Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
einen sich windenden Säugling vor die Brust gebunden hatte, und etwas weiter eine Alte, die auf den Stufen neben dem Eingang eines Mietshauses saß und Nähte von alten Kleidungsstücken auftrennte, die in einem Haufen neben ihr lagen.
Weiter hinten rannten zwei dunkle Gestalten fort, von denen eine Portia trug. Marcus setzte ihnen nach, so schnell er konnte. Hinter sich hörte er die klatschenden Schritte und das Keuchen der anderen Jungen, die sich Mühe gaben, mit ihm mitzuhalten.
Schließlich machte die enge Straße eine kleine Biegung, und nun waren Portia und ihre Entführer nicht mehr zu sehen. Marcus zwang sich weiterzulaufen, und als er die Ecke erreichte, konnte er die drei wieder sehen und begriff mit wachsender Hoffnung, dass er sie beinahe eingeholt hatte. Die Männer rannten noch ein Stück, ehe sie in eine weitere Nebenstraße einbogen. Als Marcus dort angekommen und um die Ecke gehastet war, hatte er sie bereits wieder aus den Augen verloren. Erschöpft blieb er stehen und das Blut rauschte ihm in den Ohren. Vor ihm wand sich eine noch schmalere Straße in den Slumbezirk. Sie war so schmal, dass zwei Männer nur mit Mühe nebeneinander hindurchpassten. Die beiden waren nirgends zu sehen. Soweit Marcus im Dämmerlicht ausmachen konnte, zweigten zu beiden Seiten weitere Gassen ab. Er rannte weiter und schaut in die erste hinein, die rechts abging, aber dort war keinerlei Bewegung zu sehen. Auch in der nächsten links nicht. Verzweiflung erfüllte sein Herz. Wenn ich sie verloren habe, dann lässt mich Caesar töten oder schickt mich in die Bergwerke …
Hinter sich hörte er Stiefel klatschen, als Corvus und Lupus ihn einholten.
»Wo … sind … sie?«, keuchte Lupus, beugte sich vor und stützte sich schwer atmend mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
Marcus schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Müssen in der Nähe sein.«
Dann sah er in einem Hauseingang einen alten Mann hocken, den er zunächst nicht bemerkt hatte. Marcus rannte zu ihm hin.
»Haben Sie gerade zwei Männer vorüberkommen sehen?«
Der Alte schaute auf und sah ihn mit milchig-weißen Augen an. Mit einem flauen Gefühl im Magen begriff Marcus, dass der Mann blind war. Er wollte sich gerade abwenden, als der Alte rau auflachte.
»Gesehen? Nein, gehört hab ich sie. Und das Kind hat geweint.«
»Die sind hier vorbeigekommen? Wohin sind sie gegangen?«
Der Alte deutete mit der ausgestreckten Hand die Straße entlang. »Dahin. Und ehe sie weitergingen, habe ich einen Topf klirren hören.«
»Danke.« Marcus berührte leicht die Schulter des Mannes und winkte den beiden anderen Jungen zu, dass sie ihm folgen sollten. Nach wenigen Schritten zweigte eine weitere, noch dunklere Gasse nach rechts ab. Ein Haufen zerbrochener Vorratsgefäße versperrte beinahe den Eingang zu diesem Weg. Marcus bog sofort in diese Gasse ein und machte seinen Gefährten ein Zeichen mit der Hand. »Hier entlang.«
Die Hinterseiten zweier Reihen von Mietshäusern säumten diese Gasse, und nur wenige Türen führten auf sie hinaus. Marcus und seine Gefährten hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als die Gasse eine scharfe Biegung machte und nach wenigen Metern in eine sehr geschäftige Straße mündete. Von den beiden Entführern war keine Spur zu sehen. Marcus blieb stehen.
»Wo sind … die … hin?«, keuchte Lupus.
»Sie müssen hier noch irgendwo sein«, schloss Marcus blitzschnell. »Wir müssen sie finden, ehe sie sich aus dem Staub machen. Wir teilen uns auf. Ihr beide geht zurück und versucht es an jeder Tür, an der wir vorbeigekommen sind, untersucht jede Möglichkeit, wohin sie von dieser Gasse verschwunden sein könnten. Ich gehe von hier aus weiter.«
Corvus schaute ihn an. »Und was machen wir, wenn wir sie finden?«
Marcus hegte keinen Zweifel, dass die beiden Männer, die sie gesehen hatten, mit den Jungen problemlos fertig werden könnten. Er zuckte die Achseln. »Ruft nach Hilfe und betet zu den Göttern, dass jemand kommt.«
»Sehr nützlich«, grummelte Corvus.
Lupus schubste ihn in die Gasse zurück. »Komm schon. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Sobald die beiden fort waren, ging Marcus langsam vorwärts, lauschte aufmerksam auf jedes Geräusch, das ihn vielleicht zu den Entführern von Portia leiten konnte. Der ständige Trubel des Forums war nur noch als fernes Brummen zu hören, lediglich ab und zu unterbrochen durch eine Stimme aus den oben gelegenen Wohnungen und das Platschen eines Abflussrohrs, das
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