Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
bekommen, als man ihn vor einer Weile zum Hauptpriester ernannt hat. Aber er nutzt es nur für öffentliche Anlässe. Dies hier ist unser wirkliches Zuhause.« Portia tätschelte ihm freundlich den Arm. »Also, Marcus, erzähl mir alles. Ich möchte wissen, was du von Rom hältst. Du warst noch nie vorher hier, oder?« Sie streckte ihre Hand aus und knuffte ihn leicht. »Ist es nicht aufregend?«
»Aufregend?« Diese Frage überraschte Marcus, und er konnte sich ein bitteres Lächeln nicht verkneifen. »Ich bin so aufgeregt, wie ein Sklave nur sein kann.«
»Ach, komm schon, du gehörst doch zum Haushalt meines Onkels. Du bist nicht mehr in dieser grausigen kleinen Gladiatorenschule, wo er dich entdeckt hat. Ich hätte gedacht, dass du dankbar bist, wie sich die Dinge für dich entwickelt haben.«
Marcus gefiel ihr Ton nicht. In seinem Herzen wallte Empörung auf. »Und ich hätte gedacht, dass dein Onkel vielleicht dankbar ist, dass ich dir das Leben gerettet habe.«
Portia zuckte zusammen, senkte dann den Kopf und schaute auf die Hände in ihrem Schoß. Einen Augenblick lang schwieg sie, ehe sie in bescheidenerem Tonfall fortfuhr.
»Ich bin dir dankbar, Marcus. Wirklich, das bin ich. Und mein Onkel ist es auch – wenn er es sich auch niemals träumen ließe, er könnte einem Sklaven etwas schulden. Es tut mir leid, wie ich gerade geredet habe.« Sie schaute ihn schüchtern an. »Ich will nicht deine Feindin sein. Ich will deine Freundin sein. Ich denke, ich bin wohl ein wenig einsam. Ich habe eigentlich nicht viele Freunde … Bitte hasse mich nicht.«
»Ich hasse dich nicht«, antwortete Marcus steif und tippte dann wütend mit dem Daumen auf das Messingschild, das ihm an einer dicken Kette um den Hals hing. Auf der schimmernden Oberfläche waren sein Name und der seines Herrn eingraviert. »Ich hasse nur das hier. Ich sollte kein Sklave sein. Ich bin frei geboren und habe noch vor einem Jahr in Freiheit gelebt – bis meine Mutter und ich von einem Steuereintreiber entführt und mein … Vater … umgebracht wurde. Eines Tages finde ich meine Mutter und befreie sie. Und ich räche mich an diesem Steuereintreiber Decimus, das schwöre ich dir.«
Portia schaute schockiert. »Was ist geschehen?«
»Mein Vater hatte Schulden gemacht und sich bei Decimus Geld geliehen. Als er es nicht zurückzahlen konnte, schickte Decimus seine Handlanger. Ihr Anführer, ein Mann namens Thermon, hat meinen Vater umgebracht und meine Mutter und mich mitgenommen, um uns als Sklaven zu verkaufen und damit die Schuld zu begleichen.« Bei dieser Erinnerung wurde Marcus das Herz vor Trauer schwer und er wandte den Blick ab.
Portia wurde ganz still und sprach dann leise: »Dann musst du deine Freiheit zurückgewinnen, Marcus, damit du nach deiner Mutter suchen kannst.«
Oder ich könnte fliehen, überlegte Marcus. Kurz bedachte er diese Möglichkeit. Mit dem Halsring des Sklaven würde er nicht weit kommen. Und sobald man ihn wieder eingefangen hatte, würde man ihn zu Caesars Haus zurückschleifen, wo ihn sein Herr streng bestrafen würde. Dann nämlich wurde von Caesar erwartet, dass er gegenüber den anderen Sklaven im Haushalt ein Exempel statuierte – und gegenüber den Sklaven in all den anderen Haushalten überall in Rom.
Marcus seufzte. Die Flucht würde ihm jetzt keinen Vorteil bringen. Viel besser wäre es, seinen ursprünglichen Plan zu verfolgen und herauszufinden, ob er seinen Fall General Pompeius direkt vortragen und dabei das Geheimnis seiner wirklichen Herkunft wahren könnte.
Marcus räusperte sich. »Falls ich deinem Onkel gute Dienste leiste, lässt er mich vielleicht frei. Bis dahin werde ich dich mit meinem Leben verteidigen.«
Portia lächelte. »Danke. Und, Marcus, ich kann dir vielleicht helfen. Ich würde es gern tun, wenn ich kann.«
Nach einem kurzen Schweigen sprach Marcus wieder. »Vielleicht. Aber du musst wissen, dass ich niemals wirklich dein Freund sein kann. Nicht solange ich Sklave und du die Nichte eines Konsuls bist.«
Portia legte eine kleine Pause ein, ehe sie antwortete. »Ich nehme an, du hältst mich für eine verzogene Blage. Eine, die genauso ist wie all die anderen albernen Mädchen, die sich in Sänften durch die Stadt tragen lassen. Nun, vielleicht bin ich das in gewisser Weise auch. Aber mein Onkel ist mächtig, und das bedeutet, dass viele Männer und Frauen sehr begierig danach sind, zu seinen Freunden zu zählen. Also schmeicheln sie sich bei ihm ein, und ihre Söhne und
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