Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
nur!«
Marcus biss die Zähne zusammen. Er erinnerte sich an die Furcht, mit der er hatte leben müssen, als er in der Gladiatorenschule die endlosen Quälereien des Kelten erlitten hatte. Jetzt reicht’s! Marcus war wütend auf sich selbst. Er spielte dem Feind in die Hände. Er musste die Vergangenheit abschütteln. Er musste Ferax als den Gegner hier und heute sehen und alles von sich schieben, was seine Konzentration beeinträchtigte.
Er trat nun selbst einen Schritt vor, hob das Netz ganz vom Boden und begann es langsam hin und her zu schwingen. Ferax beobachtete ihn misstrauisch. Es war offensichtlich, dass Ferax nicht mehr der impulsive Kämpfer wie vor einigen Monaten war. Damals war Marcus der vorsichtigere von beiden gewesen. Das brachte ihn auf eine Idee. Vielleicht konnte er den früheren Kampf zu seinem Vorteil nutzen? Wenn Ferax von ihm die gleiche Vorsicht wie damals erwartete, musste Marcus nur etwas Unerwartetes tun, um ihn zu überrumpeln. Kurz entschlossen stürzte er plötzlich vorwärts und stieß mit seinem Dreizack in Richtung von Ferax’ freiliegendem Hals. Der Stoß wurde mit dem Schild abgeblockt, wie Marcus es erwartet hatte, und während er noch seinen rechten Arm zurückriss, holte er schon mit der Linken weit mit dem Netz aus und versuchte, damit Ferax’ Schwertarm zu umschlingen. Ferax machte eine geschickte Drehung, die ihn außer Reichweite brachte. Nun standen die beiden einander keuchend gegenüber, während sie ihre nächsten Schritte planten.
»Mach schon, Junius!«, brüllte Kasos. Ein Mann neben ihm machte eine ärgerliche Bemerkung. Kasos schaute überrascht.
»Nein? Wirklich? Na gut, dann … mach schon, Marcus! Zeig’s ihm!«
Kasos’ Bande nahm die Parole auf. Marcus lächelte grimmig. Er unternahm einen neuen Vorstoß und täuschte einen weiteren Angriff auf den Hals seines Feindes vor. Sobald Ferax den Schild hob, änderte Marcus jedoch den Stoßwinkel und zielte auf das Bein seines Gegners. Die äußerste Zinke schnitt in den Oberschenkel des Jungen, und Ferax schrie vor Schmerz und Wut auf. Dann preschte er in die Reichweite des Netzes vor, holte mit seinem Schwert in hohem Bogen aus und zielte auf Marcus’ Gesicht. Der spürte den Luftzug und hörte das Zischen der Klinge, und nur knapp gelang es ihm, sich unter der fein geschliffenen Schneide wegzuducken. Er hatte gerade noch genug Zeit, Ferax seinen Dreizack von unten in die Achselhöhle zu stoßen. Es war nicht viel Kraft hinter diesem Angriff gewesen, doch die Zinken des Dreizacks rissen dem Opfer drei leichte Wunden in die Seite. Marcus rannte weiter, vorbei an seinem Gegner, und wandte sich dann blitzschnell um, in der Hoffnung, von hinten zuschlagen zu können. Aber Ferax wirbelte herum und war auf der Hut, ehe Marcus wieder einen sicheren Stand hatte und den Dreizack einsetzen konnte.
Sie standen einander gegenüber. Ferax keuchte laut durch das Schutzgitter seines Helms, das keinen Blick auf seinen Gesichtsausdruck erlaubte und ihn nur noch grimmiger aussehen ließ. Marcus schwenkte sein Netz sacht nach vorn, sodass es über den Boden schleifte, und versuchte, damit seinen Gegner aus der Ruhe zu bringen. Blut rann aus den kleinen Schnittwunden an Ferax’ Seite und an seinem Oberschenkel, aber Marcus sah, dass seine Kampffähigkeit dadurch nicht beeinträchtigt war.
»Das erste Blut geht an dich, Marcus«, knurrte der Kelte. »Ich wollte dir die Chance geben, die Sache schnell und schmerzlos zu beenden, aber nun werde ich dich leiden lassen.«
Marcus antwortete nicht, sondern blieb in der Hocke. Er bewegte sich langsam im Kreis zur Seite und zwang Ferax dadurch, sich mit ihm zu drehen, bis der mit dem Rücken zu einer der Ecken des Kampfplatzes stand. Marcus täuschte eine erneute Attacke mit dem Dreizack vor und schwang dann sein Netz flach über dem Boden auf die Füße seines Gegners zu, sodass Ferax nach hinten ausweichen musste. Marcus wiederholte diese Strategie und Ferax verlor erneut an Boden. Er war nun kaum mehr als sechs Fuß von der Ecke der mit Seilen abgetrennten Fläche entfernt. Hinter dem Kelten konnte Marcus die Gesichter der Menschenmenge ausmachen. Einige feuerten Marcus an, und ihre Gesichter waren in grausamer Erregung verzerrt. Diejenigen, die Ferax unterstützten, brüllten vor Wut, weil er zurückwich.
Ferax merkte, dass ihm der Raum zum Manövrieren ausging, und bereitete sich zum Angriff vor. Marcus sah, wie der andere einen Augenblick lang sein Gewicht nach hinten
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