Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Antwort rang, schloss ihn aber gleich wieder, weil ihm keine unverfängliche Antwort einfiel.
Sie bemerkte sein Unbehagen und lachte hell.
»Nun gut, wenn du dich dann sicherer fühlst, können wir uns auch im Garten unterhalten. Es gibt in einer abgelegenen Ecke eine ganz ruhige Stelle. Folge mir.« In ihrer Stimme lag ein unmissverständlicher Befehlston, und so führte sie ihn durch den kurzen Flur in den bescheidenen, dahinterliegenden Garten.
Das sorgfältig gepflegte Stück Land war kaum mehr als hundert Fuß breit. Vergangene Generationen der Julier, der Familie Caesars, waren außerordentlich stolz darauf gewesen. Der Garten bestand aus säuberlich in Form gestutzten Büschen und aus Rosen und anderen leuchtend bunten Blumen, die an hölzernen Rahmen emporrankten. Dadurch entstanden schattige Wege, die quer durch den Garten und an den Seiten entlang führten, und die Blüten erfüllten die Luft mit einem angenehmen Duft. Mitten im Garten plätscherte ein kleiner Brunnen. Es war kaum zu glauben, überlegte Marcus, dass etwas so Schönes und lieblich Duftendes existierte, hier inmitten dieser überfüllten, schmutzigen und stinkenden Stadt, wie er sie bisher kennengelernt hatte.
Portia führte ihn über einen Pfad zu einer Ecke, wo die hohen verputzten Wände aufeinanderstießen. Hier befand sich ein kleiner Bereich, den eine Hecke vor neugierigen Blicken abschirmte. Sie setzte sich auf eine der beiden Holzbänke, die entlang der Mauernische standen. Dahinter hatte man den Putz bemalt, als blickte man von einem mit Efeu überrankten Balkon auf sanft wellige Hügel und das Meer. Winzige Schiffe mit bunten Segeln tanzten auf den reglosen Wellen. Sie kommen ihrem Ziel nicht näher, überlegte Marcus. Sie kommen nirgendwohin. Genau wie ich.
Portia deutete auf den Platz neben sich. »Komm, setz dich zu mir.«
Er zögerte und schaute dann über die Schulter zurück.
»Marcus«, sagte Portia mit einem leisen Lachen, »hier kann uns niemand sehen. Vertraue mir. Und jetzt setz dich hin.«
Er holte tief Luft und ließ sich zögerlich auf der Bank nieder, gute zwei Fuß von Portia entfernt, so nah, wie er sich neben sie zu setzen wagte.
»Das ist gefährlich«, sagte er und wandte sich ihr zu, um sie anzuschauen.
»Du bist hier in Sicherheit. Wenn jemand kommt, kannst du immer noch aufstehen , und ich werde so tun, als hätte ich dich hergerufen, damit du mir etwas zu trinken bringst.«
»Und was ist, wenn sie dir nicht glauben?«
Portia zog gebieterisch eine Augenbraue in die Höhe. »Ich bin die Nichte eines römischen Konsuls. Wer wird in meinem eigenen Haushalt an meinem Wort zu zweifeln wagen?«
»Dein Onkel zum Beispiel. Ich glaube nicht, dass er sehr erfreut wäre, wenn er seine edle Nichte bei einem freundschaftlichen Schwätzchen mit einem Sklavenjungen vorfände.«
»Pah!« Portia machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich kann meinen Onkel um den kleinen Finger wickeln, wenn es sein muss – und wenn er noch sosehr einer der mächtigsten Männer in Rom ist, gleich nach dem alten Geldsack Crassus und dem eingebildeten General Pompeius. General Pompös, das würde besser zu ihm passen!« Sie lachte über ihren Witz, und Marcus sah, wie ihre kleinen Zähne blitzten.
Marcus hatte den Klatsch und Tratsch der anderen Sklaven belauscht und dabei erfahren, dass Caesars einziges Kind, seine geliebte Tochter Julia, wenige Tage vor Marcus’ Ankunft in Rom den General Pompeius geheiratet hatte. Jetzt schien es, als sähe Caesar seine Nichte Portia als Ersatz für Julia, die den Haushalt verlassen hatte.
»Jedenfalls«, fuhr Portia fort, »kannst du hier wirklich in völliger Sicherheit mit mir reden, Marcus.«
Er wollte ihr gern glauben, hatte aber immer noch das Gefühl, vorsichtig sein zu müssen. »Worüber sollen wir denn reden?«
Portia schaute überrascht. »Nun, seit deiner Ankunft sind bereits einige Tage vergangen, und ich möchte wissen, wie du dich einlebst. Wie findest du unser Haus?«
»Haus?« Marcus deutete auf den Garten. »Ich dachte, dies wäre ein Palast. Leben alle Römer so?«
»Verglichen mit anderen geht es bei uns recht bescheiden zu.« Portia lächelte. »Du solltest die großen Häuser von Crassus und Pompeius sehen. Das sind nun wirklich Paläste. Aber Onkel Gaius lebt lieber hier, umgeben von ganz gewöhnlichen Menschen. Er sagt, dass er so die Massen auf seiner Seite behält. Er hat noch ein anderes Haus, ein viel größeres als dieses, näher am Forum. Das hat er
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