Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
sich in die Gasse entleerte. Die ersten paar Türen auf beiden Seiten waren fest verriegelt und rappelten nur, wenn Marcus sie zu öffnen versuchte. Ein Torbogen etwas weiter unten führte nach rechts auf einen kleinen Hof, in den von oben nur wenig dämmeriges Licht fiel. Ein paar Frauen saßen schwatzend bei einem Brunnen. Sie schauten auf und verstummten, als Marcus vorsichtig auf den Hof trat. Er schaute sich um und hielt sich einen Finger an die Lippen.
»Was willst du denn hier?«, fragte eine ältere Frau mit schriller Stimme.
»Ich suche ein paar Männer.«
»Tun wir das nicht alle, Jungchen?«, meinte eine andere Frau, und ihre Gefährtinnen brachen in lautes Gelächter aus.
»Sie hatten ein Mädchen bei sich«, fuhr Marcus beharrlich fort. »Sind sie hier vorbeigekommen?«
»Ein Mädchen? Dann haben wir Pech gehabt, meine Damen. Sieht ganz so aus, als wären die Herren bereits vergeben.«
Marcus runzelte ärgerlich die Stirn und verließ den Hof wieder, um seine Suche weiter unten in der Gasse fortzusetzen. Er hatte es gerade an zwei weiteren Türen versucht, als er ein Stückchen entfernt einen erstickten Schrei hörte. Er blieb wie angewurzelt stehen und spitzte die Ohren, während er die Luft anhielt. Da hörte er den Schrei wieder, gefolgt von einem tiefen Knurren. Marcus schlich diesen Geräuschen nach. Links vor ihm war eine Tür, und auf die bewegte er sich zu. Sie stand einen Spalt offen, und es sah aus, als hätte jemand sie eingetreten. Nun vernahm man Geräusche, die auf einen Kampf hindeuteten, danach einen Schlag und gleich darauf einen schrillen Schmerzensschrei. Marcus hatte die Tür erreicht und blieb stehen. Er schaute über die Schulter die Gasse entlang, aber von Corvus und Lupus war nichts zu sehen. Er wagte es nicht, nach ihnen zu rufen und damit die Entführer auf sich aufmerksam zu machen, falls die Männer wirklich hinter dieser Tür waren. Er schluckte aufgeregt, hielt seinen Knüppel bereit, während er mit der anderen Hand vorsichtig die Tür aufschob. Langsam öffnete sie sich und gab den Blick auf einen großen Lagerraum frei, der voller zerbrochener Kisten und Möbelstücke war, die man anscheinend als Feuerholz gebrauchen wollte. Die beiden Männer standen seitlich von Marcus nur ein Stück vom Eingang entfernt. Der eine hielt Portia fest, hatte ihr die Arme auf den Rücken gedreht und umklammerte sie mit einer Hand, während er ihr die andere Hand vor den Mund presste.
»Versuch noch einmal, mich zu beißen, du kleine Hexe, und ich dreh dir den Hals um. Verstanden?« Er zerrte heftig an ihren Armen, und Portia wimmerte ein wenig, ehe sie nickte.
»Schon besser«, sagte der andere Mann. »Dir muss man erst mal Manieren beibringen. Wer hätte gedacht, dass eine gut erzogene junge Dame so gewalttätig ist? Nun, es ist höchste Zeit, dass dir jemand eine Lektion erteilt. Eine, die du niemals vergessen wirst. Und dein Onkel auch nicht.« Er zog ein Messer aus dem Gürtel und hielt ihr die Klinge an den Hals. »Wenn er sieht, was mit dir passiert ist, dann kennt er den Preis dafür, dass er sich im Senat Feinde macht. Nicht dass er selbst lange Zeit zum Trauern haben wird. Caesar wird sich schon bald in der Unterwelt zu dir gesellen, junge Dame«, schloss er mit einem bösartigen Grinsen.
Portias Augen weiteten sich vor Schreck. Marcus nahm den Knüppel in die linke Hand und tastete nach dem Griff eines seiner vier Wurfmesser, die in seinem Gürtel verborgen waren. Dann trat er die Tür ganz auf und machte einen Schritt in das Dämmerlicht des Lagerraums.
»Lass sie los!«, schrie er.
Der Mann, der die Falten von Portias Tunika gepackt hielt, fuhr wütend herum. Als er jedoch Marcus sah, brach er in bellendes Gelächter aus. Dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck sofort in Ärger. »Mach, dass du Land gewinnst, Junge! Sonst …«
Marcus schleuderte seinen Wurfarm vor und dann ließen seine Finger das Messer losfliegen. Die breite Klinge blitzte auf, als sie durch den Raum wirbelte. Mit einem dumpfen Schlag traf sie die Schulter des Mannes, und die tödliche Spitze bohrte sich ihm tief ins Fleisch. Der Mann heulte vor Schmerz und Überraschung auf, während Marcus das nächste Messer griff und es auf das Gesicht des Mannes zuschleuderte. Diesmal hob der Entführer zum Schutz die Hand, und die Klinge durchdrang seine Handfläche. Doch inzwischen hatte Marcus sein Überraschungsmoment verloren. Der andere Mann ließ Portia los und schleuderte sie zur Seite. Sie taumelte
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