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Marco Polo der Besessene 2

Marco Polo der Besessene 2

Titel: Marco Polo der Besessene 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Wunsch hatten, Messer Marco Milione kennenzulernen und sich mit ihm zu unterhalten. Während meines Flandernaufenthaltes hatte mein Vater sie empfangen. Aber er und Dona Lisa wurden dieser Pflicht überdrüssig, denn beide waren jetzt alt, ihre Gesundheit ließ zu wünschen übrig, und sie waren froh, daß ich meine Aufgaben wieder übernehmen konnte.
    Es kam in diesen Jahren neben Leuten, die nur gaffen und Maulaffen feilhalten konnten, so mancher vornehme und intelligente Mann. Ich erinnere mich an einen Dichter, Francesco da Barberino, der (wie du, Luigi) für ein chanson de geste, an dem er schrieb, ein paar Dinge über Kithai erfahren wollte. Und ich erinnere mich gleichfalls an den Kartographen Marino Sanudo, der bat, einige unserer Karten in eine große Weltkarte aufnehmen zu können, die er in Arbeit hatte. Außerdem kamen etliche Mönchshistoriker, Jacopo d'Acqui und Francesco Pipino und einer aus Frankreich, Jean d'Ypres, die unabhängig voneinander jeder an einer Chronik der Welt schrieben. Und es kam der Maler Giotto di Bondone, bereits berühmt für seine Kapellenfresken, der etwas über die illustrativen Künste erfahren wollte, welche die Han betreiben. Er schien beeindruckt von dem, was ich ihm erzählen und zeigen konnte, und beim Abschied sagte er, er werde sich bemühen, einige von diesen exotischen Wirkungen in seiner eigenen Malerei zu verwirklichen.
    Auch trafen in diesen Jahren über meine Korrespondenten in allen möglichen Ländern im Osten wie im Westen Nachrichten über Menschen und Orte ein, die ich kennengelernt hatte. Ich hörte vom Tod Edwards, Königs von Englands, den ich als Kreuzfahrerfürst in Acre kennengelernt hatte. Ich hörte, daß der Priester Zuàne von Montecorvino, den ich lange genug kennengelernt hatte, um ihn gründlich zu verachten, von der Kirche zum ersten Erzbischof von Khanbalik ernannt worden war, und daß ihm eine Reihe von Unterpriestern geschickt worden sei, in den Missionen zu dienen, die er in Kithai und Manzi einrichtete. Ich erfuhr von vielen erfolgreichen Kriegen, die der einst unbedeutende Knabe Chazan führte. Zu seinen zahlreichen Triumphen gehörte es, daß er das Seldschukische Reich in seiner Gänze seinem Ilkhanat Persien einverleibte, und selbstverständlich fragte ich mich, was wohl aus dem kurdischen Schuhbriganten meiner Freundin Sitaré geworden sein mochte, doch das habe ich nie erfahren. Ich hörte von anderen Ausweitungen des Mongolen-Khanats -im Süden nahm es Jawa, sowohl Groß- als auch Klein-Jawa, und im Westen drang es bis nach Tazhikistan ein; doch wie ich Kubilai davon abgeraten hatte, sich Indien zu unterwerfen, bemühte sich auch keiner seiner Nachfolger, es zu tun.
    Doch näher daheim geschah auch manches, und nicht alles davon war schön. Ziemlich nahe aufeinander starben erst mein Vater, dann mein Zio Mafìo und schließlich meine Marègna Fiordelisa. Ihre Bestattungen gingen mit viel Pomp und der Teilnahme vieler, vieler Menschen vonstatten und riefen in der gesamten Stadt Trauer hervor, daß sie die Begräbnisfeierlichkeiten für den Dogen Gradenigo, der kurz darauf gleichfalls das Zeitliche segnete, fast in den Schatten stellten. Etwa um die gleiche Zeit entsetzten wir Venezianer uns, als der Franzose, der zum Papst Clemens V. gewählt worden war, den Heiligen Stuhl einfach von Rom nach Avignon in seinem heimatlichen Frankreich verlegte, damit Seine Heiligkeit in der Nähe ihrer Geliebten weilen könne, die sie -da die Geliebte die Gattin des Grafen von Périgord war - nicht ohne weiteres in der Ewigen Stadt besuchen konnte. Wir hätten diese Episode nachsichtig als zeitweilige Verirrung betrachten können, wäre der Nachfolger Clemens' vor drei Jahren nicht wieder ein Franzose geworden, und dieser Johannes XXII. scheint es dabei belassen zu wollen, daß der päpstliche Hof in Avignon bleibt. Meine Korrespondenten haben sich nicht besonders gut darüber informiert, wie man in der übrigen Christenheit über dies Sakrileg denkt, doch nach den Stürmen, die das hier in Venedig entfesselt hat - darunter der keineswegs leichtfertig gemeinte Vorschlag, wir venezianischen Christen sollten überlegen, uns der griechischen Kirche anzuschließen -, muß ich annehmen, daß der arme heilige Petrus sich in seiner römischen Katakombe umgedreht hat.
    Der Gradenigo folgende Doge war nur für kurze Zeit im Amt, dann starb auch er. Der augenblicklich regierende Doge, Zuàne Soranzo, ist jünger und dürfte uns noch eine Weile erhalten bleiben.

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