Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Dann sagte sie mit leiser, benommener Stimme: »Bring mich hier weg, Marcus. Bring mich nach Hause.«
XII
»Das ist ein Skandal«, sagte Caesar leise, als Marcus seinen Bericht von Portias Entführung beendet hatte. Der Konsul hatte mit General Pompeius in seinem Arbeitszimmer zusammengesessen, als Marcus, Portia und Lupus zerzaust und verletzt zurückgekehrt waren. Sobald Marcus Festus erklärt hatte, was geschehen war, ging er an der Spitze einiger Männer hinaus, um die Leichname von Corvus und den beiden Entführern zu bergen. Inzwischen brachte man die beiden Jungen und ihre Herrin in Caesars Arbeitszimmer, wo sie alles genau berichten sollten. »Wahrhaftig ein Skandal«, sagte Pompeius und nickte. »Und auch kein Einzelfall. Erst wurde Crassus attackiert, nun Eure Nichte. Und nach allem, was Euer Sklavenjunge sagt, wollen Eure Feinde auch Euer Leben bedrohen. Es scheint, als hätten unsere politischen Gegner den Einsatz erhöht, mein lieber Caesar. Und sie werden für ihr törichtes Verhalten teuer bezahlen. Ein Wort von mir, und meine Veteranen durchsuchen die Straßen, bis wir die Männer hinter diesem feigen Angriff gefunden haben.«
Caesar schüttelte den Kopf. »Das ist genau, was sie damit erreichen wollen. In dem Augenblick, da Eure Gefolgsleute anfangen, Leute grob zu behandeln, könnt Ihr sicher sein, dass Cato, Cicero und ihre noblen Freunde im Senat es von den Dächern schreien werden, dass die Tyrannei wieder in den Straßen Roms Einzug gehalten hat. Und sobald sich diese Meinung festgesetzt hat, sind wir verloren, General – Ihr und ich und Crassus. Man wird uns wegen irgendwelcher erfundener Vergehen zur Rechenschaft ziehen, und Ihr könnt sicher sein, dass unter den Geschworenen unzählige unserer Feinde sein werden. Dann heißt es Exil für uns drei, und sie werden all unseren Besitz beschlagnahmen.«
»Was können wir dann machen?« Pompeius warf die Arme in die Höhe. »Es ihnen durchgehen lassen?«
»Das nicht, gewiss nicht.« Caesar schüttelte den Kopf. »Aber was wir auch machen, wir dürfen unsere Verbündeten im Senat nicht gegen uns aufbringen. Wir kümmern uns später darum. Inzwischen …«
Er hielt inne und streckte Portia seine Hand hin. »Komm her, meine Süße.«
Portia trat mit leichten Schritten vor und nahm seine Hand. Caesar schaute ihr ins Gesicht und umfing dann ihre Wange mit der Hand. »Bist du sicher, dass sie dich nicht verletzt haben?«
»Mir geht es gut, Onkel. Ich bin erschüttert, aber sonst ist mir nichts geschehen. Dank Marcus, Lupus und Corvus.«
»Ah ja, der Küchenjunge, der bei dem Kampf umgekommen ist. Den kann man ersetzen. Dich nicht.«
»Corvus hat sein Leben gegeben, um mich zu retten, Onkel«, sagte Portia mit fester Stimme. »Das war tapfer und edel von ihm.«
»Natürlich war es das.« Caesar tätschelte ihr den Arm.
»Und Marcus auch. Er hat gekämpft wie ein Löwe und einen der Männer außer Gefecht gesetzt, ehe er überwältigt wurde.«
»Er soll seine Belohnung bekommen«, sagte Caesar besänftigend und nickte dann Lupus zu. »Der andere Junge auch. Man soll nicht sagen, dass Caesar undankbar ist.«
Pompeius schnaubte. »Einen Sklaven belohnen? Warum? Es war doch die Schuld dieses jungen Narren, dass sie überhaupt bei helllichtem Tag entführt wurde.« Er lehnte sich in seinem Stuhl vor und deutete mit dem Finger auf Marcus. »Es war deine Pflicht, Caesars Nichte zu beschützen. Was für ein Leibwächter willst du denn sein, he? Du sollst doch jederzeit Wache bei ihr halten, und doch wurde Portia dir vor der Nase weg entführt. Ich glaube nicht, dass du überhaupt eine Belohnung dafür bekommen solltest. Wenn du mein Sklave wärst, würde ich dich auspeitschen oder zur Abschreckung für meine anderen Sklaven ans Kreuz nageln lassen, damit sie sehen, was ihnen blüht, wenn sie ihre Pflicht nicht tun.«
Marcus ließ diese Tirade schweigend über sich ergehen. Er konnte nichts anderes tun. Er war ein Sklave, und es stand ihm nicht zu, für sich einzutreten. Die bloße Tatsache, dass er sich wehrte, würde ihn in noch größere Gefahr bringen. Seine Gedanken waren immer noch von Scham darüber erfüllt, dass er Portia im Stich gelassen hatte, und er kochte vor Wut, weil Pompeius so mit ihm redete. Schlimmer noch, dies war der Mann, von dem er erhofft hatte, dass er ihm helfen würde, seine Mutter zu finden und zu befreien – und nun betrachtete dieser Mann Marcus mit unverhohlener Verachtung und Feindseligkeit. Warum sollte ihm der
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