihm auch nur träumte, du hättest dir so etwas ausgedacht? Ach, Marco, bitte sag mir, daß du in deinem Buch nichts so Verbotenes und Schmutziges und Unchristliches schreibst! Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber ich habe gehört, wie einige Leute es skandalös nannten. War das der Skandal, von dem sie gesprochen haben?«
    »Das weiß ich wirklich nicht mehr«, sagte ich beschwichtigend. »Ich glaube, das war eines von den Dingen, die ich herausgelassen habe. Ich wollte dir nur sagen, daß so etwas möglich ist, falls du…«
    »Nicht in der Christenheit! Das ist unaussprechlich!
    Undenkbar!«
    »Ja, ja, meine Liebe, verzeih mir!«
    »Nur, wenn du es mir versprichst«, sagte sie mit fester Stimme. »Du mußt mir versprechen, dies und alle anderen schändlichen Praktiken zu vergessen, die du im Orient kennengelernt hast. Daß unsere gutchristliche Ehe nicht von irgend etwas Unchristlichem besudelt wird, das du in jenen heidnischen Ländern vielleicht gehört hast.«
    »Nun, nicht alles Heidnische ist schändlich…«
    »Versprich es mir!«
    »Aber Donata, angenommen, ich bekäme noch einmal eine Gelegenheit, in den Osten zu ziehen, und wollte dich gern dorthin mitnehmen. Du wärest meines Wissens die erste Frau aus dem Westen, die…«
    »Nein. Ich würde nie hingehen, Marco«, sagte sie entschieden. Die Röte aus ihrem Gesicht war gewichen, es war sehr weiß, und die Lippen hatte sie zusammengepreßt. »Ich möchte nicht, daß du hingehst. Da. Ich habe es gesagt. Du bist ein wohlhabender Mann, Marco, und es besteht keinerlei Notwendigkeit, deinen Reichtum noch zu vermehren. Du bist schon jetzt deiner Reisen wege n berühmt, und es besteht kein Grund, diesen Ruhm zu mehren oder neuerlich auf Reisen zu gehen. Du trägst Verantwortung, und bald wirst du noch eine weitere tragen, und ich hoffe, wir beide werden andere zu tragen bekommen. Du bist doch - bist doch nicht mehr der Junge, der du warst, als du damals aufbrachst, um in die Welt hinauszuziehen. Diesen Jungen hätte ich nicht heiraten wollen, Marco, weder damals noch jetzt. Was ich mir wünsche, ist ein reifer, nüchterner und zuverlässiger Mann, und ich möchte, daß er daheim ist. Für diesen Mann habe ich dich gehalten. Wenn du es nicht bist, wenn immer noch der ruhelose und übermütige Junge in dir steckt, meine ich, solltest du das jetzt gestehen. Unseren Familien und dem ganzen Klatsch in Venedig gegenüber müssen wir ein gefaßtes Gesicht machen, wenn wir die Auflösung unseres Verlöbnisses bekanntgeben.«
    »Du bist deiner Mutter schon sehr ähnlich«, sagte ich aufseufzend. »Aber du bist jung. Wer weiß, vielleicht packt sogar dich einmal der Wunsch, auf Reisen zu gehen…«
    »Nicht über die Grenzen der Christenheit hinaus«, sagte sie mit Nachdruck. »Versprich mir das!«
    »Nun gut, ich werde dich nie über die Grenzen der Christenheit hinausbringen…«
    »Und du selbst auch nicht.«
    »Aber, Donata, das kann ich nun guten Gewissens nicht beschwören. Mein Beruf könnte es notwendig machen, zumindest noch einmal nach Konstantinopel zu reisen, und rings um die Stadt herum leben die Heiden. Ich könnte ausrutschen und…«
    »Dann das jedenfalls. Versprich mir, daß du nicht fortgehst, bis nicht unsere Kinder -sofern Gott uns Kinder schenkt -ein Alter erreicht haben, in dem sie für sich selbst verantwortlich sind. Du hast mir selbst erzählt, wie dein Vater dich hat aufwachsen lassen wie die Hafenrangen.«
    Ich lachte. »Donata, auch das waren keine schändlichen Menschen. Eine von ihnen war deine Mutter.«
    »Meine Mutter hat mich dazu erzogen, besser zu sein als meine Mutter. Meine eigenen Kinder sollen nicht verlassen werden. Versprich mir das!«
    »Ich verspreche es«, sagte ich. Ich überlegte nicht, falls aus unserer Ehe nach normaler Zeit ein Sohn hervorginge, ich an die fünfundsechzig Jahre alt wäre,

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