Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
zerschmettern.
»Sag es laut«, forderte Marcus.
»Du gewinnst …«
Marcus drehte sich zu der Bande um. »Ihr habt es alle gehört. Ich habe gewonnen. Und jetzt macht, dass ihr wegkommt!« Er schwang den Knüppel in die Richtung der am nächsten stehenden Jungen, und sie verzogen sich rasch und ließen Marcus und ihren gefallenen Anführer allein zurück.
Marcus holte tief Luft und machte sich langsam klar, dass er Kasos wirklich besiegt hatte. Er ließ sich auf den Boden fallen, erleichtert, dass er wieder einmal davongekommen war. Als er sprach, war seine Stimme ausdruckslos und kalt. »Ich will deine Bande gar nicht haben. Ich brauche sie nicht. Du kannst sie behalten.«
»Was?« Kasos schaute ihn misstrauisch an.
»Du kannst sie zurückhaben, wenn du mir beim allmächtigen Jupiter schwörst, dass ihr mich in Ruhe lasst und euch von Demetrius’ Gasthaus fernhaltet. Schwör mir das, sonst kannst du dich von der Löwengrube auf Nimmerwiedersehen verabschieden und ich setze einen von deinen … ›Freunden‹ als Anführer deiner Bande ein.«
Kasos reagierte zunächst nicht; das Angebot hatte ihn zu sehr verdattert. Dann sagte er: »Du hättest mich töten können. Warum hast du’s nicht getan?«
Marcus antwortete nicht. Er schwang seine Keule. »Nun – wofür entscheidest du dich?«
Kasos zwinkerte nervös. »Ich schwöre beim allmächtigen Jupiter, dass ich dich in Ruhe lasse.«
Marcus ließ den Knüppel sinken und nahm ihn dann in die Linke, während er Kasos auf die Beine half. Kurz starrten die beiden einander an. Kasos schaute als Erster weg und schüttelte den Kopf.
»Bei den Göttern, einen Kämpfer wie dich habe ich noch nie gesehen. Noch ein paar Jahre, und du kannst es sogar mit Milo aufnehmen.« Kasos schaute sich rasch um, aber es war niemand in der Nähe, der ihn hätte hören können. »Na ja, vielleicht nicht ganz so gut, aber ein erstklassiger Straßenkämpfer wird aus dir werden. Du könntest mein Stellvertreter werden, wenn du möchtest.«
Marcus zwang sich zu einem Lächeln. »Nein danke.«
»Wenn du nicht hier bist, um dich den Banden anzuschließen, warum bist du dann gekommen?«
»Um ein neues Leben anzufangen«, antwortete Marcus. »Ein ehrliches Leben.«
»Na, da bist du hier an der falschen Stelle.« Kasos deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf die Löwengrube. »Wenn du ein ehrliches Leben suchst, hier wirst du es nicht finden.«
»Das geht schon«, beharrte Marcus. »Jedenfalls im Augenblick.« Damit wandte er sich ab und ging zurück zum Gasthaus.
Er hatte gerade die Tür erreicht, als von der anderen Seite der Löwengrube ein Schrei ertönte. Ein blutüberströmter Mann kam aus einer der Gassen getaumelt und hielt die Hände an eine Kopfwunde gepresst. Ein anderer folgte ihm humpelnd, dann zwei weitere, die einen Bewusstlosen trugen. Mehr und mehr Männer kamen hinter ihnen herbei. Während noch Mitglieder der Klingen- und Skorpionbanden auf die freie Fläche taumelten, schrie der erste: »Sie haben uns reingelegt! Wie Ratten sind wir ihnen in die Falle gegangen …«
»Wo ist Milo?«, brüllte eine Stimme. »Holt ihn schnell. Das werden sie uns teuer bezahlen!«
XXI
»Du zuerst, Spurius«, forderte Milo, als er an einem Tisch draußen vor dem Gasthaus den beiden Bandenführern gegenübersaß. Das war kurz nachdem die ersten Männer in die Löwengrube zurückgekehrt waren. Marcus hatte eilends einen Krug Wein und Brot für die Männer herausgetragen, die an Milos Tisch auftauchten, und stand ein wenig entfernt.
Der Anführer der Klingen trug einen rasch angelegten Verband um den Kopf, durch den immer noch Blut sickerte. Er sammelte sich, ehe er antwortete. »Wir sind ohne Schwierigkeiten bis zum Forum vorgedrungen und haben gesehen, dass das Verfahren gleich anfangen würde. Cato war da, bereit für seine Eröffnungsansprache. Calpurnius Piso sah nicht danach aus, als hätte man ihn überhaupt angeklagt. Er war sauber rasiert und adrett gekleidet, spielte nicht die übliche Rolle des verzweifelten und reuigen Sünders. Er saß mit seinem Rechtsanwalt da und schien sich sogar zu amüsieren. Wir hätten uns denken können, dass er dafür einen Grund hatte. Jedenfalls war eine von Clodius’ Banden schon da und buhte Cato aus. Wir haben uns hinter ihnen versammelt und angefangen, sie aus dem Weg zu schubsen. Es gab die üblichen Rangeleien, ein paar Schläge hier und da, aber wir haben sie verscheucht und um die Tribüne eine Kette gebildet, sodass niemand
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