Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
vergessen, dass ein Sklave ihm nichts bedeutete, und er stählte seine Gefühle dagegen.
Caesar strich sich nachdenklich übers Kinn, während er die Lage überdachte. »Falls die Gegenseite beschlossen hat, Banden dazu einzusetzen, unsere Macht zu untergraben, dann müssen wir Gewalt mit Gewalt beantworten. Wir müssen lediglich einen Verbindungsmann finden, der Kontakte zu den Straßenbanden Roms hat. Jemanden, den wir dazu überreden können, seinen Einfluss für unsere Ziele zu nutzen.« Er schaute auf und sah Pompeius mit festem Blick an. »Es gibt einen solchen Mann.«
Pompeius überlegte kurz, ehe sich seine Augen erschreckt weiteten. »Nicht den. Nicht Clodius. Bitte nicht Clodius. Der Mann ist ein Schläger, kaum besser als ein gemeiner Verbrecher. Den können wir nicht einsetzen.«
»Warum nicht? Er könnte sehr wohl die Lösung für unsere Probleme sein.«
»Oder er könnte nur zu ihnen beitragen oder sie verschlimmern.«
»Dann wollen wir ihm auf den Zahn fühlen. Ihn hierher holen und mit ihm reden.«
»Unter welchem Vorwand?«
Caesar überlegte einen Augenblick und lächelte dann. »Dass er uns helfen kann, den Leichnam des Mannes zu identifizieren, der meine Nichte angegriffen hat. Danach gehen wir zu einem anderen Thema über und schauen einmal, wo er steht. Was meint Ihr?«
Pompeius schüttelte den Kopf. »Ich denke, Ihr seid verrückt. Aber … Ihr habt recht – es gibt niemanden, der bessere Verbindungen zu den Verbrechern Roms hat als Clodius.«
Caesar nickte. »Dann soll es Clodius sein. Er hält sich im Augenblick in seiner Villa in Baiae auf. Ich lasse ihn sofort holen.«
In der Stille, die nun eintrat, schaute Portia zu Marcus, ehe sie zu ihrem Onkel sagte: »Vorher müssen wir Vorkehrungen für Corvus treffen.«
»Wie bitte?«
»Für den Küchenjungen, der mir das Leben gerettet hat«, erinnerte ihn Portia. »Ich habe versprochen, dass er beerdigt würde, wie es sich gehört.«
Caesar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist nicht nötig.«
»Ich habe mein Wort gegeben, Onkel.«
Er schaute sie mit gerunzelter Stirn an, und Marcus überlegte, ob er ihr die Bitte verweigern würde. Dann zuckte er die Achseln und nickte zustimmend. »Sehr gut, du kannst einen der Karren dazu verwenden. Macht es im ersten Morgenlicht, und dann kommt wieder, sobald es vorüber ist.«
»Jawohl, Onkel.«
Caesar schnipste seine Finger in Richtung Festus. »Und du gehst mit ihnen. Nimm zwei deiner besten Leute mit.«
»Jawohl, Herr.«
»Jetzt muss ich mit General Pompeius allein reden. Ihr anderen geht.«
Sie verließen den Raum, und Marcus schaute auf die beiden Männer, die schon begannen, sich leise zu unterhalten. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Pompeius. Der Mann war von gedrungenem Körperbau, prächtig in violette Tunika und Umhang gekleidet, ein Sklave seiner Eitelkeit.
Marcus war entschlossen, Pompeius zu zeigen, dass er ihn zu Unrecht beschuldigt hatte, er hätte seine Pflicht nicht erfüllt und Portia nicht beschützt. Er musste sich beweisen und den Mann irgendwie für sich gewinnen. Erst dann konnte er die einzige Belohnung verlangen, die er je von Pompeius oder Caesar bekommen wollte – Freiheit für sich und seine Mutter und eines Tages Rache an Decimus und seinem Schergen Thermon.
XIII
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als der Karren durch die stillen, kalten Straßen der Hauptstadt rumpelte. Die Hähne, die man innerhalb der Stadtmauern hielt, hatten noch nicht gekräht, und die unzähligen Menschen, die dicht gedrängt in den Mietskasernen und Häusern wohnten, lagen noch in tiefem Schlummer. Festus und seine Männer führten die kleine Prozession vermummter Gestalten an. Von einem Maultier gezogen, kam zunächst ein zweirädriger Karren mit einer einfachen Bahre, auf die man den in ein schlichtes weißes Laken gehüllten Leichnam von Corvus gelegt hatte. Marcus führte das Maultier am Zügel und Portia folgte dem Karren. Lupus ging ein wenig hinter ihr. Der Leichnam lag auf den Reisigbündeln, die für den Scheiterhaufen benötigt wurden, daneben war eine Axt, mit der man weiteres Holz schlagen konnte. Niemand sprach ein Wort, als sie zum Stadttor kamen und von schläfrigen Wachtposten, deren Wache nun bald zu Ende gehen würde, durchgewinkt wurden.
Draußen vor der Stadt bedeckte feiner Nebel den Boden, während der Karren die Straße entlangpolterte, die nach Süden in Richtung Campania führte. Kurz nach dem Stadttor kamen sie an einem großen, offenen
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