Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
würden andere Banden in unser Gebiet drängen, und die Leute im Aventin würden keinen Finger krumm machen, um sie daran zu hindern. Und weißt du, warum? Weil sie sich nicht mehr vor uns fürchten würden. Nur die Furcht sorgt dafür, dass wir hier im Aventin die Oberhand haben. Wenn wir gegen Clodius klein beigeben, sind wir erledigt. Wir müssen weiterkämpfen und wir müssen gewinnen. Es gibt keine andere Wahl. Kapiert?« Er legte eine kleine Pause ein und fügte dann voller Verachtung hinzu: »Oder habt ihr das nicht richtig zu Ende gedacht, du und deine Freunde?«
Marcus sah, wie der Bandenführer sich unter dem wütenden Blick seines Oberhauptes wand.
»Milo, wenn wir so weitermachen, sind bald nicht mehr genug von uns übrig, um den Aventin zu kontrollieren. Begreifst du das nicht? Wir müssen mit Clodius verhandeln. Wir müssen damit aufhören – warum machen wir überhaupt die Drecksarbeit für irgendwelche Politiker?«
Milo packte plötzlich einen halb vollen Weinkrug und schmetterte ihn mit einem wilden Schlag im hohen Bogen Brutus auf den Kopf. Der Krug explodierte in unzählige Splitter, der dunkelrote Wein spritzte über den ganzen Tisch und besudelte Spurius, Milo und auch Marcus, der ganz in der Nähe stand. Brutus klatschte mit dem Schädel auf den Tisch und stöhnte hohl, ehe er das Bewusstsein verlor. Aus einer schartigen Platzwunde in der Kopfhaut strömte Blut, das sich mit dem auf dem Tisch verschütteten Wein mischte. Marcus zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück. Alle am Tisch starrten mit ängstlicher Miene auf die Szene. Andere, die sich am Rand der Löwengrube aufhielten, hatten bemerkt, dass etwas geschehen war, und schauten zum Gasthaus hin. Milo kletterte auf den Tisch und starrte auf die Gesichter hinunter. Er brüllte über den ganzen Platz, und seine Stimme hallte von den Wänden der Mietshäuser ringsum wider.
»Man hat mir gerade berichtet, dass einige von euch meine Entscheidung infrage stellen, gegen die Banden des schleimigen Emporkömmlings Clodius in den Krieg zu ziehen. Es scheint, als hättet ihr nicht den Mumm für einen Kampf. Sind einige von euch schon so tief gesunken? Seid ihr nichts als jämmerliche Würmer, zu feige, um das zu verteidigen, für das wir schon so lange kämpfen? Es ist gleichgültig, wie es zu diesem Bandenkrieg gekommen ist. Tatsache ist, dass wir alle hineingezogen wurden, und wir haben keine andere Wahl. Wir müssen kämpfen und gewinnen. So regeln wir auf dem Aventin solche Angelegenheiten.« Er deutete mit dem Finger auf Brutus. »Dieser wertlose Feigling hat mir gesagt, wir sollten allem, was wir erreicht haben, den Rücken zuwenden und Clodius anflehen, den Bandenkrieg zu beenden und Frieden mit uns zu schließen … Ein toller Friede! In dem Augenblick, wo die anderen Banden in Rom das zu Ohren bekommen, haben sie keinen Funken Respekt mehr vor uns. Dann ergreifen sie jede Gelegenheit, um zu beweisen, dass die Banden vom Aventin erbärmliche Schwächlinge sind, so wie der Wurm hier zu meinen Füßen.« Milo hob seinen Stiefel und kickte den bewusstlosen Brutus so hart, dass er von der Bank rutschte und unmittelbar neben Marcus auf den Boden knallte. »So wird es allen ergehen, die nicht den Mumm haben, diesen Krieg bis zum bitteren Ende zu führen. Ich will Männer, echte Männer hinter mir stehen haben, mit denen ich diesen Drecksack Clodius bekämpfen kann, keine Schwächlinge, die beim ersten Rückschlag gleich zu ihrer Mutter rennen.« Sein Blick fiel auf Marcus, er winkte ihn zu sich und sagte leise. »Komm hier herauf, Junge.«
Marcus kletterte neben Milo auf den Tisch. Der Mann legte ihm schwer die Hand auf die Schulter und richtete sich wieder an seine Zuschauer. »Selbst dieser Junge ist mutiger als Brutus. Zumindest hat er die Courage, wenn es sein muss, auch einen aussichtslosen Kampf zu beginnen und dann doch zu gewinnen. Wenn dieser Junge für sich einstehen kann, dann kann das jeder andere Mann hier auch.«
Marcus spürte, wie alle Augen sich auf ihn richteten, und die gebündelte Aufmerksamkeit machte ihn unweigerlich nervös. Er wollte doch ein Spion sein und kein öffentlich vorgeführtes Vorbild. Was wäre, wenn ihn jemand von der Schlacht mit Clodius wiedererkannte?
»Ich schneide jedem die Kehle durch, der mit Clodius verhandeln will. Wir werden eines Tages Frieden haben, das schwöre ich euch. Und zwar genau an dem Tag, an dem Clodius und die letzten seiner Leute tot zu meinen Füßen liegen. Bis dahin
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