Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Kohorte einnahm, ganz in der Nähe des Wagens, in dem Decimus und seine Männer mit ihren Schwertern bereitstanden, lenkte Marcus sein Pferd neben das des Tribuns. Er starrte auf die Welle von Männern, die auf sie zurollte. Alle hatten die Münder zu einem ohrenbetäubenden Kampfschrei aufgerissen. Die meisten waren gut bewaffnet, mit Schilden, Helmen undWaffen ausgerüstet, die sie bei den Überfällen auf Bauernhöfe, Dörfer und kleine Städte erbeutet hatten. Sie sahen völlig anders aus als der zerlumpte Polonius, der Rebell, den Festus gefoltert hatte.
In diesem Augenblick begriff Marcus alles. Die schlaue Falle, die Brixus Caesar gestellt hatte, baute auf der Verachtung des Römers für die rebellierenden Sklaven und auf seinem Verlangen nach einem schnellen Ende des Feldzugs auf. Man hatte Polonius bewusst mitgenommen und ihn zurückgelassen, damit er gefangen genommen würde und Caesar die Informationen gab, die diesen vom Tross weglocken würden. Es hatte ihn das Leben gekostet, und Marcus konnte nur den Mut des Mannes bewundern, der diese Rolle übernommen und sich aufgeopfert hatte, um seinen Kameraden einen Sieg über die Römer zu ermöglichen. Er fragte sich, ob es in Caesars Armee einen Mann gab, der so tapfer war. Dann hatte er keine Zeit mehr zum Nachdenken: Der Feind brach über sie herein.
In der vordersten Linie des Angriffs waren die Männer mit Schleudern und Bogen bewaffnet. Sie blieben stehen, um ihre Geschosse zu werfen, ehe sie weiterstürmten. Marcus fuhr herum, als er ein dumpfes Krachen hörte, und sah einen der Legionäre fallen, das Gesicht eine einzige blutige Maske. Der Mann stürzte in den Schnee und trat eine Weile um sich, ehe er das Bewusstsein verlor. Weitere Kugeln und Pfeile prallten an den ovalen Schilden der Legionäre ab. Mit schrillem Wiehern fiel eines der Maultiere dem Ansturm zum Opfer. Einige Gespanne gerieten in Panik und zerrten ihre Wagen aus der Linie. Marcus sah, wie ein Gespann zur Seite ausbrach undsich durch die Reihe der Legionäre pflügte. Ein Mann wurde umgeworfen und seine Beine wurden von den Wagenrädern zermalmt. Die Maultiere brachen in Trab aus und rasten über das schneebedeckte Feld auf die Reihen der Rebellen zu.
»Speere bereit!«, brüllte der älteste Zenturio.
Der Abstand zwischen den beiden Seiten hatte sich inzwischen auf kaum dreißig Schritte verringert. Die Legionäre warteten auf den Befehl des Zenturios, hoben ihre Speere hoch und zogen die Arme zurück. Marcus sah, wie der Zenturio die Augen zu Schlitzen verengte, während er, das Schwert in die Höhe gereckt, den richtigen Augenblick abwartete. Mit mattem Glänzen sauste die Klinge nach unten, und er schrie, so laut er konnte: »Los!«
In hohem Bogen flogen die dunklen Speere durch das Schneegestöber, ehe sie die Männer trafen, die auf die römische Linie zuliefen. Marcus sah Dutzende zusammenbrechen, als die scharfen Eisenspitzen sie durchbohrten. Aber die nächsten Angreifer zögerten nicht und rannten weiterhin geradewegs auf die Kohorte und ihre Wand aus Schilden zu. Marcus saß im Sattel, die Ohren erfüllt vom Krachen der Schilde, dem Knirschen und Klirren der Klingen und dem Grunzen und Stöhnen der kämpfenden Männer. Es war eine Schlacht, wie er sie noch nie vorher gesehen hatte. Schlimmer noch als die Prügeleien der Straßenbanden, die er auf dem Forum Romanum miterlebt hatte. Und furchterregender als die Gladiatorenkämpfe, die er hatte erdulden müssen. Dort war es um eine Prüfung von Fertigkeiten gegangen, und jeder musste sich nur auf einen Gegner konzentrieren, mit dem er auf Leben und Tod kämpfte. Was hier geschah, schien ihm ein blutiges Chaos, ein einziges Hacken, Schneiden und Stoßen entlang der ganzen zerklüfteten Schlachtlinie.
An seiner Seite hielt der Tribun Quintus sein Schwert hoch und rief den Männern, die er befehligte, ermutigende Worte zu. »Durchhalten! Drängt das Sklavengesindel zurück!«
Dann brach genau vor ihren beiden Pferden ein Rebell durch die römische Linie. Eine Axt in der einen Hand, einen Schild in der anderen, hatte er den Mund hinter seinem wilden, schwarzen Bart zu einem lauten Schrei aufgerissen. Er sah den römischen Offizier und stürmte auf ihn zu, schwang die Axt über dem Kopf und zielte mit der schweren Klinge auf Quintus’ Schulter. Marcus reagierte instinktiv und riss an den Zügeln, sodass sein Pferd in den Rebellen krachte und ihn zur Seite drängte. Die Axt sauste nach unten, haarscharf am Stiefel des Tribuns
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