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Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer

Titel: Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Grab vorüber, in das man die Leichen der Unbekannten und Ungeliebten warf und dann mit Kalk bestreute.
    Niedrige Erhebungen zu beiden Seiten der Straße zeigten an, wo ältere Massengräber lagen. Weiter an der Straße entlang ragten die ersten Grabmäler auf. Von Weitem sah es aus, als schwebten sie auf den wabernden Nebelschwaden. Marcus konnte sich eines ängstlichen Schauderns nicht erwehren, als er die vielen anderen Monumente sah, die sich zu beiden Seiten der Straße erstreckten.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte er ehrfürchtig.
    »Die Nekropolis – die Stadt der Toten«, erklärte Festus mit leiser Stimme. »Hier wurden die sterblichen Überreste vieler Generationen von Römern zur letzten Ruhe gebettet. Die Gesetze der Stadt verbieten die Verbrennung oder das Begraben der Toten innerhalb der Stadtmauern, außer für die Bürger mit höchsten Ehren.«
    Marcus nickte, als er traurig auf die verschwommenen Umrisse der Grabmäler blickte. Schweigend gingen sie eine Weile weiter, ehe Festus anhielt.
    »Da oben.« Festus deutete auf eine kahle Hügelkuppe in der Nähe. Marcus nickte und führte das Maultier von der gepflasterten Straße auf das unebene Gelände. Der Karren holperte, als er zwischen den stummen Gräbern entlangrumpelte, ehe sie auf freies Gelände kamen. Der Weg auf die Hügelkuppe war ausgetreten und zwei Spurrillen führten bis oben hin. Dort gab Festus das Zeichen zum Anhalten. Marcus band das Maultier an einem verwitterten Baumstumpf fest und sah, dass der Boden mit den verkohlten Spuren früherer Leichenverbrennungen übersät war.
    Festus wies mit einer Geste auf Lupus und Marcus. »Es ist üblich, dass die nächsten Freunde oder Verwandten des Toten den Scheiterhaufen aufschichten. Aber hättet ihr lieber, dass meine Leute und ich es für euch machen?«
    Marcus schaute zu Lupus, sah aber an dessen zitternder Lippe, dass der Schreiber nicht würde sprechen können. Er räusperte sich. »Lupus und ich können das machen.«
    »Und ich«, fügte Portia hinzu.
    Einen Augenblick schien es, als wollte Festus protestieren, doch dann nickte er. »Wie Ihr wünscht, Herrin.«
    Während Lupus und Marcus die Bahre vom Karren hoben und ein wenig abseits abstellten, folgte Portia ihnen mit einem der Reisigbündel und legte es neben dem Leichnam ab.
    »Nein, so macht man das nicht«, sagte Festus sanft. »Lasst es euch zeigen.«
    Er kehrte zu dem Karren zurück und holte die zwei Stützböcke, die er zu den Reisigbündeln gepackt hatte. Mithilfe seiner beiden Leute hob er die Bahre hoch und stützte sie an jedem Ende auf einen der Böcke, sodass sie sich nun auf Taillenhöhe befand. »Das Reisig kommt darunter«, erklärte er.
    Als die Jungen und Portia die letzten Reisigbündel und Holzstücke fest unter der Bahre zusammengepresst hatten, nahm Festus eine Zunderbüchse aus seinem Tornister und schlug ein paar Funken, die in die fein gerupften Leinenfasern fielen. Sobald er eine kleine Flamme erweckt hatte, zündete er das Bündel trockenen Mooses an, das unten am Scheiterhaufen lag. Rasch breiteten sich die Flammen knisternd durch das Reisig aus, züngelten daran hoch und den in das Laken gehüllten Leichnam hinauf.
    Marcus schaute einen Augenblick zu, ehe seine Aufmerksamkeit auf ein fernes Glänzen gelenkt wurde, das auf der anderen Seite der Straße in etwa einer Meile Entfernung zu sehen war. Die gespenstischen Flammen, die im Nebel flackerten, verwirrten ihn kurz, ehe er begriff, dass er dort eine zweite Leichenverbrennung beobachtete. Während er noch hinüberstarrte, bemerkte er ein weiteres Flackern, dann noch eines jenseits des Tibers, jenseits der Ziegeldächer und säulengeschmückten Tempel von Rom. Marcus begriff, dass da draußen andere Menschen den Tod eines geliebten Familienmitglieds betrauerten, dass der Tod das Einzige war, was am Ende doch alle gleich machte.
    Nein, verbesserte er sich. Nicht alle. Er war sich sicher, dass von all den Scheiterhaufen, die heute Morgen brannten, dieser sicherlich der einzige war, der den Tod eines Sklaven ehrte. Er wandte seinen Blick zu den Flammen zurück, die den Leichnam von Corvus verzehrten. Tod war nur für die Freien eine Tragödie. Für Sklaven war er eine Befreiung , begriff Marcus.
    Die Flammen schlugen über Corvus’ Leiche zusammen, verkohlten das weiße Leichentuch, brannten durch seine Falten und begannen den toten Leib zu versengen. Der Geruch brennenden Fleisches erfüllte die Luft, und Marcus merkte, wie sich sein Magen vor Ekel

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