Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
auf. Man sah nur einen dunklen Schatten wirbeln, während ein Holzscheit den Mann seitlich am Schädel traf. Er schüttelte sich und wirbelte mit einem kehligen Knurren zu Portia herum: »Dafür wirst du teuer bezahlen, Mädchen!«
Marcus musste ihn aufhalten. Er stieß die beiden gesplitterten Enden seines Knüppels, die er noch in Händen hielt, mit aller Gewalt in den Bauch des Entführers. Die scharfen Spitzen der Splitter drangen durch Stoff und Fleisch in die Gedärme des Mannes. Er stöhnte auf, sackte mit hängenden Armen nach vorn, das Gesicht nur wenige Zoll von Marcus’ Gesicht entfernt. Der Mund hing ihm offen und Marcus wehte eine Wolke warmen Knoblauchatems entgegen. Marcus zerrte die Trümmer seines Knüppels heraus und stieß erneut zu, drehte sie noch im Bauch des Entführers herum, um dort noch mehr Schaden anzurichten. Er spürte, wie ihm das Blut des Mannes in Strömen über die Hände rann.
Mit gequältem Stöhnen versuchte der Mann seinem Peiniger zu entkommen, taumelte rückwärts, riss dabei Marcus die Enden des Knüppels aus den Händen. Schockiert starrte er auf die beiden Holzstücke, die aus seinen Gedärmen ragten. Er wich zurück. Marcus rang immer noch nach Luft. Schwer keuchend rappelte er sich auf die Knie und schaute seine Herrin an.
»Geht … es dir … gut, Portia?«, japste er.
Sie schloss die Augen und nickte zitternd. Marcus musste sie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen. Als er einen Schritt auf sie zu tun wollte, wurde sein Knöchel von einem eisernen Griff gepackt.
»Du kleiner Schweinehund!«, knurrte der andere Entführer.
Marcus schaute herunter und sah, dass der Mann seinen Fußknöchel mit einer Hand umfangen hatte und in der anderen den wiedergefundenen Dolch hielt. Portia schrie auf. Instinktiv zielte Marcus mit seinem freien Fuß, und seine eisenbeschlagene Schuhsohle traf den Mann am Schädel. Verzweifelt trat er wieder und wieder zu, aber der Mann hielt noch immer seinen anderen Fuß umfangen und ließ ihn nicht los. Dann schlug er Marcus mit der Dolchhand mitten ins Gesicht. Ein helles, betäubendes Licht explodierte in Marcus’ Kopf und er sackte nach hinten. Der Entführer warf ihn zur Seite und kroch auf Portia zu. Sie hatte sich in einer Ecke des Lagerraums zusammengekauert und starrte voller Panik auf den Mann, der auf sie zukam, sich über sie beugte und mit einer Hand niederhielt. Er holte mit dem Dolch aus und zielte mit der Spitze auf Portias Herz.
»Diesmal stirbst du wirklich«, murmelte er hasserfüllt.
»Nein!« Marcus streckte eine Hand aus, als er allmählich wieder klarer sehen konnte.
Zwei Gestalten versperrten hinter dem Mann in einem wilden Wirbel das Licht. Der Entführer hielt inne, um über die Schulter zu sehen. Corvus reagierte als Erster und packte ein Stück Holz von einem Stapel bei der Tür. Er stürzte vor, hieb dem Mann das Holz von hinten auf den Kopf und zwang ihn so, Portia loszulassen. Als er zu den beiden Sklavenjungen herumfuhr, schlug Corvus erneut zu und der Mann stach mit einem Dolch nach ihm. Die Spitze traf den Jungen in der Seite, und der Aufprall raubte ihm den Atem, als er gegen die Mauer fiel. Lupus raste mit einem anderen Stück Holz auf den Mann zu und schlug es ihm immer und immer wieder so fest er konnte auf den Kopf. Das Geräusch der Schläge hallte im Lagerraum wider, und schließlich sackte der Entführer bewusstlos auf dem Boden zusammen.
In der Stille, die nun folgte, starrte Marcus auf den gefallenen Entführer, und Lupus schaute sich entsetzt im Raum um. Das Einzige, was man hörte, war der keuchende Atem von Corvus, dann ein langes schmerzvolles Stöhnen. Marcus kroch zu der Stelle, wo der Küchenjunge auf dem Rücken lag und mit weit aufgerissenen Augen langsam die Lippen bewegte.
»Ich … kann nicht … atmen«, murmelte Corvus mit versagender Stimme, während ihm ein Blutstropfen aus dem Mundwinkel rann.
Marcus schaute herab und sah den Riss in der Tunika. Der Stoff war schon mit Blut durchtränkt, und als Marcus die Ecken vorsichtig zurückzog, sah er die Wunde in der Seite des Küchenjungen, aus der das Blut strömte. Trotz aller Ausbildung, die ihm Festus vermittelt hatte, konnte Marcus nichts tun, um ihn zu retten. Er schlug nur den Saum von Corvus’ Tunika über die Wunde und drückte fest darauf, um den Blutfluss zu stillen. Corvus stöhnte und wand sich unter dem Druck.
»Bleib still liegen oder du machst alles noch schlimmer«, befahl ihm Marcus. »Sei tapfer,
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