MARCO POLO Reiseführer Dominikanische Republik
architektonische Muster aus dem Spanien des 16. Jhs.: spätgotische palacios und Kirchen im sogenannten isabellinischen Stil mit massivem Baukörper und flächigen Schmuckelementen oder Arkaden, etwa beim Alcázar de Colón, oder der ornamentreiche Platerescostil (z. B. an der Westfassade der Kathedrale). Überwiegend aus dem viktorianischen 19. Jh. stammen die mit hölzernen Schmuckleisten verzierten Bürgerhäuschen eines aufsteigenden Kaufmannsstands, wie sie restauriert vor allem im Zentrum von Puerto Plata besonders zahlreich zu sehen sind. Typisch für das ausgehende 19. und frühe 20. Jh. sind in den Zentren der Städte europäische Baustile wie Klassizismus, Jugendstil oder Art déco. Der Tourismus unserer Tage sorgte für einen neuen Bauboom. Von ihm zeugen die vielen der Landschaft angepassten Hotels, die typisch karibische Stilelemente vereinen – etwa Veranden mit gekreuzten Holzgeländern.
BERNSTEIN (ÁMBAR)
Die bis zu 50 Mio. Jahre alten Harztropfen und -klumpen gehören zu den großen Schätzen des Landes. Das Harz tropfte von Laubbäumen in der heutigen Nordkordillere und konservierte eine geheimnisvolle Welt von Insekten wie Käfern und Libellen, aber auch Frösche und sogar Geckos. Dank neuer Untersuchungsmethoden geben die Einschlüsse heute Aufschluss über die DNA, also die genetischen Informationen der Objekte. Der dominikanische Bernstein ist besonders klar und außergewöhnlich reich an Einschlüssen. Er wird in vielfältiger Form zu Schmuck verarbeitet und überall in den Souvenirläden angeboten.
BEVÖLKERUNG
Die Dominikaner sind ein selbstbewusstes Volk von 9,5 Mio. Ew., das aus vielen unterschiedlichen Einwanderergruppen entstand. Zu den letzten Taíno, den Spaniern und den eingeschleppten Afrikanern der Kolonialzeit gesellten sich in haitianischer Zeit Land suchende ehemalige Sklaven aus den USA und Arbeit suchende von der englischsprachigen Karibikinsel La Tortola, die sogenannten cocolos. Daneben zog es zahlreiche Siedler von den Kanarischen Inseln ins Land sowie die turcos genannten Kaufleute aus dem Nahen Osten. Unter Präsident Trujillo wanderten Mitte des 20. Jhs. Japaner, Spanier und deutsche Juden ein. Ethnisch lässt sich die Bevölkerung heute nur noch grob in 73 Prozent Mulatten, also Mischlinge, 16 Prozent Weiße und elf Prozent Schwarze aufsplitten. Weiße besetzen nach wie vor die wichtigsten Ämter. Um sich vom „schwarzen” Nachbarn Haiti und seinem Voodoo abzugrenzen, identifiziert sich die mulattische Mehrheit der überwiegend katholischen Bevölkerung lieber mit ihren weißen Wurzeln als mit den afrikanischen. Alle Dominikaner kommen Besuchern aus Europa und den USA daher besonders aufgeschlossen und herzlich entgegen.
DOMINO & CO.
Das Spiel mit den 28, 36, 45 oder 55 gepunkteten Steinen ist so beliebt, dass Spaßvögel das Land schon in „Dominokanische” Republik umtauften. Genauso wie der Hahnenkampf, bei dem schon so mancher Haus und Hof verwettete, ist es eine vorwiegend von Männern betriebene Freizeitbeschäftigung. Die Jugend begeistert sich vor allen Dingen für Baseball.
DUARTE
Plätze und Straßen tragen seinen Namen und auch der höchste Berg im Land: Juan Pablo Duarte (1813–1876) – wer war das? Zunächst ein junger Rechtsanwalt, der in der Eisenwarenhandlung seines Vaters in Santo Domingo gegen die haitianischen Besatzer wetterte und schnell den Beifall mächtiger Männer fand. Mit Ramón Mella und Francisco de Rosario Sánchez gründete er den Geheimbund „La Trinitaria”. Ziel: die Unabhängigkeit von Haiti. Aber kaum hatten sie die Haitianer tatsächlich in den Inselwesten zurückgedrängt, putschte sich Spätzugang Pedro Santana an die Macht und Duarte musste im Exil beobachten, wie Santana aus Angst vor einer Rückkehr der Haitianer den Schutz der Kolonialmacht Spaniens suchte und auch erhielt. Vom Exil aus zettelte Duarte nun den Krieg zur Wiederherstellung (Restauración) der Republik an. Aber wieder war es ihm nach dem Sieg der Rebellen nicht vergönnt, die Frucht seiner Anstrengungen auszukosten. Er starb in Caracas; 1884 wurden seine sterblichen Überreste in die Heimat überführt.
FAUNA
Naturfreunde können sich vor allem auf eine reiche Vogelwelt freuen, zu der auch endemische, also nur hier anzutreffende Arten wie der grüne Papagei „La Cotica” oder der Palmenschwätzer, eine Drosselart, gehören, außerdem Kolibris, zahlreiche Wasservögel und in höheren Lagen Waldtauben, Spechte und Schwalben. Vor allem die
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